Fr, 29/11/2019 - 13:00
Directed by:
Bahman Ghobadi
Schauspieler:
Avaz Latif
Soran Ebrahim
Saddam Hossein Feyssal
Video:
Trailer
Ich wünsch mir, dass jeder Turtles Can Fly ansieht! Jeder, der sich eine Meinung bildet zum Irak Krieg und der folgenden Flüchtlings-Bewegung! Vor allem aber du, der das liest. Ein Leben ohne den Luxus eigener Entscheidungen und eine Welt, ohne einen Platz zu bleiben. Bahman Ghobadis wundervolles Melodram ist nicht zwingend eine Abrechnung mit George W. Bush im Gegenteil zu dem, was oft geschrieben wurde. Turtles Can Fly spielt vor dem Beginn des Irak-Kriegs in einem Flüchtlings-Camp und alle warten darauf, dass Saddam Hussein gestürzt wird. Wir befinden uns an der Grenze des Iraks zur Türkei. Der Film spielt also in Kurdistan, obwohl sämtliche Regierungen darum herum erklären, dass die Kurden keinen eigenen Staat hätten. Sämtliche Charaktere im Film sind Kinder und Teenager und alle haben keine Eltern mehr. Alle leben ihr eigenes Leben, ausser Satellite, einem Dealer, der aus den anderen Kindern Gangs formiert. Die Kinder entschärfen Minen, um sie zu verkaufen. Einer heisst "Der Junge ohne Arme". Satellite, der Dealer, kennt ein Mädchen namens Agrin (Avaz Latif). Agrin ist die Schwester von Hyenkov (Hirsh Feyssal), dem Jungen ohne Arme. Sie haben eine kleine Schwester namens Risa, von der wir meinen, sie sei die Schwester. In Wahrheit aber ist Risa Agrins Kind, nachdem sie von einem Soldaten vergewaltigt wurde. Der Junge ohne Arme liebt Risa, Agrin aber hasst ihre Tochter aufgrund ihrer Erinnerungen. Bereits zu diesem Zeitpunkt, hat Turtles Can Fly mich tief geprägt. Die Kinder leben in Zelten und verdienen Geld mit Plünderungen. Satellite ist der einflussreichste unter ihnen. Er arrangiert "Meetings" und fährt mit dem Rad umher. Wir sehen ihn permanent reden und herum schreien; er ist zu beschäftigt, um zu reflektieren, wie armselig sein Leben ist. Alle im Camp warten verzweifelt auf die Amerikaner. Es gibt diese Szene, in der die Kinder mittels einer Satelliten-Antenne versuchen, etwas im TV zu erfahren über die Ankunft. Die Antenne ist zu schwach, egal wie man sie wendet. Schliesslich besorgt Satellite eine grössere aus dem Ort - eine Sensation! Jedoch - sie empfangen nur eine Rede Saddams. Ihn hassen sie, die Amerikaner liebt jeder im Camp. Turtles Can Fly bezieht keinerlei Stellung zu einer Politik pro bzw. contra Bushs Amerika oder eines freien Kurdistans. Der Film bietet schlicht eine differenzierte Sichtweise an. Er zeigt Menschen, die wir durch die Zeitungsberichte bisher als Abstraktionen wahr genommen hatten. Das Thema des Filmemachers Bahman Ghobadi ist das, wie die Kurden zwischen den verschiedenen Linien überleben. Im Kampf gegen Saddam nahmen die USA sie als Verbündete an, in der Opposition zur Türkei als Gegner. Satellite kennt keine Politik. Der Junge ohne Arme und Agrin oder Risa, die durch eine Vergewaltigung geboren wurde, ebenso wenig. Sie sitzen in der Falle, ausserhalb der politischen Koordinaten. Es ist eine dieser vermeintlich "kleinen" Geschichten, die aus einem bedeutenden Zusammenhang heraus erzählt wird. Wir werden nie einen Überblick über all diese "kleinen" Geschichten erhalten, aber wir verstehen den Jungen ohne Arme, der versucht hat, eine Mine zu entschärfen. Wir verstehen Satellite, der eine Antenne gegen 15 Radios tauscht. Wir verstehen Turtles Can Fly und vielleicht zum ersten Mal den Krieg. - I wish everyone would watch Turtles Can Fly! Anyone who makes up their mind about the Iraq war and the next refugee movement! But most of all you who read this. A life without the luxury of own decisions and a world without a place to stay. Bahman Ghobadis wonderful melodrama is not necessarily a reckoning with George W. Bush in contrast to what has often been written. Turtles Can Fly plays in a refugee camp before the start of the Iraq war and everyone is waiting for Saddam Hussein to be overthrown. We are on the border between Iraq and Turkey. So the film is set in Kurdistan, although all the governments around it declare that the Kurds have no state of their own. All characters in the film are children and teenagers and all have no parents anymore. They all live their own lives, except Satellite, a dealer who forms gangs out of the other children. The children defuse mines to sell them. One is called "The boy without arms". Satellite, the dealer, knows a girl named Agrin (Avaz Latif). Agrin is the sister of Hyenkov (Hirsh Feyssal), the boy without arms. They have a little sister named Risa, who we think is their sister. But the truth is that Risa Agrins is a child after she was raped by a soldier. The boy without arms loves Risa, but Agrin hates her daughter because of her memories. Already at this time, Turtles Can Fly has deeply influenced me. The children live in tents and earn money with looting. Satellite is the most influential of them. He arranges meetings and cycles around. We see him constantly talking and screaming; he's too busy to reflect on how pathetic his life is. Everyone in the camp is desperately waiting for the Americans. There's this scene where the kids try to get something on TV about their arrival using a satellite antenna. The antenna is too weak, no matter how you turn it. Finally Satellite gets a bigger one from the place - a sensation! However - they only receive one speech from Saddam. They hate him, the Americans love everyone in the camp. Turtles Can Fly does not take any position on a policy for or against Bush's America or a free Kurdistan. The film simply offers a differentiated point of view. It shows people whom we had previously perceived as abstractions through newspaper reports. The filmmaker Bahman Ghobadi's theme is how the Kurds survive between the different lines. In the fight against Saddam the USA accepted them as allies, in the opposition to Turkey as opponents. Satellite knows no politics. Neither does the boy without arms and Agrin or Risa, who was born through rape. They are trapped outside the political coordinates. It is one of those supposedly "small" stories told out of a significant context. We will never get an overview of all these "little" stories, but we understand the boy without arms who tried to defuse a mine. We understand Satellite who exchanges one antenna for 15 radios. We understand Turtles Can Fly and perhaps for the first time the war.
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