Es hat schon etwas von einem perversen Vergnügen, einen Thriller zu konzipieren, um dann aber alle Einzelteile einfach wegzuwerfen. Wim Wenders zerlegt seinen Krimi. Trotzdem hat er damit Erfolg, denn er weiss, dass wir Thriller vor allem wegen der Atmosphäre mögen und der Plot gar nicht so wichtig ist. Hier spendiert er uns so viel Atmosphäre, dass wir uns darin baden möchten! Damals, 1979, war Der Amerikanische Freund die teuerste Produktion des Neuen Deutschen Films und das sieht man auch! Erinnern wir uns an diese Bewegung, die in den späten 60ern begann und mit der ewigen Regierungszeit Kohls endete. Die späten Werke des Neuen Deutschen Films schliesslich sahen schon etwas manieriert aus. Style Over Substance? Man benutzte extremes Licht, wählte knallige Farben, ganz in der Tradition des expressionistischen Stummfilms, der doch auch so viel Wert auf die Stilübung an sich legte. Man folgte den Figuren bis an die Grenzen dessen, was wir noch als menschliches Verhalten bezeichnen würden. Sehr selbstbewusst setzten die Künstler ihre Kamera ein, ganz so, als würde man den Charakteren eine zusätzliche gekünstelte Dimension verpassen wollen. Wen interessierte da noch langweiliger Realismus? Vielleicht war genau das der Grund, weshalb der Neue Deutsche Film zur interessantesten Bewegung seit der "Nouvelle Vague" wurde? Neuer Deutscher Film, das waren Werke, die eine Entscheidung von UNS verlangten - Filme, die sich nicht damit begnügten, das wir uns bequem zurücklehnten, um mit einer eindeutigen "Botschaft" belohnt zu werden. Wim Wenders war mit Sicherheit der zugänglichste Regisseur dieser Generation. Von den deutschen Autorenfilmern war er auch der "amerikanischste". Der Amerikanische Freund wurde immerhin über weite Strecken in englischer Sprache inszeniert, bietet aufreizende Hollywood Farben und einen Hollywood-Star: Dennis Hopper. Dummerweise gehört Der Amerikanische Freund trotzdem nicht zu Wenders besten Filmen. Ihm fehlt die schonungslose Klarheit, die andere Wenders Filme der 70er auszeichnet! Im Mittelpunkt, der "Amerikaner" (Hopper), der als Mittelsmann zwischen einem französischen Gangster und einem deutschen Künstler wird. Der Franzose will einen Auftragskiller anheuern, der Deutsche entscheidet sich, den Job zu machen, da er bald sterben wird... Die Handlung wird zunehmend undeutlicher, was aber - wie beschrieben - gar nicht wichtig ist. Wenders spart einfach wichtige Schritte im Plot aus, um sich stattdessen ganz dem Zusammenspiel der Charakteren und ihrer Städte zu widmen: New York, Paris, Hamburg und München zu zeigen, das interessiert Wenders, obwohl wir zeitweise gar nicht informiert werden, wo wir uns gerade befinden. Wenders führt uns darüber hinaus die Freundschaft zwischen den Deutschen und Amerikanern vor. Eine gefährliche, tödliche Freundschaft. Das alles verpackt er in hypnotischen Bildern. Geradezu dreist setzt er seine Farbpracht ein, ganz und gar ungewöhnlich baut er seine Szenen auf. Das ist es, was Wenders in Wahrheit vorführen will! Eine Stilübung! Reicht das? Nun, manchmal vergisst er über seiner Stilübung die Figuren. Manchmal meint man, sie gingen im Film verloren. Wenders bleibt seinem Thema treu: Ein einsamer Mann durchquert die Städte dieser Welt auf der Suche nach Wahrheit. Mag es sich um eine grössere oder kleinere Wahrheit handeln. Ich könnte an dieser stelle aber mindestens zehn Wenders Filme empfehlen, die das Thema interessanter behandeln. -
It's a bit of a perverse pleasure to design a thriller and then just throw away all the individual parts. Wim Wenders dissects his thriller. Nevertheless, he succeeds with it, because he knows that we like thrillers mainly because of the atmosphere and the plot isn't that important. Here he gives us so much atmosphere that we want to bathe in it! Back in 1979, The American Friend was the most expensive production of the New German Cinema and you can see that! Let's remember this movement, which began in the late 60s and ended with Kohl's eternal reign. After all, the late works of the New German Cinema already looked a bit mannered. Style Over Substance? They used extreme light, chose bright colors, in the tradition of the expressionist silent film, which also attached so much importance to the style exercise itself. The figures were followed to the limits of what we would still call human behavior. The artists used their cameras very self-confidently, as if one wanted to give the characters an additional artificial dimension. Who was interested in boring realism? Maybe that was the reason why the New German Film became the most interesting movement since the "Nouvelle Vague"? New German Film were works that demanded a decision from US - films that weren't content with us leaning back comfortably to be rewarded with a clear "message". Wim Wenders was certainly the most accessible director of this generation. He was also the most "American" of the German auteur filmmakers. After all, the American friend was staged in English for long stretches, offers provocative Hollywood colours and a Hollywood star: Dennis Hopper. Unfortunately, The American Friend is still not one of Wenders best films. He lacks the relentless clarity that distinguishes other Wenders films of the 70s! In the center, the "American" (Hopper), who becomes a middleman between a French gangster and a German artist. The Frenchman wants to hire a hit man, the German decides to do the job because he will soon die... The plot becomes increasingly unclear, which - as described - is not important at all. Wenders simply omits important steps in the plot and instead devotes himself entirely to the interplay of the characters and their cities: Wenders is interested in showing New York, Paris, Hamburg and Munich, although at times we are not even informed where we are at the moment. Wenders also shows us the friendship between Germans and Americans. A dangerous, deadly friendship. He wraps all this in hypnotic pictures. He uses his colourful splendour almost audaciously, he constructs his scenes in a completely unusual way. This is what Wenders really wants to show! A style exercise! Is that enough? Well, sometimes he forgets the figures over his style exercise. Sometimes you think they get lost in the film. Wenders remains true to his theme: A lonely man crosses the cities of this world in search of truth. It may be a greater or lesser truth. But I could recommend at least ten Wenders films that deal with the subject in a more interesting way.
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Is it a road movie? Is it the most beautiful deception? Where did the Lynchian atmosphere come from?
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