Mindgame Movies III

Vor zwanzig Jahren debütierte M. Night Shyamalan mit soviel Selbstvertrauen, dass er auf Anhieb zur ersten Liga Hollywoods zählen durfte. Doch dann... irgendwas ging schief. Er nahm sich auf solch penetrante Weise selbst zu ernst, dass seine Filme in überheblichen Allegorien untergingen. Er wurde ein Regisseur, der zwanghaft versuchte, seinen ersten Erfolg zu wiederholen. Aber hier kommt nun völlig unverhofft: The Visit - ein so unterhaltsamer und witziger Film, dass man fast vergisst, wie unheimlich er ist. Es gibt viele Horror Klischees, die mich nerven. Das Schlimmste von allen: "found footage". Shyamalan aber belebt dieses verdorrte Sub-Genre mit Adrenalin. Ja, es ist ein Stereotype. Ja, es ist absurd, dass jemand in den spannendsten Momenten noch mitfilmt. Shyamalan aber konzentriert sich auf die Stärke von "found footage": Den Überraschungsmoment. link trailer

Wieviel von Richard Linklaters Waking Life mag wohl ein Traum sein? Vielleicht sogar alles? Der Held träumt, dass er aufwacht. Er spritzt sich Wasser ins Gesicht, geht hinaus und träumt wieder. Wir befinden uns aber nicht in einem surrealen Traumfilm. In Waking Life ist die Konversation genauso echt wie faszinierend - der Träumer muss intelligent sein! Oder doch nicht? Womöglich gibt er nur das wieder, was er so hört? Eine Frau erzählt ihm in einem Cafe von ihrer Idee einer Soap und er fragt sie, wie es sich anfühlt, eine Figur aus seinem Traum zu sein. Sie kann das nicht beantworten - wie auch, wenn sie nur ein Charakter seiner Imagination ist? Andererseits behauptet er, dass er sich all das unmöglich selbst ausdenken könnte. Es kam von aussen... Was ist Träumen überhaupt? Was geschieht mit uns, während wir träumen? Nehmen wir uns selbst wahr, aber ausserhalb unseres Körpers? Das ist eine der Erklärungen aus Waking Life. link trailer

"Die Erinnerungen verschönen das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich", schreibt der Dichter Balzac. "Aus den Augen, aus dem Sinn", glaubt Goethe. In Michel Gondrys Eternal Sunshine Of A Spotless Mind bedeutet es für Clemetine (Kate Winslet), dass sie jemanden wie Joel (Jim Carrey) einfach vergessen kann. Sie löscht ihn und die Tatsache, dass sie ihn je liebte aus ihrem Gedächtnis. Technisch gesehen, so wird uns mit freundlicher Stimme durch einen Wissenschaftler erklärt, bedeutet das "Brain Damage". Das Gehirn ist der liebste Bereich des Autoren Charlie Kaufman, dessen vorige Eskapaden wie reinster Realismus wirken, vergleicht man sie mit diesem irrsinnigen Liebesfilm. Radikal wird die Geschichte hier auf- und abgewickelt und wiederum ganz neu definiert. Das Schöne: Wir fühlen mit den Charakteren, selbst wenn sie sich im Nirgendwo verlieren, also komplett neben der Spur laufen. link trailer

Vanilla Sky handelt von einem Mann, der einfach alles im Leben hat. So glaubt er, alles haben zu können = zu verdienen. Und als reicher Erbe hat er die mittel dafür! Doch aufgrund seines - ja Gewissens - verliert er alles. Vanilla Sky ist einer der rossen Mindgame Filme seiner Zeit. wir erinnern uns, das waren die Filme, die uns so einiges abverlangten, ihnen überhaupt zu folgen. Du verfolgst die Handlung, Schritt für Schritt, wähnst dich am ziel - und Schwupps!, ist alles doch ganz anders! Tom Cruise spielt David Aames, den reichen Erben eines Verlags-Imperiums, der in einem Apartment lebt, das einem Luxus Katalog gleicht. David hat eine Sex-Freundin namens Julie (Cameron Diaz) und meint, die könnten trotz Sex, einfach nur gute Buddys sein. Er unterschlägt dabei, dass Sex immer wie ein Versprechen wirkt. Auf einer Party lernt er Sofia Serrano (Penelope Cruz) kennen. Sie schlafen nicht miteinander und doch ist es so, als würden sie sich ein Versprechen geben. Doch handelt Vanilla Sky tatsächlich von Davids Leben und seiner Liebe? link trailer

Zum ersten Mal stellte Arnold Schwarzenegger keinen Super Helden dar, obwohl er wie einer kämpft. Schwarzenegger spielt einen verängstigten, verwirrten Unschuldigen, der von der Struktur der Realität an sich verraten wird. Durch diese Verletzlichkeit ist Paul Verhoevens Total Recall so viel spannender als es ein reines Action Spektakel jemals sein könnte! Trotzdem gibt es jede Menge Action! Die Handlung, basierend auf dem Roman von Philip K. Dick aber basiert auf einer faszinierenden Idee: Was würde passieren, könnte man uns mit künstlichen Erinnerungen versorgen? Was wäre wenn deine gesamte Vergangenheit künstlich in dein Gehirn eingepflanzt wäre? Genau das scheint Schwarzeneggers Figur Quaid widerfahren zu sein - obwohl weder wir, noch er selbst sich da ganz sicher sein dürfen... link trailer

Ist Angel (Carmelo Gómez) tatsächlich ein Engel? Oder wird er seit geraumer Zeit von einem Engel begleitet? Ist er gleichzeitig gut und böse? Jedenfalls kommt Angel gerade aus der Nervenheilanstalt, um nun zu arbeiten. Er arbeitet für eine Schädlings-Bekämpfungs-Firma und landet in einem kleinen Dorf. Dort, wo die Erde rot ist. Angel verliebt sich in zwei Frauen: Mari (Silke Hornillos Klein), rebellisch und rothaarig und in die äthe­ri­sche Ángela (Emma Suárez), häuslich, gut und blond. Ist Angela womöglich auch ein Engel? Bestimmt könnte ein Psycho-Analytiker viel darüber schreiben. Regisseur Julio Medem aber inszeniert Märchen für Erwachsene. Komplexe, psychologische Traumspiele. link trailer

Drei Männer aus Teheran kommen nach Siah Dareh, einem kleinen Dorf im kurdischen Teil des Irans. Einer der Drei ist Fotograf. Er wartet auf das Ableben einer uralten Frau, um die seltsame Trauerzeremonie festzuhalten. Wir begleiten ihn durch die verwinkelten Gassen des Dorfes bis zum Hügel hinaus. Immer wieder klingelt sein Mobiltelefon. Erst auf der Anhebung ist der Empfang etwas besser. Unverichteter Dinge wird er wieder abreisen. Wonach hat er gesucht? Hat er es gefunden? Wir wissen es nicht. Abbas Kiarostami inszenierte The Wind Will Carry Us direkt nach seinem grössten Erfolg. Dieses Werk aber wirkt noch verschlossener als alles, was wir von ihm gewohnt sind. Er verzichtet gänzlich auf so etwas wie eine konventionelle Handlung. Reiner Existentialismus - Erkenntnisse sind auf dieser Ebene nicht zu erwarten. link trailer

Ein abgeschiedenes Dorf wird von einem Wald abgetrennt von der nahe liegenden Stadt. Nie betreten die Dorfbewohner diese Stadt aufgrund eines Schwurs. Im Wald leben "die Unbeschreiblichen", mit denen allerdings ein Pakt exisitiert: Sie kommen nicht ins Dorf, die Dorfbewohner betreten den Wald nicht. Etwas Unheimliches aber gehts vor sich und schliesslich hinterlassen die Unbeschreiblichen eine Warnung... Wir erleben mit The Village den Niedergang eines Regisseurs, der zuvor Umsatz-Rekorde verbuchen konnte. Nach einer Woche brach das Einspielergebnis von The Village ein, trotz Starbesetzung. link trailer

Kinder können besser Geister sehen als Erwachsene. Sie kennen keine Skepsis, keinen Unglauben. deshalb erscheinen ihnen Geister und uns nicht. So wie dem kleinen Jungen in The sixth sense, der sagt, er kann die Toten sehen. Die Toten haben sogar Aufgaben für ihn. Er scheint Recht zu behalten... The Sixth Sense ist ein moderner Geisterfilm. Einer der von verschiedenen Dimensionen ausgeht. Davon, dass unsere Welt nicht die einzige ist. In The Sixth sense gibt es viele Dinge, die Erwachsene nicht sehen. Einer von ihnen ist der Psychologe Malcolm Crowe (Bruce Willis), der den Jungen Cole Sear (Haley Joel Osment) untersucht. In Coles Umgebung geschieht Merkwürdiges. Einmal verlässt die Mutter des Jungen (Toni Collette) für einen Moment die Küche. Dann geht sie wieder hinein und sämtliche Schubladen stehen offen. Cole weiss auch, dass in seiner Schule früher Leute erhängt wurden. Er erzählt das dem Lehrer. Diesen Jungen muss Crowe nun erreichen. Irgendwann meint Crowe, die Ideen des Jungen an sich hätten Fundament. Auch, wenn es keine Geister gibt. link trailer

The Others gehört zum Genre der "Haunted House" Filme, wurde aber einer radikalen Erneuerungskurs unterzogen. Ganz im Sinne der Mindgame Movies seiner Zeit. Alles klar? Nun, natürlich gibt es dunkle Gänge, Türen, die sich nicht öffnen lassen oder Dialoge wie "There's something in this house! Something - diabolic!". Dieser Spuk Film aber kommt recht grüblerisch daher. Ein Wartespiel. Wir befinden uns in einem Herrenhaus in Jersey. Hier lebt Mutter Grace (Nicole Kidman) mit ihren beiden Kindern. Eines Tages kommen neue Haushalts-Hilfen, angeworben von Grace. Die ehemaligen Bediensteten verliessen das Haus, einfach mitten in der Nacht. Es müssen die frühen 40er Jahre sein. der zweite Weltkrieg tobt, Graces Mann wurde eingezogen, Hilfe ist schwer zu finden dieser Tage. Im Haus selbst herrschen seltsame Regeln. Jede der 50 Türen muss verriegelt werden, bevor eine neue Tür geöffnet werden kann. Die Vorhänge bleiben immer geschlossen. Immer! Grace erklärt diese Massnahmen mit der Sonnen-Allergie ihrer Kinder. Bei Sonneneinstrahlung sterben sie... link trailer

Fabelhafte Schauspieler in einem handwerklich perfekt gemachten Film, jedoch... Das, was ich da sehe, berührt mich nicht. Offensichtlich ist die Hauptfigur vom Scientology Gründer L. Ron Hubbard inspiriert, aber mir fehlt eine Aussage zu solchen Sekten. Hubbard heisst hier Lancaster Dodd und wird von Philip Seymour Hoffman gespielt. Tatsächlich aber ist die Hauptfigur nicht einmal die wichtigste Person im Film. Der konzentriert sich vielmehr auf einen alkoholkranken Anhänger des Meisters mit Namen Freddie Quell (Joaquin Phoenix). Der wiederum scheint aus seiner bizarren Persönlichkeit nach einem Zusammenbruch vor zwei Jahren heraus zu wachsen. Freddie liebt Schnaps. Im Verlauf des Films stellt er aber auch seine eigenen Mixgetränke aus Farbverdünner und Kokoswasser her. Diese Cocktails sind potentiell tödlich, was auch ein Wanderarbeiter aus Kalifornien erfahren wird. link trailer

Wäre er noch dünner, er würde gar nicht mehr existieren: Trevor Reznik (Christian Bale), ein einsamer Mann. Niemand mag ihn auf der Arbeit, er kann nachts nicht schlafen und es gibt nur zwei Menschen, die nett zu ihm sind: Stevie, eine Prostituierte und Marie, eine Kellnerin in einem Laden draussen am Flughafen, der immer offen ist. Trevor hat seit einem Jahr nicht mehr geschlafen, erzählt er Marie. Christian Bale hat genauso viel Gewicht verloren wie Trevor. Man muss zwei Mal hinsehen, um ihn zu erkennen! So verknöchert sein Gesicht mit tiefliegenden Augen, dass wir uns mehr als einmal um ihn sorgen. Also um den Schauspieler. Ein Mann, gefangen im ganz normalen Wahnsinn der Welt! link trailer

Ein Videotheken-Blockbuster funktioniert bei uns so: 1. Der Film darf nicht aus dem Kino bekannt sein, am besten direct to dvd. 2. Der Film muss sich bei euch hochspielen, indem er weiter empfohlen wird. Von Mund zu Mund. 3. Er muss über einen sehr langen Zeitraum erfolgreich laufen, um bei uns in die Top 30 zu gelangen. So ein Film ist The Jacket! Im Mittelpunkt steht Jack Sparks (Adrian Brody), ein Soldat während des Irak Kriegs 1991, der einem kleinen Jungen vertraut, der ihm in den Kopf schiesst. Das war als Jack das erste Mal starb. Zu den metaphysischen und realen Schrecken, die Jack in The Jacket durchlebt, gehören das Sterben, das Nicht-Sterben und das Gefühl, tot zu sein. Und die Tatsache, dass er eine Zeitlang im Leichenschauhaus eingesperrt ist. link trailer

Am Anfang von David Finchers The Game erleben wir Michael Douglas als schwer-reichen Mann, der sein Leben wie besessen kontrolliert. Wir d das nun wieder so ein Film, in dem dieser reiche Mann auf Demut und Bescheidenheit reguliert werden soll? Oder ist doch alles nur ein Trick? Und siehe da; The Game nimmt zum Glück eine andere Wendung und entwickelt sich zum schlimmsten Albtraum, der Kontroll-Freaks widerfahren kann. Douglas spielt Nicholas Van Orton, der von Mitarbeitern umgeben ist, die er durch seine rigiden Forderungen fast lähmt. Jeder seiner Untergebenen befindet sich in einer ausweglosen Situation. Genau wie seine Familien-Mitglieder, insbesondere seine Ex-Frau, deren Namen er scheinbar vergessen hat. Van Ortin lebt ganz allein in einer Villa (in der sein Vater Selbstmord beging). Seine Abende erinnern mich an die von Donald Trump: Abends allein Cheeseburger essen und fernsehen. link trailer

Hier kommt ein Psycho-Thriller, der uns nicht mit "Special Effects" überwältigen will, sondern eine tiefere Furcht auslöst. Take Shelter ist ein Film, der recht genau die Stimmungslage in den USA ausdrückt. Wir befinden uns in Ohio, da wo der Himmel endlos scheint. Hier lebt eine glückliche Familie. Scheinbar. Curtis LaForche (Michael Shannon), ein Familienvater, der einen guten Job beim Bau hat. Curtis aber fürchtet, das alles zu verlieren. In seinen Träumen greifen ihn die Hunde der Familie an und der Himmel verdunkelt sich. Schliesslich zerstört ein Sturm sein Zuhause. Zur Verwirrung seiner Frau Samantha (Jessica Chastain) und seiner Tochter Hannah (Tova Stewart) baut er für den Hund eine Hütte, obwohl der immer friedlich im Haus mit ihnen lebte. Wie aber kann er mit seinen Albträumen eines nahenden Sturms fertig werden? link trailer