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Of gods and men
Mi, 31/07/2013 - 22:09

Der französische Film hat nicht mehr den Ruhm der Nouvelle Vague, doch auch um die Jahrtausendwende kann man wieder einen neuen Schub beobachten. Eine Reihe von Autoren sind Neuerer des Kinos, so Christophe Honore, Arnaud Desplechin, Laurent Cantet oder Abdellatif Kechiche. Honore ist der wichtigste Vertreter dieser neuen Generation. Ma mere ist die Geschichte eines Jungen, der in das lasterhafte Leben seiner Mutter eingeführt wird und eine inzestuöse Beziehung mit ihr eingeht. Les Chansons d’amour ist eine Verbeugung vor Les Parapluies de Cherbourg mit vielen Bezügen zur Nouvelle Vague. Dans Paris ist die lakonische Schilderung zweier gegensätzlicher Brüder, einer depressiv, der andere ein Boheme. Romain Duris und Louis Garell umweht dabei ein Hauch von Erotik, alles ist Andeutung, alles schwebt. Desplechins bisher bester Film ist Roi et reine über die Lebenslügen in der Familie sowie unter Freunden. Ein von komischer Poesie und viel Wehmut getragenes Werk, in dem besonders begeistert, aus welchen Winkeln die Kamera das Geschehen einfängt. Ma vie sexuelle zeigt eine ganze Generation neuer Gesichter, die einmal Stars werden können, darunter Emmanuelle Devos und Mathieu Amalric. Cantets Film L'emploi du temps (Auszeit) zeigt wie das Leben eines Managers an ihm vorbei fährt, was selten so kongenial in Bilder gefasst wurde. Entre les murs (Die Klasse) zeigt den tiefen Graben zwischen einem Lehrer und seinen Schülern. Unmittelbar, fast wie eine Doku nähert sich Cantet dem Kino der Dardenne Brüder an. Kechiche Film L´esquive zeigt das Leben in den Pariser Vororten, den Slums der Migranten, in denen die französische Republik generell in Frage gestellt wird. Ein Aussenseiterfilm, der durch die landesweiten Revolten in den Banlieus noch an Brisanz gewinnt. La graine et le moulet (Cous Cous mit Fisch) schliesst an den grossen Erfolg von L´esquive an und handelt von einem arbeitslosen Hafenarbeiter, der mit Hilfe seiner Stieftochter ein Restaurant auf einem Schiff eröffnen möchte. Kunstvoll ist der Erzählrythmus des Films arrangiert, grandios das Finale! Des hommes et des dieux (Of gods and men) zeigt in langen meditativen Einstellungen ein Kloster in Algerien, in dem auf geheimnisvolle Weise Mönche verschwinden. Ein Film, der seine Faszination aus der theologischen Reflexion zieht und dennoch über zwei Millionen Kinobesucher in Frankreich findet – ein kleines Wunder! La question humaine (Heartbeat detector) ist einer der vielen ungewöhnlichen Filme mit Mathieu Amalric. Der Generaldirektor eines Konzerns zeigt offenbar eine Persönlichkeitsstörung, so dass ein Psychologe auf ihn angesetzt wird, der allerdings auch Mensch und Dämon in sich hat, tags Manager, nachts entfesselt am Rande des Wahnsinns. Home führt eine proletarisch kafkaeske Familie beengt auf ihr Zuhause vor. Ein eigenwilliger Film, der den Zuschauer ein geschlossenes System betrachten lässt. Tomboy zeigt in minimalistisch eleganten Bildern einen Sommer aus dem Leben von Laure, die für diese Zeit als Michael auftritt, sich so bewegt, kleidet und prügelt wie ein Junge. Anarchie der Geschlechter! Je te mangerais (Highly sprung) ist eine amour fou zwischen zwei Frauen, ein Psychothriller um sexuelle Macht und psychische Absorption. Noch ist in dieser Generation kein Rivette und auch kein Godard in Sicht und doch passiert viel im französischen Film. Während Erfolgskomödien wie Intouchables (Ziemlich beste Freunde) und Genrefilme aus Frankreich mehr Aufmerksamkeit bekommen, sind es doch Stilisten wie Honore und Desplechin neben vielen Debütaten, die das moderne französische Kino neu erfinden. - French film no longer has the fame of the Nouvelle Vague, but even at the turn of the millennium a new impetus can be observed. A number of authors are innovators of cinema, such as Christophe Honore, Arnaud Desplechin, Laurent Cantet or Abdellatif Kechiche. Honore is the most important representative of this new generation. Ma mere is the story of a boy who is introduced to the vicious life of his mother and enters into an incestuous relationship with her. Les Chansons d'amour is a bow to Les Parapluies de Cherbourg with many references to the Nouvelle Vague. Dans Paris is the laconic portrayal of two opposing brothers, one depressed, the other bohemian. Romain Duris and Louis Garell have a touch of eroticism, everything is a hint, everything floats. Desplechins best movie so far is Roi et reine about the life lies in the family and among friends. A work carried by comic poetry and a lot of melancholy, in which the angles from which the camera captures the events are particularly inspiring. Ma vie sexuelle shows a whole generation of new faces who can become stars, including Emmanuelle Devos and Mathieu Amalric. Cantett's film L'emploi du temps (Time Out) shows how a manager's life passes him by, something that has rarely been so congenially captured in pictures. Entre les murs (The Class) shows the deep divide between a teacher and his students. Immediately, almost like a documentary, Cantet approaches the cinema of the Dardenne brothers. Kechiche Film L´esquive shows life in the Paris suburbs, the slums of migrants in which the French Republic is generally questioned. It is an outsider film that is becoming even more explosive as a result of the nationwide revolts in the Banlieus. La graine et le moulet (cous cous with fish) follows on from the great success of L´esquive and is about an unemployed dock worker who wants to open a restaurant on a ship with the help of his stepdaughter. The rhythm of the film's narrative is artfully arranged, the finale is grandiose! Des hommes et des dieux (Of gods and men) shows in long meditative shots a monastery in Algeria, where monks disappear mysteriously. A film that draws its fascination from theological reflection and yet finds over two million cinema-goers in France - a small miracle! La question humaine (Heartbeat detector) is one of the many unusual films with Mathieu Amalric. The CEO of a company apparently shows a personality disorder, so that a psychologist is assigned to him, but he also has man and demon in him, day manager, at night unleashed on the brink of madness. Home presents a proletarian Kafkaesque family cramped on their home. An idiosyncratic film that lets the viewer view a closed system. Tomboy shows a summer from Laure's life in minimalist, elegant images. Laure appears as Michael for this time, moving, dressing and beating like a boy. Anarchy of the sexes! Je te mangerais (Highly jump) is an amour fou between two women, a psychothriller about sexual power and psychological absorption. There is still no Rivette or Godard in sight in this generation and yet a lot happens in French movies. While successful comedies like Intouchables (Ziemlich beste Freunde) and genre films from France get more attention, stylists like Honore and Desplechin, along with many debuts, are reinventing modern French cinema. 

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Arnaud Desplechins bester Film! Essentiell! Ein Muss!
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Der Blick von innen! Laurent Cantets intensiver Film über einen Lehrer und seine Klasse.
Die Frau des Leuchtturmwärters – L'equipier

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Der Geschmack von Rost und Knochen – De rouille et d'os

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Thriller Spezialist Jacques Audiard liefert sein erstes Drama und wie gewohnt ist das Ergebnis phänomenal! Eine gegensetzliche Liebesgeschichte, die nachvollziehbar wird durch die schrecklichen Umstände!
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Der beste französische Film zur Wirtschaftskrise! Von Pierre Schoeller
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Abdellatif Kechiche macht etwas ganz besonderes aus seinem Sozial-Drama, indem er das Finale wie einen Action Film montiert!
Blau ist eine warme Farbe - La vie d'Adèle

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Mal abgesehen von den berühmten Sexszenen der Mädchen ist das ein tiefer aufrichtiger Liebesfilm! Von Frankreichs kommenden Regie-Star Abdellatif Kechiche
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Kommentare

Eure letzten Kommentare
laurie.adele
So, 27/07/2014 - 16:20

Oh! You know these movies in

Oh! You know these movies in Berlin? Dans Paris? Esther Kahn? Where can I get them here?

Filmkunstbar Fitzcarraldo
So, 14/09/2014 - 22:41

The Nouvelle Nouvelle Vague!

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