Es gibt Romanverfilmungen und solche Filme, die nur so wirken, als ob ihnen ein Roman zugrunde liegen würde. Ofir Raul Graizers Debüt wirkt nur so. Sein Film handelt von einem deutschen Mann und der israelischen Familie seines verstorbenen Geliebten. Man meint, The Cakemaker würde auf literarischen Wurzeln fussen, wegen der gut konstruierten Geschichte und der fein gezeichneten Charaktere. Betrachtet man das Werk aber genauer, bemerkt man, wie filmisch all das ist! So zärtlich und zurückhaltend wie wir es höchstens von wenigen französischen Meister-Regisseuren kennen! Im bürgerlichen französischen Kino perfektionierte man eine Form sorgfältig nuancierter Melancholie - bestimmt liebt Graizer diese Vorbilder! Alles beginnt in einer kleinen deutschen Bäckerei. Oren (Roy Miller), ein israelischer Ingenieur, der gelegentlich nach Berlin kommt, spricht mit dem Angestellten Thomas (Tim Kalkhof) über die Kuchen in der Auslage. Oren verlangt Zimtkekse für seine Familie zu Hause und bald auch Spielzeug für seinen Sohn. Wie dieses Spielzeug gekauft wird, sehen wir nie. Stattdessen ein Schlafgemach, ein Weinglas und zwei Männer, die sich küssen. Schnitt. Oren und Thomas leben nun zusammen, obwohl Oren viel Zeit verbringt in Israel. Eines Tages geht er fort und kehrt nie wieder zurück. Thomas stellt Nachforschungen an und entdeckt ein Geheimnis Orens in Jerusalem... Also geht er auch dort hin. Ist es seine Art zu trauern oder gar, dem Toten nahe zu sein? Einfach, indem er etwas über den Teil von Orens Leben erfährt, der zuvor unsichtbar blieb? Zufällig besitzt Orens Witwe Anat (Sarah Adler) auch ein Cafe. Thomas sucht das Cafe auf, fragt nach Arbeit. Nie wird er Anat erzählen, welche Verbindung er zu ihrem toten Mann hatte. Bald schon stellt sich seine Meisterschaft im Kuchenbacken heraus (obwohl die Speisen nicht mehr koscher sind, in dem Moment, da seine Hände den Ofen berühren). Wie leben religiöse Juden mit nicht religiösen Juden zusammen? Wie reagieren sie auf Deutsche? Blicke von Abneigung, doch sie bleiben stumm. The Cakemaker erlaubt uns, eigene Schlüsse zu ziehen, anstatt uns welche auf zu zwingen. Thomas ist ein stiller Mann, der vom Leben tief verletzt wurde. Was treibt ihn an? Was hofft er zu finden? Erst während der zweiten Filmhälfte führt uns The Cakemaker zurück zur Beziehung von Thomas und Oren. Womöglich finden wir in dieser Vergangenheit einige Antworten? The Cakemaker arbeitet mit Reduktion. Annahmen ersetzen Erkenntnisse. Das aber ist viel bewegender und überzeugender als es eine krachige Tragödie je sein könnte! - There are novel adaptations and films that only seem to be based on a novel. Ofir Raul Graizer's debut only seems so. His film is about a German man and the Israeli family of his late lover. One thinks that The Cakemaker is based on literary roots, because of the well constructed story and the finely drawn characters. But if you take a closer look at the work, you notice how cinematic all this is! As tender and reserved as we know it only from a few French master directors! In bourgeois French cinema a form of carefully nuanced melancholy was perfected - Graizer certainly loves these role models! Everything begins in a small German bakery. Oren (Roy Miller), an Israeli engineer who occasionally comes to Berlin, talks to employee Thomas (Tim Kalkhof) about the cakes in the display. Oren demands cinnamon biscuits for his family at home and soon also toys for his son. We never see how this toy is bought. Instead we see a sleeping chamber, a wine glass and two men kissing. Cut. Oren and Thomas live. Oren and Thomas now live together, although Oren spends a lot of time in Israel. One day he leaves and never returns. Thomas does research and discovers a secret of Oren in Jerusalem... So he also goes there. Is it his way to mourn or even to be close to the dead? Simply by learning something about the part of Orens life that was previously invisible? By chance, Orens widow Anat (Sarah Adler) also owns a cafe. Thomas visits the cafe, asks for work. He will never tell Anat what connection he had to her dead husband. Soon his mastery in baking cakes becomes apparent (although the food is no longer kosher, the moment his hands touch the oven). How do religious Jews live together with non-religious Jews? How do they react to Germans? Looks of dislike, but they remain silent. The Cakemaker allows us to draw our own conclusions instead of forcing them upon us. Thomas is a quiet man who has been deeply hurt by life. What drives him? What does he hope to find? Only during the second half of the film does The Cakemaker lead us back to the relationship between Thomas and Oren. Perhaps we will find some answers in this past? The Cakemaker works with reduction. Assumptions replace insights. But this is much more moving and convincing than any noisy tragedy could ever be!
Di, 06/11/2018 - 17:14
Directed by:
Ofir Raul Graizer
Schauspieler:
Tim Kalkhof
Sarah Adler
Roy Miller
Video:
Trailer
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