Ein schwarzer Reiter mit einem schwarzen Schirm auf einem schwarzen Pferd in der Weite der Wüste Mexikos. Vor ihm sitzt sein nackter Sohn. Drei Killer tauchen aus ihrem Versteck aus, um den schwarzen Reiter zu töten. Vorsichtig rückt der Reiter sein Kinder hinter sich auf den Sattel... Das ist die Eröffnungs-Szene von Alejandro Jodorowskys El Topo. El Topo ist einer der legendären verlorenen Filme und als wir die Filmkunst 2005 eröffneten (wir liessen euch vor Eröffnung eure Wünsche auf Zetteln an die Schaufenster Scheibe kleben), da war El Topo der meistgesuchte Film. Seit dem amerikanischen DVD Release 2007 ist El Topo wieder zugänglich. Ein einsamer Reiter, konfrontiert mit Killern; das mag nichts Ungewöhnliches sein in einem Western. Ein nacktes Kind aber sehr wohl! Unterbewusst stellt ein nacktes Kind ein Vergehen dar, eine Verletzung. In all seinen Filmen hat Jodorowsky erfolgreich Grenzen überschritten - so wie in der ersten Szene von El Topo! Der einsame Reiter El Topo bedeutet so viel wie "der Maulwurf". Der Film erklärt uns, wie der Maulwurf ein Leben lang Tunnel gräbt, um zum Himmel zu gelangen und schliesslich durch das Sonnenlicht erblindet. Ergibt das einen Sinn? El Topo steckt voller Symbole und im Grunde scheinen sie alle sinnlos. Doch welchen Wert drückt ein Symbol aus, nach dessen Bedeutung wir erst fragen müssen? Jodorowsky benutzt die christlichen Symbole, aber auch die der Zen Philosophie oder solche aus der schwarzen Magie. Keines verweist auf sich selbst, keines steht allein! Im Gegenteil, seine Zeichensprache scheint förmlich zu explodieren - und führt doch zu keiner "Auflösung". Was macht El Topo allein in der Wüste? Was bedeuten die bizarren Gestalten um ihn herum? Die schokierenden Bilder, die El Topo suggeriert, machten aus dem Film einen Underground Hit in New York um 1970: Ein Midnight - A black rider with a black umbrella on a black horse in the vastness of the Mexican desert. In front of him sits his naked son. Three killers dive out of their hiding place to kill the black rider. Carefully the rider moves his child behind him on the saddle... This is the opening scene of Alejandro Jodorowsky's El Topo. El Topo is one of the legendary lost movies and when we opened Filmkunst in 2005 (we had your wishes stuck on the window pane before the opening), El Topo was the most wanted movie. Since the American DVD release in 2007 El Topo is available again. A lonely rider confronted with killers; this may not be unusual in a Western. But a naked child very well! Subconsciously, a naked child is a misdemeanor, an injury. In all his films Jodorowsky has successfully crossed boundaries - as in the first scene of El Topo! The lonely rider El Topo means as much as "the mole". The film explains to us how the mole digs tunnels all his life to get to heaven and finally goes blind in the sunlight. Does that make sense? El Topo is full of symbols and basically they all seem pointless. But what value does a symbol express, the meaning of which we must first ask? Jodorowsky uses the Christian symbols, but also those of Zen philosophy or those of black magic. None refers to itself, none stands alone! On the contrary, his sign language seems to literally explode - and yet does not lead to "dissolution". What is El Topo doing alone in the desert? What do the bizarre figures around him mean? The shocking images that El Topo suggests turned the film into an underground hit in New York around 1970: a midnight movie. Not the story or the actors (Jodorowsky plays El Topo, his son the child) - the pictures are the key to this success. Bodies ending at the torso, dwarves, figures with Down syndrome, men with women voices or riders without legs shouldering men without arms: a group of prisoners in a mountain. The mole digs a tunnel, away from sun to free them... Where is the meaning? All these disfigured people, for years they live in the mountain, without food. Remember the naked child: How could these people survive in the mountain? Why is the child naked even though his father is clothed? The characters in Jodorovsky's film are not characters, but symbols. A naked child as a symbol for childhood itself. It almost seems as if the "lost" film itself has received symbol character. Why couldn't we see El Topo for almost 30 years? Is it really only because of Jodorovsky's failed projects, which seemed to separate him from the outside world? Perhaps all this has a symbolic level?Movie. Nicht die Geschichte oder die Schauspieler (Jodorowsky spielt El Topo, sein Sohn das Kind) - die Bilder sind der Schlüssel für diesen Erfolg. Körper, die am Rumpf enden, Zwerge, Figuren mit Down Syndrom, Männer mit Frauen Stimmen oder Reiter ohne Beine, die auf Männern ohne Arme schultern: Eine Gruppe Gefangener in einem Berg. Der Maulwurf gräbt einen Tunnel, weg von Sonne, sie zu befreien... Wo liegt die Bedeutung? All diese verunstalteten Menschen, seit Jahren leben sie in dem Berg, ohne Nahrung. Erinnere dich an das nackte Kind: Wie konnten diese Menschen im Berg überleben? Warum ist das Kind nackt, obwohl sein Vater bekleidet ist? Die Figuren in Jodorowskys Film sind keine Charaktere, sondern stellen Symbole dar. Ein nacktes Kind als Symbol für Kindheit an sich. Fast scheint es, als ob der "verlorene" Film an sich Symbol-Chrakter erhalten hat. Warum konnten wir El Topo fast 30 Jahre lang nicht sehen? Liegt es wirklich nur an den gescheiterten Projekten Jodorowskys, die ihn von der Aussenwelt abzugrenzen schienen? Womöglich hat all das eine symbolische Ebene?
Kommentare
Eure letzten KommentareIrgendwo soll diese
Irgendwo soll diese ungewöhnliche Western-Geschichte, diese religiös-spirituelle und ziemlich abgefuckte Reise, voll mit Symbolik, wuchtigen Bildern und bizarren Ideen sein. Und ja, beeindruckende Bilder (vor allem aufgrund der grossartigen Landschaften und der Drehorte, die gewählt wurden) gibt es hier durchaus. Auch eine sehr eigene Bildsprache und einige WTF-Momente (ein passenderer Begriff fällt mir hierfür gerade nicht ein).
Trotzdem ist der Film unglaublich langatmig gemacht und wirr erzählt - ohne dabei wirklich eine Sogwirkung oder eine Faszination zu entfalten, wie ich es bei surrealen Filmen am liebsten habe. Die Handlung wirkte auf mich einfach nur bescheuert und insbesondere als wäre sie nur dafür da, um die grotesken und endlos aneinandergereihten Sex- und Gewaltszenen "rechtfertigen" zu können. Wahrscheinlich habe ich hier irgendetwas verpasst, missverstanden oder das angebliche "Genie" von Jodorowsky trifft einfach nicht meinen Geschmack, aber "El Topo" empfand ich schon als ziemlich ärgerlich.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Puuuh, erstmal durchatmen.
Puuuh, erstmal durchatmen.
EL TOPO ist die Art von Film nach der ich suche. Unberechenbar und undefinierbar. Jeder Versuch, Alejandro Jodorowskys Monsterwerk in eine Schublade zu pressen ist zum scheitern verurteilt.
Irgendwo zwischen morbidem Kunstwerk und brutalem Anti-Western ordne ich ihn ein. Jodorowskys Film befreit sich jeglichen Spannungsbogen. Man könnte meine, er reiht nur Tötungssequenzen aneinander, aber letztendlich ist das ganze doch zu faszinierend als das man ihm einen Subtext absprechen könnte. Im Gegenteil : EL TOPO breitet ein breites Interpretationspotenzial aus, das von Gesellschaftskritik bis hin zur Religionsparabel reicht.
Dabei versehen mit nahezu unglaublichen Gewaltspitzen für Hartgesottene.
Auch schön : Aus heutiger Sicht erkennt man die Faszination und die vielen Zitate von Nicholas Winding Refn in dessen ONLY GOD FORGIVES.
Völlig egal was man erwartet, man bekommt es nicht. EL TOPO ist ein brutaler Bilderregen und das ultimative Gegenstück zum Unterhaltungskino.
Keine Ahnung was das ist, aber irgendwas ist es schon...
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
a must! hippie classic like
a must! hippie classic like bukowski!
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Werde Teil der Community
Schreibe Kommentare, vote für Deine Favoriten oder sende uns Deinen Film-Vorschlag.