So, 20/10/2019 - 17:31
Directed by:
Christian Schwochow
Schauspieler:
Ulrich Noethen
Tobias Moretti
Levi Eisenblätter
Video:
Trailer
Jeder musste Deutschstunde von Siegfried Lenz in der Schule lesen und interpretieren. Womöglich eine Deutscharbeit darüber schreiben. Kurzfassung dieser Arbeit: Deutschstunde ist umstritten. In diesem Werk wird der Faschismus eher dem reinen Bösen zugeordnet, anstatt Ursachen zu erforschen. Wie entsteht Faschismus? Für eine gute Arbeit müsste ich nun Fussnoten setzen, oder? Doppelt anfechtbar durch "Stilisierung und durch Stil" (Peter Härtling). Heute wissen wir auch, dass Lenz Protagonist; der Maler, der dort an der norddeutschen Grenze expressionistische Bilder malt, nach dem Vorbild von Emil Nolde erschaffen wurde. Anders als Nolde ist der Held aus Deutschstunde aber ein aufrechter Typ, der klar Position bekennt. Wie wir wissen, war der echte Nolde ja Nazi. So oder so, Lenz Roman aus dem Jahr 1968 ist ein urdeutsches Sujet. Wie geht nun Regisseur Christian Schwochow mit den Widersprüchen der Vorlage um? Wie Lenz reklamiert er das Recht für sich, Fiktion und Realität streng zu trennen. Deutschstunde spielt an einem abgelegenen Ort. Hier herrschen einfache Verhältnisse, das Land ist weit. Einerseits gibt es diejenigen, die der Macht unterstellt sind wie der Dorfpolizist Jens Ole Jepsen (Ulrich Noethen). Und dann gibt es die Anderen, die braune Macht verachten, so wie Nansen (Tobias Moretti). Zwischen diesen mächtigen Gegenspielern steht der elfjährige Siggi (Levi Eisenblätter). Er sucht Liebe auf beiden Seiten und findet doch nur Dilemma. Schwochow erzählt das in aller Schwere. Jedes Licht scheint aus seinen Bildern entwichen zu sein. Nie sah ich die Dünen und den Strand beklemmender! Die ganze Küste erscheint als bedrohliche Kulisse. Dort wächst der Konflikt zwischen Polizei und Künstlertum, zwischen Spiessbürgern und Boheme. Dummerweise gibt es keinerlei Freiräume. Wie damals in der schule als wir Deutschstunden lesen mussten. Hier fühlte ich mich zurück auf der Schulbank. Fehlt noch, dass ich mir ein Reclam zum Film besorgen muss. - Everyone had to read and interpret Siegfried Lenz's German lesson at school. Possibly write a German paper about it. Abstract of this paper: Deutschstunde is controversial. In this work fascism is rather assigned to pure evil, instead of investigating causes. How does fascism develop? For a good work I would have to set footnotes, wouldn't I? Doubly contestable by "stylization and by style" (Peter Härtling). Today we also know that Lenz is the protagonist; the painter who paints expressionist pictures there on the North German border was created after the model of Emil Nolde. Unlike Nolde, however, the hero from Deutschstunde is an upright type who clearly shows his position. As we know, the real Nolde was a Nazi. Either way, Lenz Roman from 1968 is an original German subject. How does director Christian Schwochow deal with the contradictions of the original? Like Lenz, he claims the right to strictly separate fiction from reality. Deutschstunde plays in a remote place. Simple conditions prevail here, the country is wide. On the one hand, there are those who are subject to power, such as the village policeman Jens Ole Jepsen (Ulrich Noethen). And then there are the others who despise brown power, like Nansen (Tobias Moretti). Between these powerful opponents stands eleven-year-old Siggi (Levi Eisenblätter). He seeks love on both sides and yet finds only dilemma. Schwochow tells this in all severity. Every light seems to have escaped from his pictures. I never saw the dunes and the beach more oppressive! The whole coast appears as a threatening backdrop. There is a growing conflict between police and artists, between the bohemians and the citizens of the Spies. Unfortunately there is no free space. Like in school when we had to read German lessons. Here I felt myself back at the school desk. Still missing is that I have to get a Reclam for the film.
Kommentare
Eure letzten Kommentare
Mo, 21/10/2019 - 10:00
Im Kino gesehen. Ein…
Im Kino gesehen. Ein ziemlich guter deutscher Film, anders als du das schreibst. Was meinst du mit didaktisch? Ist doch gut erzählt und mit nicht so billigen Bildern wie viele deutsche Produktionen. 8,0
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