So, 24/03/2019 - 18:11
Directed by:
Werner Herzog
Schauspieler:
Bruno S.
Walter Ladengast
Brigitte Mira
Willy Semmelrogge
Enno Patalas
Video:
Trailer
FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) ich habe folgende Theorie über Werner Herzog, dass es in keinem seiner Filme auf das Schauspiel ankommt. Besser noch: Es wird nicht GESPIELT. Herzog findet Darsteller, die die Essenz seiner Figuren verkörpern. Diese Essenz studiert er filmisch mit der grösstmöglichen Intensität. Nehmen wir Bruno S., den "Star" der frühen Herzog Filme. Der Sohn einer Prostituierten war über zwanzig Jahre in einer geschlossenen Anstalt weggesperrt (laut Wikipedia). Obwohl er nie verrückt war, wie Herzog glaubt. Bruno ist ein Dickkopf. Ein Simpel mit der Ausstrahlung eines Kindes. Einer, der uns zu rühren vermag. Er IST Kaspar Hauser. Er schaut uns nicht an. Er schaut durch uns hindurch. Kann Bruno S. andere Rollen spielen als die des Bruno S.? Vermutlich nicht. Schau dir die Bonus-Materialien an. Herzog gibt vor, in Deutschland dafür kritisiert worden zu sein, dass er Bruno S. ausbeutet. Stimmt das? Sicherlich. Die Geschichte des Kaspar Hauser ist real. Man fand ihn 1928. Er umklammerte die Bibel sowie einen Brief. Zwanzig Jahre hielt ihn ein Entführer im Keller gefangen. Kommt das bekannt vor? Ein nettes Paar adoptiert ihn und er lernt Lesen & Schreiben. Und sogar Klavier spielen (der echte Bruno spielt - wie wir in "Stroszek" sehen - Akkordeon). Für Kaspar ist jeder Tag ein Geheimnis. "Es hat mir geträumt..." Herzog unterscheidet kaum zwischen Realität und Fiktion. Faktentreue interessiert ihn nicht, nur Wirkung. Es wird keine lineare Geschichte erzählt. Wir bekommen stattdessen Eindrücke. Oder Einschübe wie den Storch, der den Wurm pickt. Bilder, die nur mittelbar mit Kaspar zu tun haben. Es geht nie darum, Kaspars Geheimnis zu lösen. Im Gegenteil; das Geheimnis ist doch gerade das Fesselnde an ihm! Ich erinnere mich noch, wie mein damaliger Kollege in der Videothek, Thomas Groh, zum Interview bei Werner Herzog geladen wurde, Thomas war sooo nervös! Wie würde Herzog auf seine Fragen reagieren? Man hörte schlimme Geschichten. Einer, der sich das Innenleben von Blinden und Stummen und Zwergen ausmalte. Und von Kaspar. Persönlichkeiten, die nicht etwa die Gefangenen dieser Attribute sind. Nein, es sind befreite Menschen und zwar dank dieser Attribute! Das ist die Welt des Werner Herzog und Thomas war eingeladen, sie zu betreten. Wir alle waren sooo nervös. Zum Glück antwortete Herzog wie ein Gentleman. In seinem nasalen Timbre. Ich selbst habe seine Spielfilme immer so wie seine Dokus verstanden. In den Spielfilmen nutzte er Darsteller als Instrumente. So wie er sie vorfand. Er dokumentierte ihre Persönlichkeit. In seinen tollsten Filmen wie "Jeder für sich und Gott gegen alle" sind Darsteller und Figur deckungsgleich. Herzogs Kaspar Hauser ist ein wundervoll lyrischer Film über den Menschen, der wohl selbst am wenigsten lyrisch ist. Kaspar tritt ein in eine Traumwelt (= unsere Welt). Er entkam seiner Realität und zwar der des Kellers. Im Keller hatte Kaspar nie geträumt. Wovon auch? "Jeder für sich und Gott gegen alle" fasst Kaspars Denken zusammen. Ein armer Wurm, der träumt zu fliegen. So wie wir alle, oder nicht? FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) I have the following theory about Werner Herzog, that in none of his films does the acting matter. Better still, it's not PLAYED. Herzog finds actors who embody the essence of his characters. He studies this essence in film with the greatest possible intensity. Take Bruno S., the "star" of the early Herzog films. The son of a prostitute was locked away for over twenty years in a closed institution (according to Wikipedia). Although he was never crazy, as Herzog believes. Bruno is a stubborn man. A simple one with the charisma of a child. One who can move us. He IS Kaspar Hauser. He does not look at us. He looks through us. Can Bruno S. play other roles than Bruno S.? Probably not. Look at the bonus materials. Herzog pretends to have been criticized in Germany for exploiting Bruno S.. Is that true? Certainly. The story of Kaspar Hauser is real. He was found in 1928. He clasped the Bible and a letter. For twenty years a kidnapper held him prisoner in the cellar. Does that look familiar? A nice couple adopts him and he learns to read and write. And even playing the piano (the real Bruno plays - as we see in "Stroszek" - accordion). For Kaspar every day is a secret. "It dreamt me..." Herzog hardly distinguishes between reality and fiction. Faithfulness to facts does not interest him, only effect. No linear story is told. Instead we get impressions. Or insertions like the stork that picks the worm. Images that only indirectly have to do with Kaspar. It's never about solving Kaspar's secret. On the contrary; the secret is the very captivating thing about him! I still remember how my then colleague in the video store, Thomas Groh, was invited to an interview with Werner Herzog, Thomas was sooo nervous! How would Herzog react to his questions? One heard bad stories. One who imagined the inner life of the blind and dumb and dwarves. And of Kaspar. Personalities who are not the prisoners of these attributes. No, they are liberated people, thanks to these attributes! This is the world of Werner Herzog and Thomas was invited to enter it. We were all sooo nervous. Fortunately Herzog answered like a gentleman. In his nasal timbre. I myself have always understood his feature films in the same way as his documentaries. In the feature films he used actors as instruments. The way he found them. He documented her personality. In his greatest films like "Everyone for himself and God against all" the actor and figure are congruent. Duke Kaspar Hauser is a wonderfully lyrical film about man, who is probably the least lyrical himself. Kaspar enters a dream world (= our world). He escaped his reality, that of the cellar. Kaspar had never dreamed in the cellar. Of what? "Everyone for himself and God against everyone" summarizes Kaspar's thinking. A poor worm that dreams to fly. Just like all of us, don't we?
Kommentare
Eure letzten Kommentare
So, 24/03/2019 - 23:24
Herzog hat Bruno S. benutzt…
Herzog hat Bruno S. benutzt und einfach im Stich gelassen. Nicht schön.
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