FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) Alfred Döblin meinte es wirklich ernst mit der Moderne. Er stammte aus einer gutbürgerlichen jüdischen Familie und wurde Nervenarzt zu einer Zeit, da das noch heftig umstritten war. Ausserdem verfasste er Artikel für die expressionistische Zeitschrift "Der Sturm". Seine Essays über Berlin veröffentlichte er bereits während des ersten Weltkrieges und daraus wurde später sein Roman Berlin Alexanderplatz, der diesen Charakter beibehielt. Eine Mischung aus Collagen, inneren Monologen und expressionistischen Ausbrüchen. Wer es liest, meint, unmittelbar dabei zu sein! Ganz nebenbei ist dieser erste Grossstadt-Roman aber auch ein gewaltiger Brocken Gesellschaftskrritik. Phil Jutzi war einer der Wegbereiter des proletarischen Kinos in der Weimarer Republik, gefilmt vor Ort mit echten Menschen. Nach Döblins Drehbuch entstand dieser letzte grosse Film Jutzis. In der Hauptrolle, der umstrittene Star Heinrich George als Franz Biberkopf. Damals bekundete George noch seine Sympathie für die Linken. Später ging er nach Hollywood, um 1933 als grosser Nazi-Schauspieler zu wirken. Über seine politische Schuld mag man streiten, seiner schauspielerischen Kraft aber kann sich niemand entziehen! Wie wurde das Simultane und das Klangliche der Romanvorlage im Film wiedergegeben? Etwas unbeholfen durch eine Und-Dann-Erzählweise. Wer aber ein Mal George als Franz Biberkopf gesehen hat, kann sich niemand anderen mehr in der Rolle vorstellen. Fast zerbricht der Film an dieser imponierenden Figur: Einige Szenen haben dokumentarischen Charakter, dann wieder verkommt Berlin zur Kulisse. Mitten drin, Biberkopf. Ein einsamer Typ, gerade aus dem Gefängnis entlassen, der vom Tempo und dem Lärm der Grossstadt überfordert ist, aber trotzdem entschlossen, ein ehrbares Leben zu führen. Manchmal verlässt sich der Film zu sehr auf seine Schauspieler und wirkt dann wie uninspiriert herunter gefilmtes Theater. So viel weniger traut sich diese Verfilmung zu als das Original! Entnommen wurde nur die Unterweltshandlung, aber nicht das Ganze - vielleicht ein grundsätzliches Problem bei Literaturverfilmungen. Trotzdem bietet sich uns die Gelegenheit, in das "goldene Zeitalter" Berlins zu blicken. Was sehen wir? Die Stadt mit all ihren Verwünschungen und Fallen. Für Bieberkopf ist bereits die Bürokratie zu viel. Das Kleinbürgertum ist nicht seine Welt, aber der soziale Aufstieg misslingt. Bieberkopf entgeht einem Mordversuch, verliert einen Arm und die nächste Katastrophe lauert schon. So klingt das: „Biberkopf ist ein kleiner Arbeiter. Wir wissen, was wir wissen, wir habens teuer bezahlen müssen." Bieberkopf verschwindet in der Menge, doch ist das für einen Heinrich George überhaupt möglich? Der sucht den grossen Auftritt und da haben wir das Dilemma wieder. - FREE ON YOUTUBE Alfred Döblin was really serious about modernity. He came from a middle-class Jewish family and became a neurologist at a time when that was still highly controversial. He also wrote articles for the expressionist magazine "Der Sturm". He already published his essays about Berlin during the First World War and this later became his novel Berlin Alexanderplatz, which retained this character. A mixture of collages, inner monologues and expressionist outbursts. Anyone who reads it means to be right there! By the way, this first big-city novel is also a huge piece of social critiy. Phil Jutzi was one of the pioneers of proletarian cinema in the Weimar Republic, filmed on location with real people. After Döblins script this last big movie of Jutzis was written. In the leading role, the controversial star Heinrich George as Franz Biberkopf. At that time George still expressed his sympathy for the left. Later he went to Hollywood to work as a great Nazi actor in 1933. One may argue about his political guilt, but nobody can escape his acting power! How was the simultaneous and the sound of the novel reproduced in the film? Somewhat awkward due to an "and then" narrative style. But anyone who has once seen George as Franz Biberkopf can no longer imagine anyone else in the role. The film almost breaks down because of this impressive character: some scenes have a documentary character, then again Berlin degenerates into a backdrop. Right in the middle, beaver's head. A lonely guy, just released from prison, overwhelmed by the speed and noise of the big city, but nevertheless determined to lead a respectable life. Sometimes the film relies too much on its actors and then seems like uninspired down filmed theatre. So much less daring than the original! Only the underworld plot was taken, but not the whole thing - perhaps a fundamental problem with literary adaptations. Nevertheless, we have the opportunity to look into the "golden age" of Berlin. What do we see? The city with all its imprecations and traps. The bureaucracy is already too much for Bieberkopf. The petty bourgeoisie is not his world, but social advancement fails. Bieberkopf escapes a murder attempt, loses an arm and the next catastrophe is already lurking. So it sounds: "Bieberkopf is a small worker. We know what we know, we have had to pay dearly." Bieberkopf disappears in the crowd, but is that even possible for a Heinrich George? He is looking for the big performance and there we have the dilemma again.
Do, 27/03/2014 - 16:54
Directed by:
Piel Jutzi
Schauspieler:
Heinrich George
Maria Bard
Bernhard Minetti
Margarete Schlegel
Gerhard Bienert
Albert Florath
Käthe Haack
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