Eine Frau eilt panisch von Fenster zu Fenster, um die Vorhänge zu schliessen, damit ihre lichtempfindlichen Kinder keine Sonne abbekommen. Was wir sehen ist mehr als blosser Beschützer Instinkt, die Mutter ist getrieben von Dämonen. Etwa zu selben Zeit, um 1944 flüchtet das Mädchen Ophelia vor ihrem Stiefvater, einem faschistischen Hauptmann, in die modrige finstere Unterwelt, ganz so wie einst Orfeus. Märchenfantasie, Horror und Kriegsrealität oszillieren miteinander wie wir es nie zuvor gesehen haben. Immer ist das Gefühl der Bedrohung allgegenwärtig, die Alpträume der Franco Zeit Spaniens spuken unter der Oberfläche: Die Gespenster der Vergangenheit in The others, Pans Labyrinth (El laberinto del fauno), Das Waisenhaus (El orfanato) oder Mama lassen uns im Ungefähren zwischen Horrorfantasie und Realität, Träumen und Wachen. Im Zusammenspiel von Bildern und Tönen, Geräuschen und Musik kriecht das Grauen leise wispernd unter die Haut. In den liebevoll ausgeleuchteten, schummrig beleuchteten Spukhäusern werden wir selbst zum Co Regisseur. Das Spiel mit Ahnungen und Andeutungen erinnert an die Filme von Jacques Tourneur, sind Boten einer vergangenen Zeit des Filmemachens. Die Kreativität der spanischen sowie lateinamerikanischen Filmemacher hat dabei längst Hollywood aufmerksam gemacht. Doch wie viel Zauber lässt sich von Meisterwerken wie The devil´s backbone (El espinazo del diablo) und Pans Labyrinth in die amerikanische Filmindustrie retten? Guillermo del Torro beschreibt die Unterschiede am treffendsten: „Amerikanische Regisseure schauen aus der Distanz auf die Monster, wir sehen sie mit Zärtlichkeit und umarmen die Düsternis“ (ep 7/13, S. 27). Einen ebenso diabolischen wie subversiven Superhelden wie del Torros Hellboy hatte Hollywood wohl nie zuvor erlebt. Ein unmögliches Projekt ist auch Buried von Rodrigo Cortes, ein ganzer Film, der ausschliesslich in einem Sarg spielt. Das dunkle Herz des spanischen und lateinamerikanischen Kinos ist dort, wo sich die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit auflösen. Alles beginnt mit einer Lüge, mit einem Makel. Die Liebe zum Horror ist nicht nur Schockerlebnis, sondern auch Fluchtfantasie... - A woman hurries panically from window to window to close the curtains so that her light-sensitive children don't get any sun. What we see is more than mere protector instinct, the mother is driven by demons. At about the same time, around 1944, the girl Ophelia flees from her stepfather, a fascist captain, into the musty dark underworld, just as Orfeus once did. Fairy tale fantasy, horror and war reality oscillate together as we have never seen before. The feeling of threat is always omnipresent, the nightmares of Franco's time in Spain haunt beneath the surface: the ghosts of the past in The others, Pan's Labyrinth (El laberinto del fauno), The Orphanage (El orfanato) or Mama leave us in a state of approximation between horror fantasy and reality, dreams and guards. In the interplay of images and sounds, noises and music, the horror quietly crawls whispering under the skin. In the lovingly illuminated, dimly lit haunted houses, we ourselves become co-producers. The play with hunches and allusions is reminiscent of the films of Jacques Tourneur, are messengers of a bygone era of filmmaking. The creativity of the Spanish and Latin American filmmakers has long attracted Hollywood's attention. But how much magic can masterpieces like The devil´s backbone (El espinazo del diablo) and Pan's Labyrinth save the American film industry? Guillermo del Torro best describes the differences: "American directors look at the monsters from a distance, we see them with tenderness and embrace the darkness" (ep 7/13, p. 27). Hollywood had probably never experienced a diabolic and subversive superhero like del Torros Hellboy before. Another impossible project is Rodrigo Cortes' Buried, a whole film set exclusively in a coffin. The dark heart of Spanish and Latin American cinema is where the boundaries between fantasy and reality dissolve. Everything begins with a lie, with a flaw. The love for horror is not only a shock experience, but also an escape fantasy...
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Kommentare
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Mir fällt auf, dass ich Horror nicht so mag, die hier aber durchaus!
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Vielleicht magst du Geister
Vielleicht magst du Geister und Spukhäuser!
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