Ich kannte von der DDR nur Ost-Berlin. Dorthin fuhr ich als Kind mit meinen Eltern auf den Weihnachtsmarkt am Alex und später auch allein. Da wollte ich dann in den Prenzlauer Berg, weil ich so viel von den FDJ Jugendclubs gehört hatte. Bis Mitternacht, dann zurück via Checkpoint Charly. Wer aber etwas mehr über das Herz der DDR erfahren will, muss die Filme von Andreas Dresen ansehen. Die untergegangene DDR; das ist das lebenslange Thema Dresens, Jahrgang 1963. In Gundermann sehen wir sie vor uns, ein riesiges Braunkohlegrubenloch mitten in der weiten grauen Landschaft. Ausgehoben von Gerhard Gundermann, seines Zeichens Baggerführer und Liedermacher. Gundermanns Karriere beginnt in den 70ern und während der 90er galt er dann als zwiespältige Figur. Relativ zu Beginn des Films erfahren wir den Grund. Gundermann (Alexander Scheer) besucht einen Kollegen (Milan Peschel), um ihm zu gestehen, dass er ihn als IM (inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit) bespitzelt hat. Für einen Moment ist der Kollege konsterniert, dann aber beginnt er zu grinsen. "Ich hab dich auch bespitzelt". Darüber ist wiederum Gundermann ein bisschen entsetzt. Später will er seine Opferakte einsehen, doch die ist nicht auffindbar. Gundermann verlangt also stattdessen eine "Täterakte" (die es im System Gauck aber nicht gab). Gundermann verlangt Klarheit, vor allem, weil die eigene Erinnerung so unzuverlässig ist. Das Verhältnis von Realität und Erinnerung - im Kontext der untergegangenen DDR ist das spannend. Eine tastende Suche, keine vorschnelle Schuldzuweisung. Genauso portraitiert Dresen Gundermann; einfühlsam, sensibel und klug. Ein ehrlicher Film, ohne arrogante Zeigefinger Besserwisserei. Dabei ist Gundermann mit seinen strähnigen Haaren, seinen ewigen Ausflüchten, seinem Verrat zunächst nicht sympathisch. Erst nach und nach versteht man seinen Eigensinn und seine Aufmüpfigkeit, die sich sehr wohl auch gegen das DDR System wandten: "Ich werde nicht um Verzeihung bitten, aber mir selbst kann ich nicht verzeihen!". - From the GDR I knew only East Berlin. There I went as a child with my parents to the Christmas market at Alex and later also alone. Then I wanted to go to Prenzlauer Berg because I had heard so much about the FDJ youth clubs. By midnight, then back via Checkpoint Charly. But if you want to know more about the heart of the GDR, you have to watch the films of Andreas Dresen. The extinct GDR; that is the lifelong theme of Dresden, born in 1963, which we see before us in Gundermann, a huge lignite mine in the middle of the wide grey landscape. Excavated by Gerhard Gundermann, excavator operator and songwriter. Gundermann's career began in the 70s and during the 90s he was considered an ambivalent figure. Relative to the beginning of the film, we learn the reason. Gundermann (Alexander Scheer) visits a colleague (Milan Peschel) to confess to him that he spied on him as an IM (unofficial State Security employee). For a moment the colleague is consternated, but then he begins to grin. "I spied on you too." Again Gundermann is a bit appalled about this. Later he wants to see his victim file, but it can't be found. Instead, Gundermann demands an "offender's file" (which, however, did not exist in the Gauck system). Gundermann demands clarity, especially because his own memory is so unreliable. The relationship between reality and memory - in the context of the vanished GDR is exciting. A tentative search, no rash guilt assignment. Dresen Gundermann portrays in the same way; sensitive, clever and sensitive. An honest film without arrogant forefingers. At first Gundermann with his stringy hair, his eternal excuses, his betrayal is not sympathetic. Only gradually one understands his obstinacy and his rebelliousness, which certainly also turned against the GDR system: "I will not ask for forgiveness, but I cannot forgive myself! (transl. deepl.com)
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