Die bedeutendste filmische Bewegung der Nachkriegszeit überhaupt, der italienische Neorealismus, war vor allem eine sozialrevolutionäre Kraft. Dem italienischen Faschismus gelang es trotz aller Anstrengungen nie, die Filmindustrie gleichzuschalten. Bereits in den letzten Jahren des Regimes gab es Filme, die schon neorealistisch aussahen: Der Mensch ist stets auf die Natur und sein Milieu bezogen, alles was im Film zu sehen ist, weist über den Film hinaus und weckt Assoziationen in der Wirklichkeit. Der Film selbst ist einem strengen Realismus verpflichtet, die Dinge werden so gezeigt wie sie sind. Man sieht keine Helden, sondern ein „Kino der Dienstboten“, welche die wahren Figuren des Lebens sind. Eine radikale Abkehr vom Hollywood Kino und seinem Heldenprinzip. Viscontis Ossessione, de S icas I bambini ci guardano (1943) und Blasettis Quattro passi tra le nuvole (1942) sind die ersten Werke des Neorealismus. Die endlosen Asphaltstrassen in Ossessione bestimmen das Klima der Gegend und verheissen darüber hinaus Freiheit. Der Spagnolo, der rätselhafte Wanderschauspieler, lebt diese Freiheit, die wenigen Worte, die der Film verliert, gewinnen einen symbolischen und prophetischen Klang. Ungeschminkte Wirklichkeit, erfasst durch die dokumentarische Kamera wurde überall in Europa zur Avantgarde des Kinos. Das Kino von Visconti oder Roberto Rossellini ist durchzogen vom lebendigen Atem der Wirklichkeit. In ihnen lebt die Hoffnung auf die Befreiung des Menschen von Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Auch die Filme des Tandems Vittorio de Sica und Cesare Zavattini sind voller Kraft und Pathos. Ladri di biciclette ist das Meisterwerk des Neorealismus schlechthin. Der Einzelne wird von der Gesellschaft gnadenlos verstossen, sobald er sich aus eigenen Kräften nicht mehr halten kann. Mitleidlos und fremd ist die Welt, rätselhaft und undurchschaubar. Nach Zavattinis Meinung sollte alle filmische Fiktion zurücktreten zugunsten dokumentarischer Sachlichkeit. (Was ihm zum Glück nicht gelungen ist). In Viscontis La terra trema wandelte sich der rohe Neorealismus zum Stil. In langsamen epischen Rhythmus sind gerade die malerischsten und raffiniertesten Einstellungen von der grössten Authentizität. Im Kino hatten die Filme kaum Erfolg, das Publikum bevorzugte unverbindliche Produktionen. Für La terra trema war nur eine Karriere in den Filmclubs drin. - The most important post-war cinematic movement of all, Italian Neorealism, was above all a social revolutionary force. Italian fascism never managed to bring the film industry into line, despite all its efforts. Already in the last years of the regime there were films that already looked neorealistic: Man is always related to nature and his milieu, everything that can be seen in the film points beyond the film and awakens associations in reality. The film itself is committed to a strict realism, things are shown as they are. You don't see heroes, but a "cinema of the servants", who are the true figures of life. A radical departure from Hollywood cinema and its heroic principle. Visconti's Ossessione, de S icas I bambini ci guardano (1943) and Blasetti's Quattro passi tra le nuvole (1942) are the first works of neorealism. The endless asphalt roads in Ossessione determine the climate of the area and also promise freedom. The Spagnolo, the mysterious wandering actor, lives this freedom, the few words that the film loses gain a symbolic and prophetic sound. Unvarnished reality, captured by the documentary camera, has become the avant-garde of cinema throughout Europe. The cinema of Visconti or Roberto Rossellini is permeated by the living breath of reality. In them lives the hope for the liberation of man from injustice and discrimination. The films of the tandem Vittorio de Sica and Cesare Zavattini are also full of power and pathos. Ladri di biciclette is the masterpiece of neorealism par excellence. The individual is mercilessly rejected by society as soon as he can no longer hold his own by his own efforts. The world is pitiless and strange, mysterious and inscrutable. In Zavattini's opinion, all cinematic fiction should be replaced by documentary objectivity. (Which, fortunately, he didn't succeed in doing). In Visconti's La terra trema, raw neorealism turned into style. In slow epic rhythm, the most painterly and refined shots are of the greatest authenticity. In the cinema, the films had little success, the audience preferred non-binding productions. For La terra trema there was only one career in the film clubs.
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The Roots of Modern Cinema!
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