Biopics Pop

Ian Curtis muss einer dieser introvertierten Teenager gewesen sein, die traurig in ihr eigenes Schicksal blicken. In seinem beengten Zimmer in Macclesfield, England, steht ein Ordner mit Gedichten. Weniger gefüllt mit seiner Arbeit als mit seinen Träumen. Auf dem Rücken liegt er auf seinem Bett, grübelt, raucht, hört Musik. Bald würde er zu einem Objekt kultischer Verehrung werden, dann zum Selbstmörder. Man könnte glauben, dass das sein Plan war... link trailer

Charlie Parker ist kein Typ, der die Kamera sucht. Er einer, der ganz schnell woanders ist, sobald eine Kamera auftaucht. Deshalb ist Clint Eastwoods Biographie so wertvoll! Sie liefert Bilder, die zur Musik passen und vermittelt - womöglich zum ersten Mal - eine Vorstellung von Parker. Bereits als Teenager wurde er süchtig und sollte es sein Leben lang bleiben. Die Sucht muss er als Last begriffen haben, die er zu tragen hat. Eine Last, die man niemanden anderes wünscht. link trailer

Die Handlung von Backbeat lässt sich recht einfach zusammen fassen: Es geht um einen Maler, der fast ein Beatle war. Er heisst Stuart Sutcliffe und stirbt 1962, nur wenige Monate, bevor die Beatles ihre ersten Aufnahmen machten. Zwei Jahre lang begleitet er sie mit dem Bass, ist aber nie mit dem Herzen dabei. Dann verliebt er sich in eine deutsche Fotografin: Astrid Kirchherr. Immerhin war sie es, die die Pilzkopf Frisur erfand... link trailer

Blass und depressiv schleicht Jimmy Smith Jr. (Eminem) durch sein Leben, das so furchtbar zu ihm war. Seine Freundin wurde schwanger, machte Schluss, obwohl er das Richtige tat. Nun muss er wieder in den Wohnwagen seiner Mutter ziehen. Seine Kleidung trägt er in einem Müllsack mit sich. Er arbeitet an einer Stanz-Maschine. Aber zu beginn des films sehen wir ihn bei der einzigen Sache, die er gut kann: Im Shelter, beim Rap Battle... link trailer

Das Leben von Jim Morrison sollte nie im Erwachsenenalter enden. Nie verzieh er seinem Vater, dann verlor er sich im Nebel der Selbst-Verleugnung. Seine Reife wurde durch einen frühen Tod unterbrochen, verursacht durch einen unerbittlichen Feldzug gegen seinen eigenen Körper und seinen Geist. Jedenfalls meint man in Oliver Stones The Doors, dass Morrison wochenlang auf Parties gefangen war... link trailer

Johnny Cash versuchte nie, irgendwelche Experimente mit seiner Stimme zu probieren. Er klang so als würde er es ernst meinen, nicht so als müsste er uns irgend etwas beweisen. Immer schwang da eine Dringlichkeit mit, in dem, was er vortrug. Nur so kann ich es mir erklären, dass so viele unter uns seine Songs wie einen Segen betrachten. Einmal spielte ich etwas von der Rick-Rubin Johnny Cash Kooperation Samstag Nacht zur besten Zeit bei uns im Laden und zumindest die nicht mehr ganz jungen Männer wirkten so als ob ihnen der Messias erschienen worden wäre. Wer James Mangolds Walk The Line sieht, der versteht wohl, was ich meine. link trailer

Im Alter von neun Jahren erblindete Ray Charles als er den Ertrinkungs-Tod seines Bruders miterleben musste. Es wird ihn ein Leben lang verfolgen. Warum handelte er nicht? Aus demselben Grund, weshalb alle Kinder nicht in der Lage wären, zu helfen: Weil sie gerade erst in den Besitz des Lebens kamen. Niemand käme auf die Idee, ihm die Schuld zu geben. Nur Ray selbst. link trailer

Emmet Ray ist der zweite beste Jazz Gitarrist der Welt und sein Ehrgeiz ist grenzenlos. Er hat keine Ahnung von der Welt oder von der Liebe. Er weiss nur, wie man Liebe fahren lässt. Fast möchte man meinen; zum Glück ist Emmet Ray fiktional. Aber Woody Allen inszeniert ihn wie ein reales Stück Jazz Geschichte. Eines, das wir übersehen haben. Sean Penn spielt ihn als Aussenseiter. Mit einem albernen Schnurrbart und Second Hand Klamotten, die bestimmt nach Mottenkugeln riechen. Ein Jazz-Gypsy. Nebenbei unterhält er ein paar Nutten. Ein Mann, der so einsam ist, dass er nicht einmal weiss, was Einsamkeit überhaupt bedeutet. Nur auf der Bühne wird daraus Magie! link trailer

John Simon Ritchie war sein richtiger Name. Sein Vater, Musiker, verliess die Familie früh. Die Mutter schleppte ihn mit auf Hippie Festivals. Ritchie wuchs auf in Armut, im Londoner East End. Mit fünfzehn hatte er die Schule abgebrochen. Mit siebzehn nannte er sich Sid Vicious, war Leader der Sex Pistols und einer der berühmtesten Engländer. Nancy Spungen war ein Groupie aus New York. Und eine Geschäftsfrau - sofern sie nicht das gewünschte Geld von ihm erhielt. Sie mahnte ihn, sich mehr anzustrengen und versuchte, ihm eine breitere Öffentlichkeit zu schaffen. Wer weiss, wenn Nancy Spungen in jener Nacht nicht verblutet wäre, wie sich Sid Vicious' Karriere noch entwickelt hätte? link trailer

Ich erinnere mich noch daran als Mo Better Blues im Kino anlief. Mo Better Blues handelt von einem Jazz-Man, aber nicht wirklich von Jazzmusik. Er ist viel weniger wuetend und bewegend als Spike Lees grosser Durchbruch. Spike Lees viertel Film leidet natuerlich darunter, einem grossen Triumph zu folgen. Deshalb ists an der Zeit, Mo Better Blues noch einmal neu zu entdecken. Und nicht zwingend im Vergleich! Denzel Washington spielt einen Trompeter. Er heisst Bleek, leitet eine Band, wirkt aber manchmal etwas ungluecklich. Eigentlich wollte er nie Musiker werden. Und eigentlich wurde er nie wirklich erwachsen. Bleek fand sich nie selbst. link trailer

I'm Not There ist der Versuch, die Widersprüche des Bob Dylan zu betrachten, indem der Film ebensolche Widersprüche konstruiert. Nicht ein Schauspieler spielt Dylan, sondern sechs (darunter sogar Cate Blanchett). Vielleicht handelt sichs bei I'm Not There um das erste schizophrene Biopic. Bob Dylan hat alles Mögliche versucht, seine Spuren zu verwischen, um ihn nicht auf ein Image fest zu setzen. Wer sich nie eingehender mit ihm beschäftigt hat, den mag I'm Not There verwirren. Diejenigen, die versucht haben, Bob Dylan und seine verschiedenen Gesichter bzw. Karriere-Schritte zu verfolgen, werden erkennen, welches Risiko Todd Haynes mit seinem Film eingeht. I'm Not There ist ein Remake, aber eines, dass genau enthüllt, wie solch ein Remake eigentlich funktioniert. link trailer

Sie war die Tochter einer strassen Sängerin und eines Zirkus Akrobaten. Die Mutter setzte sie aus bei ihrem Vater, der wiederum gab sie weiter an die Oma, die ein Bordell betrieb. Krankheiten machten sie während ihrer Kindheit zweitweise blind und taub. Die Huren brachten sie zur heiligen Therese, deren Heiligtum sie heilte. Dann adoptierte sie eine der Prostituierten. Dort hörte sie viele Lieder und irgendwann sang sie "La Marseille". Edith Piaf war geboren. link trailer

Als Kind wachte ich Sonntags immer extra früh auf. Um fünf Uhr morgens oder sogar noch früher. Dann schlich ich ins Wohnzimmer, zog die Schallplatten von meinem Vater heraus und hörte sie andächtig mit Kopfhörern auf der Couch. Das Schallplatten Cover in beiden Händen. Am liebsten mochte ich seine Little Richard Live Platte. Ich glaube, sie war ein Mitschnitt eines Little Richard Konzerts aus den späten 60ern - lange nach seiner Rock'n Roll Karriere. Fantastisch!!! Immer sah sich Little Richard als Erfinder des Rock'n Roll. Dann hat der weisse Mann seine Musik gestohlen. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Vor dem Scheidungsgericht verlangte Ike sogar, dass sie seinen Namen abgeben sollte. Geboren wurde sie als Anna Mae Bullock in Nutbush, Tenn. Dann erfand Ike ihren Künstler-Namen. Am Ende war sie so erpicht, von ihm los zu kommen, dass sie auf sämtliche Lizenzen von Tonträgern verzichtete. Auf alles, ausser den Namen "Tina Turner". "That name's got my daddy's blood written all over it"; so Ike. Die Wahrheit aber ist, dass Tina den Namen mit ihrem eigene Blut erschuf. link trailer

Am Wochenende gehört Queen bei uns zum festen Party Inventar in der Filmkunstbar Fitzcarraldo. Oder gibt's noch einen Song, der uns so zum Ausrasten bringt wie "Don't Stop Me Now"? Bohemian Rhapsody versucht sich nun an einem Portrait; weniger von der Band Queen als vielmehr vom Frontmann Freddie Mercury. Einem problematischen Portrait! Nehmen wir einmal diese Szene: Freddie Mercury (ganz toll: Rami Malek) schmeisst einen Kostümball, bei dem fast ausschliesslich Männer anwesend sind. Die Band sitzt versteckt in der Ecke, offensichtlich fühlt sie sich unwohl. "This isn't really our scene, Freddie." Später wird Freddie von einem Kellner zurückgewiesen: "Call me when you like yourself." Problematisch: Sollen wir Angst haben um Freddie, den Paradiesvogel, ohne die Sicherheit seiner verheirateten Bandkollegen? link trailer