1962 gaben einige junge Regisseure in Oberhausen bekannt: "Papas Kino ist tot". Noch hatte keiner der Unterzeichner einen nennenswerten Film gemacht, aber darum ging es auch noch gar nicht. Das grösste Thema der Oberhausener: Woher kommt das Geld? Antwort: Vom Staat. - Merkt ihr was? Die deutsche Film-Misere, sie existierte schon bevor überhaupt was gedreht wurde. Nun maulen einige Betonkopf-Berliner bestimmt gleich, aber der richtige Geist kam Mitte der 60er aus München (damals spielten wir in Mauer Berlin tatsächlich keine Rolle, das kam erst während der 70er). Während sich Alexander Kluge und Edgar Reitz mit Filmförder-Anträgen abkämpften, sassen ein paar andere junge Regisseure in München im Türkendolch Kino, um Howard Hawks und John Ford zu bewundern (so erzählt Klaus Lemke). Die "Intellektuellen" der Gruppe 47 mochten den polnischen Vorbildern nacheifern (was aussichtslos war, denn kein Deutscher kann so pessimistisch erzählen), die Münchener dagegen liebten die Amerikaner. Sie wollten Gangster-Thriller machen. Solche wie die mit Robert Mitchum, der irgendwann wegen Haschisch Besitzes ins Gefängnis nach Acapulco abgeführt wurde. Klingelts? Rudolf Thome, Eckhart Schmidt, Klaus Lemke, Max Zihlmann, Marran Gosov, May Spils, Martin Müller, Werner Enke, sie alle liebten die Nouvelle Vague und ich versuche die französische Neue Welle mal auf einen Nenner zu bringen: Coole Typen und schöne Frauen. In etwa so funktionieren auch die Filme von Lemke und Thome. Die Münchener begannen mit Kurzfilmen und klauten von den amerikanischen sowie französischen Vorbildern. 1967 wars dann Zeit für eine Gruppe in der Gruppe. Die "Neue Münchener Gruppe", namentlich Klaus Lemke, Eckhart Schmidt und Rudolf Thome, stellten ihre ersten Langfilme fertig. Es entstanden 48 Stunden bis Acapulco (Klaus Lemke, 1967), Jet Generation (Eckart Schmidt, 1968) und Detektive (Rudolf Thome, 1969). Film als reiner Film voller Leidenschaft, Sex, Humor und ACTION! Die Typen trugen Sonnenbrillen, rauchten und dazu lief die passende Musik. Und was für Frauen traten auf! Iris Berben (entdeckt von Lemke), Uschi Obermaier, Ingrid Caven, Helga Anders und, ja, Kohls Mädchen Uschi Glas. Übrigens hatten die Münchener auch eine Regisseurin im Gepäck: May Spils, die mit Glas Zur Sache Schätzchen drehte. Damals schrieb der deutsche Kritiker-Pabst Enno Patalas: „Auch sie sind heute um die dreißig, wohnen vorzugsweise in München … Dennoch wäre nichts verkehrter, als die ‘Neue Münchner Gruppe’ als Fortsetzung der alten anzusehen. Was sie von jener unterscheidet, definiert sie geradezu.“ Kurz: Sie waren die Antis. Und heute? Klaus Lemke ist gegen die Berlinale und den deutschen Förderbrei. Er ist gegen den deutschen Mainstream, der die langweiligsten Filme der Welt herausbringt. Und was sagt Klaus Lemke dazu? "In den 60ern waren wir alle in dasselbe verliebt: In uns. Und dass uns das Leben vor lauter Begeisterung aus der Hand fressen müsste. Wenn wir nur immer so weitermachen. Bis wir in den 80ern selbst zum Futter wurden. Damals waren Godard und Warhol bestenfalls Statisten. Niemand konnte sich eine Welt vorstellen, in der wir nicht selbst die Grössten waren." - In 1962 some young directors in Oberhausen announced: "Papas Kino ist tot". None of the signers had made a film worth mentioning yet, but that wasn't the point. The biggest topic of the Oberhauseners: Where does the money come from? Answer: From the state. - Do you notice anything? The German film misery, it existed even before anything was shot. Now some concrete head Berliners certainly moan the same, but the right spirit came from Munich in the middle of the 60's (at that time we really didn't play a role in Mauer Berlin, that didn't come until the 70's). While Alexander Kluge and Edgar Reitz struggled with film funding applications, a few other young directors sat in the Türkendolch cinema in Munich to admire Howard Hawks and John Ford (Klaus Lemke tells us). The "intellectuals" of group 47 liked to emulate their Polish role models (which was hopeless, because no German can tell such pessimistic stories), while the Munichers loved the Americans. They wanted to do gangster thrillers. Such as the one with Robert Mitchum, who at some point was taken to prison in Acapulco for hashish possessions. Ring a bell? Rudolf Thome, Eckhart Schmidt, Klaus Lemke, Max Zihlmann, Marran Gosov, May Spils, Martin Müller, Werner Enke, they all loved the Nouvelle Vague and I try to bring the French New Wave down to a common denominator: Cool guys and beautiful women. That's how Lemke and Thome's films work. The people of Munich began with short films and stole from their American and French idols. In 1967 it was time for a group within the group. The "Neue Münchener Gruppe", namely Klaus Lemke, Eckhart Schmidt and Rudolf Thome, completed their first feature films. They were produced 48 hours to Acapulco (Klaus Lemke, 1967), Jet Generation (Eckart Schmidt, 1968) and Detectives (Rudolf Thome, 1969). Film as pure film full of passion, sex, humor and ACTION! The guys wore sunglasses, smoked and had the right music. And what kind of women appeared! Iris Berben (discovered by Lemke), Uschi Obermaier, Ingrid Caven, Helga Anders and, yes, Kohl's girl Uschi Glas. By the way, the Munichers also had a director in their luggage: May Spils, who shot Schätzchen with glass Zur Sache. At the time the German critic pope Enno Patalas wrote: "They too are now around thirty, preferably living in Munich ... Nevertheless nothing would be more wrong than to regard the 'Neue Münchner Gruppe' as a continuation of the old one. What distinguishes them from the latter they define." In short: they were the antis. And today? Klaus Lemke is against the Berlinale and the German porridge. He is against the German mainstream, which brings out the most boring films in the world. And what does Klaus Lemke say about that? "In the 60s we were all in love with the same thing: us. And that life would have to eat out of our hands because of all the enthusiasm. If we just keep going like this. Until we ourselves became food in the 80s. At that time Godard and Warhol were at best extras. Nobody could imagine a world where we weren't the biggest ourselves."
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Kommentare
Eure letzten KommentareDas ist eine tolle
Das ist eine tolle filmgeschichtliche Liste, die zum Glück gar nicht so wirkt! Bekommt ihr den ersten Lemke Film bald, ja? 48 Stunden bis Acapulco?
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Eine tolle Zeit des
Eine tolle Zeit des Filmemachens!
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