JFK (1991) (Rating 8,5) DVD92

Wer hat JFK ermordet? Natürlich weiss auch Oliver Stone das nicht und dennoch imponiert die faktische Richtigkeit seines Films. Letztendlich geht es ihm aber gar nicht um Fakten. JFK ist kein Film über die Fakten des Attentats, sondern um die Emotionen, die damit verbunden sind. JFK spiegelt genau den Zustand der vereinigten Staaten von Amerika seit dem 22.11.1963 wider. Die USA haben das Gefühl, das nicht die ganze Wahrheit offenbart wurde. Man mutmasst, dass mehr als ein Schütze beteiligt waren. Womöglich war der CIA involviert? Oder das FBI? Oder Fidel Castro? Oder die Anti-Castro Kubaner? Die Russen? Die Mafia? Oder alle zusammen. Wir wissen es nicht. Doch viele Amerikaner glauben, dass etwas verheimlicht wird. Um Fakten zu vermitteln, taugen Filme aber auch gar nicht - sie wurden erfunden, um uns grosse Gefühle zu schenken. Alles, was wir vernünftiger Weise von Film erwarten dürfen ist, dass er vernünftig gemacht wird. Dass ein Film faktisch sein kann, basierend auf "wahren Begebenheiten", bezweifle ich grundsätzlich, eher nähert sich Film einer emotionalen Wahrheit an. Daran gemessen, darf JFK als Meisterwerk gelten! Eine Collage aus Artikeln und Schriften, wissenschaftlichen Debatten und Verschwörungs-Theorien seit 1963: Lee Harvey Oswald in Russland, drei Schüsse in 2,6 Sekunden usw. versuchst du dich an einer Theorie, widerspricht sie einer anderen. Und umgekehrt. Nur ein Regisseur hätte JFK machen können und das ist der Chronist der jüngeren amerikanischen Geschichte, Oliver Stone. Nur er kann diese verwirrende Fülle an Fantasien und Fakten zusammen bringen, ohne sich zu verzetteln. Sein Erfolgsgeheimnis: Es ist gleichgültig, ob wir uns alles merken können. Wir müssen auch gar nicht in der Lage sein, logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Es geht nicht um den Kriminalfall, den Staatsanwalt Jim Garrison (Kevin Costner) aus New Orleans zusammen stellt. Nie strebt JFK nach Wahrheit, dafür nach Wut und Frustration. Alles, was Garrison zu beweisen sucht, ist das die öffentliche Version voller Lügen und Unterschlagungen strotzt. Immer wieder wird eine verdeckte Ebene angedeutet, aber... Seit Jahrzehnten wurden wir darüber mit Informationen bombardiert und dem entspricht der Film visuell. Gearbeitet wird in jedem erdenklichen Stil, alles darf kombiniert werden und zusammen geschnitten. Schliesslich kann man auch ein Puzzle nicht linear lösen. Das bedient unser Bauchgefühl, unsere dunkelsten Ahnungen, da doch immer angedeutet wird, dass die Ereignisse parallel verliefen bzw. verlaufen sein könnten. Die Stars im Film sehen oftmals ihren Figuren zum Verwechseln ähnlich; mach mal den Vergleich zwischen Gary Oldman und Lee Harvey Oswald. Der Film braucht diese Stars, um all die vielen Erklärungen spannend zu gestalten. Dabei werden die Fakten weiterhin schwer zu verarbeiten sein. Weiterhin darf das amerikanische Volk vermuten, dass wohl doch mehr dahinter steckte... Auf dieser Ebene wirkt der Film äusserst sachlich: Im Bekunden der rastlosen Unzufriedenheit der Amerikaner mit der Ermordung von JFK. - Who assassinated JFK? Of course, Oliver Stone doesn't know either, and yet the factual accuracy of his film is impressive. Ultimately, however, he is not concerned with facts. JFK is not a film about the facts of the assassination, but about the emotions associated with it. JFK accurately reflects the state of the United States of America since 22.11.1963. The US feels that the whole truth has not been revealed. It is suspected that more than one shooter was involved. Perhaps the CIA was involved? Or the FBI? Or Fidel Castro? Or the anti-Castro Cubans? The Russians? The Mafia? Or all of them together. We don't know. But many Americans believe something is being hidden. But films are no good at all for conveying facts - they were invented to give us great feelings. All we can reasonably expect from film is that it be reasonably made. That a film can be factual, based on "true events", I doubt in principle, rather film approaches an emotional truth. Judged by this, JFK can be considered a masterpiece! A collage of articles and writings, scientific debates and conspiracy theories since 1963: Lee Harvey Oswald in Russia, three shots in 2.6 seconds, etc. If you try one theory, it contradicts another. And vice versa. Only one director could have made JFK and that is the chronicler of recent American history, Oliver Stone. Only he can bring together this confusing abundance of fantasies and facts without getting bogged down. His secret of success: it doesn't matter if we can remember everything. We don't even have to be able to draw logical conclusions. It's not about the criminal case that New Orleans District Attorney Jim Garrison (Kevin Costner) puts together. Never does JFK seek truth, but anger and frustration. All Garrison seeks to prove is that the public version is rife with lies and embezzlement. Again and again a covert level is hinted at, but.... We have been bombarded with information about this for decades and the film matches that visually. Every conceivable style is used, everything may be combined and cut together. After all, you can't solve a puzzle in a linear way either. This serves our gut feeling, our darkest hunches, because it is always implied that the events took place or could have taken place in parallel. The stars in the film often look confusingly like their characters; make the comparison between Gary Oldman and Lee Harvey Oswald. The film needs these stars to make all the many explanations exciting. At the same time, the facts will continue to be difficult to process. Furthermore, the American people may suspect that there was probably more to it than that... On this level, the film seems extremely matter-of-fact: in expressing the Americans' restless dissatisfaction with JFK's assassination. Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)