Marguerite Duras Roman L'Amant beschreibt die Liebesgechichte einer jungen Französin mit einem älteren Chinesen in Indochina während der 20er Jahre. Duras bemerkte dazu, dass ihr Roman autobiographisch sei - womöglich resultiert er aber aus ihrer Phantasie. Zumindest umfasst L'Amant alles, was an derartigen erotischen Phantasien zu haben ist (der Altersunterschied, zwei Menschen zweier Ethnien, die unterschiedliche soziale Herkunft - also die Begegnung zweier Fremder). Liebe ist hier rein körperlich, denn viel kommuniziert wird ansonsten nicht. Falls ich Duras Unrecht tue und all das tatsächlich stattfand, so trägt Regisseur Jean-Jacques Annauds Hochglanz-Ästhetik wenig dazu bei, sich NICHT wie in einem Softcore zu fühlen. Vor allem stört bei seiner Inszenierung, dass ich nie den Eindruck hatte, hinter seinen Fassaden (die schöne Französin, der geheimnisvolle Chinese) steckten echte Menschen. Jane March spielt den Teenager, der in Saigon zur Schule geht. Hongkong Star Tony Leung gibt den reichen Aristokraten. Gleich vom ersten Moment an erleben sie ihre Liebe wie einen Donnerschlag: Sie sehen sich, sie wollen sich! Ab diesem Moment treffen sie sich regelmässig in einem kleinen Raum in einem Etablissement, um sich ihren Gelüsten hinzugeben. Das Leben findet draussen statt, nicht aber in diesen vier Wänden. Eigentlich hasst das Mädchen ihr Leben. Sie hasst ihre kaputte Familie, die Lehrer und ihre Mitschüler. Über ihn erfahren wir weniger: Er entstammt einer stolzen Familie und man suchte seine Frau gezielt aus für ihn. Eine Stammhalterin. Natürlich gehen sie - das Mädchen - und er - der Aristokrat - eine verbotene Liebesbeziehung miteinander ein. Umso mehr, da sie unterschiedlicher "Rasse" sind. Da sie sich in der Gesellschaft niemals miteinander sehen lassen können, sind dem Film die sozialen Rollenbilder der Zeit egal. Im Grunde erfahren wir darüber nichts. Die Liebe findet in dem kleinen Raum, im Bett statt. Das Mädchen und der Aristokrat, sie sind hier nicht mehr als zwei Körper. Was aber denken diese beiden Menschen wirklich übereinander? Lieben sie im selben Sinne? Bedeutet "Liebe" überhaupt dasselbe für die Beiden? Bedeutet die Affäre für beide eine Art Flucht? Oder ist es schlicht ein sexuelles Arrangement? Hätten beide sich auch in Paris verliebt? Ich würde gern mehr über beide erfahren, Annaud aber lässt mich nicht. - Marguerite Duras novel L'Amant describes the love story of a young French woman with an older Chinese in Indochina during the 20s. Duras remarked that her novel was autobiographical, but it may be the result of her imagination. At the very least, L'Amant includes everything that can be had in such erotic fantasies (the age difference, two people of two ethnicities, the different social origins - the encounter of two strangers). Love here is purely physical, because otherwise there is not much communication. If I do Dura's injustice and all this actually happens, then director Jean-Jacques Annaud's glossy aesthetics contribute little to NOT feeling like a softcore. What's particularly disturbing about his production is that I never had the impression that there were real people behind his facades (the beautiful French woman, the mysterious Chinese). Jane March plays the teenager who goes to school in Saigon. Hong Kong star Tony Leung gives to the rich aristocrats. From the very first moment they experience their love like a thunderclap: they see each other, they want each other! From this moment on, they meet regularly in a small room in an establishment to indulge their desires. Life takes place outside, but not in these four walls. Actually, the girl hates her life. She hates her broken family, the teachers and her classmates. We learn less about him: he comes from a proud family and his wife was chosen specifically for him. A son and wife. Of course they - the girl - and he - the aristocrat - enter into a forbidden love relationship with each other. All the more since they are of different "race". Since they can never be seen together in society, the film doesn't care about the social role models of the time. Basically, we learn nothing about it. Love takes place in the small room, in bed. The girl and the aristocrat, they are no more than two bodies here. But what do these two people really think about each other? Do they love in the same way? Does "love" mean the same thing to them? Does the affair mean a kind of escape for both of them? Or is it simply a sexual arrangement? Would both have fallen in love with Paris? I would like to know more about both of them, but Annaud won't let me.
Do, 27/03/2014 - 16:52
Directed by:
Jean-Jacques Annaud
Schauspieler:
Jane March
Tony Leung Ka-Fei
Frédérique Meininger
Arnaud Giovaninetti
Melvil Poupaud
Lisa Faulkner
Video:
Trailer
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