Die Blondine sieht schön aus, vielleicht ein bisschen zu sehr. Sie räkelt sich auf dem Bett. Sie fordert ihn auf, mit ihr zu spielen - und leckt sich die Lippen. Michel Bouquet sitzt voller Gram am Fenster. Ein kleiner Mann, korrekt gekleidet, mit dünnem Haar, dass ihm langsam ausgeht. Er will überhaupt nicht spielen, tut es dann aber doch. Die Blonde schliesst ihre Augen und widmet sich ganz ihren Vergewaltigungs-Fantasien. Natürlich wünscht sie auch, gewürgt zu werden. Die Leinwand verdunkelt sich, es erscheint der Titel: Juste Avant La Nuit. In dem Moment, da das Licht zurückkehrt ist die Blonde tot. Wie so oft in Claude Chabrols Filmen erscheinen seine Charaktere wie Prototypen der französischen Bourgeoisie. Sie sind furchtbar seriös und werden von allen respektiert, leben in erhabenen Anwesen und arbeiten in Schlüsselpositionen. Doch hinter der Fassade verbergen sich dunkle Fantasien und wohl behütete Geheminisse bis hin zum Mord. Killer sind sie nicht. Es ist eher so, dass sie sich über die eigene Tat wundern und erschrecken. Juste Avant La Nuit ist einer der besten Chabrol Filme zu seinem Lieblingsthema. Wie in seinen besten Werken verbirgt sich so viel mehr hinter den zunächst glatten Charaktere. So viel mehr kann Chabroll über sie erzählen! Just Avant La Nuit handelt von Schuld und Sühne - schliesslich auch von Vergebung. Irgendwann dachte ich mir, dass ein Mord doch eigentlich jedem passieren könnte. Doch wären wir genauso vulgär wie Chabrols Figuren, den Mord anschliessend zu beichten? Die Tote ist die Frau von Charles' (Bouquet) bestem Freund. Seit mehreren Monaten pflegen sie und Charles eine Affäre. Eine perverse Beziehung, die auf den Fantasien der Ermordeten beruht. Im Grunde verachtet Charles sie und ihre Spielchen. Das, was sie wünscht, ist ihm zuwider! Ich denke nicht, dass er den genauen Grund kennt, weshalb er sie ermorden will - jedenfalls kehrt er nach der Tat zurück in sein gewohntes Leben. Niemand verdächtigt ihn. Charles ist verheiratet mit einer eleganten Frau (Stephane Audran). Er ist Vater von netten und aufgeweckten Kindern. Während des Begräbnisses erlangt Charles die absolute Gewissheit, dass die Polizei seine Spur niemals aufnehmen wird. Nachts aber quält seine Tat ihn, bringt ihn um den Schlaf. Charls überkommt der Wunsch, sein Verbrechen jemandem zu beichten: Seiner Frau als auch seinem besten Freund, dem Witwer der Toten. Und welch Wunder - sie alle vergeben ihm. Niemand verspürt die Lust auf Rache. Doch genau danach verlangt Charles. Er möchte gerichtet und bestraft werden. Die Anderen aber verhalten sich nicht anders als die tote Blondine, ganz so als führten sie ihr Spiel fort. Juste Avant La Nuit ist eine Meditation über das Thema Schuld. Was ist richtig? Was ist falsch? Natürlich bedauert man die Tote. Die Polizei zu rufen würde aber doch etwas zu weit gehen. Wer ausser Chabrol wäre noch in der Lage, ein Verbrechen wie Mord weniger verachtungswürdig darzustellen? Wer könnte es noch skandalöser relativieren? - The blonde looks beautiful, maybe a little too much. She's lolling on the bed. She asks him to play with her - and licks her lips. Michel Bouquet sits at the window in grief. A little man, properly dressed, with thin hair that slowly runs out. He doesn't want to play at all, but he does. The blonde closes her eyes and devotes herself entirely to her rape fantasies. Of course, she also wants to be strangled. The screen darkens, the title appears: Juste Avant La Nuit. The moment the light returns, the blonde is dead. As so often in Claude Chabrol's films, his characters appear as prototypes of the French bourgeoisie. They are terribly respectable and are respected by all, live in sublime estates and work in key positions. But behind the façade there are dark fantasies and well-protected secrets up to murder. They're not killers. It is rather the case that they are surprised and frightened by their own actions. Juste Avant La Nuit is one of the best Chabrol films on his favourite subject. As in his best works, there is so much more behind the initially smooth characters. So much more can Chabroll tell about her! Just Avant La Nuit is about guilt and atonement - after all also about forgiveness. At some point I thought that murder could happen to anyone. But would we be as vulgar as Chabrol's characters to confess the murder afterwards? The dead woman is Charles' wife (Bouquet) best friend. She and Charles have been having an affair for several months. A perverse relationship based on the fantasies of the murdered. Charles basically despises her and her games. What she wishes is repugnant to him! I don't think he knows the exact reason why he wants to murder her - at least he returns to his usual life after the crime. Nobody suspects him. Charles is married to an elegant woman (Stephane Audran). He is father of nice and bright children. During the funeral Charles gets the absolute certainty that the police will never pick up his trail. At night, however, his deed tortures him, depriving him of sleep. Charls is overcome by the desire to confess his crime to someone: His wife and his best friend, the widower of the dead. And what a miracle - they all forgive him. Nobody feels the desire for revenge. But that's exactly what Charles wants. He wants to be judged and punished. The others, however, behave no differently than the dead blonde, just as if they were continuing their game. Juste Avant La Nuit is a meditation on the subject of guilt. Which is right? What's wrong? Of course, one regrets the dead. But calling the police would go a little too far. Who else but Chabrol would be able to portray a crime as murder less despicable? Who could put it any more into perspective? (transl. deepl.com)
Mo, 13/11/2017 - 19:06
Directed by:
Claude Chabrol
Schauspieler:
Celia
Marina Ninchi
Michel Bouquet
Stephane Audran
Video:
Trailer
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