So, 07/04/2019 - 13:21
Directed by:
Rudolf Thome
Schauspieler:
Katharina Lorenz
Seyneb Saleh
Peter Knaack
Hanns Zischler
Video:
Trailer
FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) Für eine kurze Übergangszeit schlug die Filmkunstbar Fitzcarraldo vor ein paar Jahren ihre Zelte in der Glogauer Strasse auf. "Roderich" nannten wir das Projekt, möglichst viele Filme und Bücher in eine Halle zu stopfen. Dann kam das Bezirksamt und fand beeindruckend viele Argumente, weshalb man in einer Halle keinen Alkohol ausschenken dürfte... In unserer Halle arbeitete auch Seyneb Saleh - oder schlief sie nur auf der Couch und arbeitete gar nicht? Jedenfalls drehte sie gerade mit Rudolf Thome, der für mich einer der tollsten Filmemacher aus Deutschland ist. Einer, der gar keine realen Filme machen kann, weil er die "Realität" als solche nicht akzeptiert. Stattdessen hat Thome eine eigene Welt von Verweigerern und Romantikern erschaffen. Dort gibt es Berufe wie "Kussdoktoren" und "rote Zimmer" der Liebe. Liebe ist bei Thome selbstverständlich frei! Ganz besonders gern mochte Thome Seyneb, wie sich während der Premiere in den Tilsitter Lichtspielen herausstellte. Er bat darum, in seiner Funktion als Regisseur der Hauptdarstellerin einen Kuss auf die Wange zu geben. Natürlich nicht, wies die ihn in seine Schranken. Das Interview mit Thome führte Thomas Groh, unser ehemaliger Videothekar (und Geschäftsführer), vor allem aber ein umtriebiger Journalist auf der Suche nach dem anderen deutschen Film. Deshalb klaue ich einfach seine Rezension, denn schöner kann ich das sowieso nicht selbst formulieren. Thomas Groh schreibt im Perlentaucher: Ein vorpommersches Filmwunder, in dem aller guten Dinge am Schluss drei sind, ist Rudolf Thomes jüngstes Werk "Das rote Zimmer". Vor einem Jahr ließ Rudolf Thome im Kino (in "Pink") noch eine Frau unter drei Männern auswählen - am Ende stand das Glück in trauter Zweisamkeit. Ein Jahr später, in "Das rote Zimmer", trennt sich nun eine Frau von ihrem Mann, der sich wiederum in Folge für zwei Frauen entscheidet - auf der Suche nach dem Glück in trauter Dreisamkeit. Der Mann, um den es geht, ist der Berliner Kussforscher (!) Fred (Peter Knaack), der zwar zu Prostituierten geht, aber eigentlich Romantiker ist: Mit seiner liebsten Prostituierten will er anfangs bei Kerzenlicht Geburtstag feiern, seiner Frau sagt er kurz vorm Scheidungstermin noch, dass er sie liebt. Zweifel an seiner Aufrichtigkeit kommen indes ebenso wenig auf wie Zweifel an einer Biene, die von einer Blüte zur nächsten fliegt. Im Grunde ist Fred kein böser Mensch, nur die üblichen "Formen der Liebe" (so der Titel eines Zyklus im Werk des Regisseurs sowie eines gerade erschienenen Buches über seine Filme) sind nicht die seinen. Auf dem Land, etwas abgelegen in einem seltsam künstlich blau ins Feld getupften Häuschen, lebt die wenig beachtete Schriftstellerin Luzie (Katharina Lorenz) mit ihrer jüngeren Freundin Sibil (Seyneb Saleh). Um ihren ersten Bestseller zu landen, will Luzie die Seele der Männer erforschen. Der zufällig von Sibil in Berlin aufgegabelte Fred ist dafür gerade der rechte Kandidat. Für den von Scheidung und Jobkrise gebeutelten Fred tut sich in dem blauen Haus mit dem geheimnisvollen roten Zimmer, mit Luzie und Sibil die Möglichkeit einer Utopie auf. Und wäre nicht Thome verantwortlich, man müsste Schlimmstes erwarten. Im "Roten Zimmer" tauchen auf: Drogen, lesbische Beziehungen, Polyamorie, Arbeits- und Lebenslaufverweigungerungen, Prostitution, ein gelegtes Buschfeuer, eine junge Kurdin, die nicht für eine Türkin gehalten werden will, Sex zwischen Menschen, die rund 20 Jahre auseinander liegen, eine Scheidung, spontaner Sex am Baggersee, Eifersüchteleien, ein mysteriöses Hinterzimmer, in dem wer weiß was geschieht (und es an dieser Stelle zu verraten, hieße einem wunderbaren Film Gewalt antun), alles also, was einem schlechte Roehler- und miese deutsche Problemfilme von der eigenen Relevanz unbedingt überzeugt um die Ohren hauen. Vom Trara solchen Filmboulevards ist "Das rote Zimmer" allerdings so weit entfernt wie _Godard zuletzt von seiner eigenen Oscarverleihung. Es zeichnet den Film gerade aus, dass er die in jeder Ecke lauernden, oben skizzierten Fallen mit souveräner Geste noch nicht einmal ignorieren muss. Vielmehr ist "Das rote Zimmer" ein sanftes, sommerlich entrücktes, von süßer Musik sacht aus dem Hintergrund umspieltes Kinowunder mit wunderbar lakonischem Witz, in dem sich nie erahnen lässt, was einen - buchstäblich - hinter der nächsten Tür erwartet, was in den nächsten zwei Minuten Spielzeit geschieht. Einmal etwa taucht eine Vorpommersche Aphrodite aus dem Baggersee auf, ganz einfach so, und verschwindet wieder. Thome erklärt das nicht - Traum? Günstige Gelegenheit an einem Sommerabend? Bedarf das wirklich der Erläuterung? Eben. "Das rote Zimmer" ist ein Märchenfilm, wenn es denn zuletzt einen Märchenfilm gegeben hat, der sich mit Mut zur Verknappung auf das allerwesentlichste konzentriert. Rudolf Thome filmt hier im Alter von 71 Jahren mit der Frische eines jungen Filmemachers, der das Wunder, einen eigenen Film drehen zu dürfen, womöglich gar nicht fassen kann. Was er erzählt, ist keine Anweisung, wie das Leben glücken könnte, sondern die fragile Utopie, dass das glückende Leben wirklich gelingt - in einem Sommer, in einer Küche, in einer Hängematte und im roten Zimmer aus dem Titel. Thomas Groh https://www.perlentaucher.de/im-kino/spontaner-sex-am-baggersee.html - FREE ON YOUTUBE For a short transitional period, the Filmkunstbar Fitzcarraldo pitched up their tents in Glogauer Strasse a few years ago. "We called the project "Roderich" to stuff as many films and books as possible into one hall. Then the district office came and found an impressive number of arguments why alcohol should not be served in a hall... Seyneb Saleh also worked in our hall - or did she just sleep on the couch and didn't work at all? Anyway, she was shooting with Rudolf Thome, who for me is one of the greatest filmmakers from Germany. One who can't make real films because he doesn't accept "reality" as such. Instead, Thome has created his own world of deniers and romantics. There are professions like "kiss doctors" and "red rooms" of love. Love is of course free at Thome! Thome Seyneb especially liked light plays, as it turned out during the premiere in the Tilsitter. He asked to kiss the lead actress on the cheek in his role as director. Of course not, she put him in his place. The interview with Thome was conducted by Thomas Groh, our former video librarian (and managing director), but above all a busy journalist in search of the other German film. That's why I just steal his review, because that's the best I can do anyway. Thomas Groh writes in Perlentaucher: Rudolf Thome's most recent work "Das rote Zimmer" is a pre-Pomeranian film miracle, in which all good things come in third at the end. One year ago Rudolf Thome had another woman chosen from three men in the cinema (in "Pink") - in the end, happiness stood in intimate togetherness. One year later, in "The Red Room", a woman now separates from her husband, who in turn decides in favour of two women - in search of happiness in trustful boldness. The man at issue is the Berlin kissing researcher (!) Fred (Peter Knaack), who goes to prostitutes, but is actually a romantic: He wants to celebrate his birthday with his dearest prostitute by candlelight at first, he tells his wife shortly before the divorce date that he loves her. However, there are no doubts about its sincerity or about a bee flying from one flower to the next. Basically, Fred is not a bad person, only the usual "forms of love" (the title of a cycle in the director's work and a recently published book about his films) are not his own. In the countryside, somewhat remote in a strangely artificially blue dotted house, the little-noticed writer Luzie (Katharina Lorenz) lives with her younger friend Sibil (Seyneb Saleh). To land her first bestseller, Luzie wants to explore the souls of men. Fred, who was accidentally picked up by Sibil in Berlin, is just the right candidate for the job. In the blue house with the mysterious red room, with Luzie and Sibil, the possibility of a utopia opens up for Fred, who is troubled by divorce and job crisis. And if it wasn't for Thome, we'd have to expect the worst. You will find us in the "Red Room": Drugs, lesbian relationships, polyamory, denials of work and life, prostitution, a bush fire, a young Kurdess who does not want to be taken for a Turkish woman, sex between people who are about 20 years apart, a divorce, spontaneous sex at the quarry pond, Jealousy, a mysterious back room in which who knows what is happening (and betraying it at this point would mean doing violence to a wonderful film), everything that a bad Roehler and lousy German problem film absolutely convinces you of its own relevance. However, "Das rote Zimmer" is as far away from the turbara of such film boulevards as _Godard is from its own Oscar award ceremony. What makes the film stand out is that it doesn't even have to ignore the traps lurking in every corner and sketched above with a sovereign gesture. Rather, "Das rote Zimmer" is a gentle, summerly distant cinema wonder with wonderfully laconic humour, gently surrounded by sweet music from the background, in which one can never guess what - literally - awaits one behind the next door, what will happen in the next two minutes of playtime. Once, for example, a Vorpommersche Aphrodite appears from the lake, just like that, and disappears again. Thome doesn't explain this - dream? Cheap opportunity on a summer evening? Does this really need explanation? The Red Room" is a fairytale film, if there has been a fairytale film with the courage to concentrate on the most essential. Rudolf Thome films here at the age of 71 with the freshness of a young filmmaker who wonders how he can make his own film. (transl. deepl.com) (Bild: https://www.queermdb.de/film/das-rote-zimmer-2010.html)
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