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david lynch
Mo, 20/01/2025 - 18:49
David Lynch kannte nicht nur den Schrecken, der hinter weissen Garten Zäunen in der Vorstadt lauert. Er wusste auch, was einen wahren Künstler ausmacht: Du musst nicht das tun, was alle Anderen tun. Es ist ganz einfach, sprenge einfach die Dimensionen eines Kunstwerks. Dabei versuche nie, zu gefallen. Genauso veränderst du die gesamte Kunst! David Lynch wurde in Montana geboren und zog während seiner Kindheit viel um. Er kannte Amerika. Du kannst dir seine Kindheit vorstellen; die Gartenzäune, den Milchmann, grünes Gras. Er studierte Kunst, inszenierte seinen ersten Kurzfilm für 150 Dollars. Das war in den späten 60ern. Er begann, sein gewöhnliches Leben für ungewöhnliche Kunst zu benutzen. In den 70ern zog Lynch nach Los Angeles, wo er seine Arbeit an Eraserhead begann. Nur wenige verstanden das Werk, das er über einen Zeitraum von fünf Jahren drehte. Erst The Elephant Mann öffnete Lynch die Türen Hollywoods und man bot ihm Dune an. Ein Flop, der erst heute eine kleine Schar von Fans findet. Ganz anders Blue

Filme in der Liste

Mulholland Drive - Mulholland Dr. (2001) (Rating 9,0) DVD3384

1. Mulholland Drive - Mulholland Dr. DVD3384

Mullholland Dr. ist der Film seines Lebens! David Lynch entwirft eine surrealistische Traumlandschaft für einen Film Noir, der mit jeder Minute Laufzeit weniger Sinn zu ergeben scheint. Das macht aber nichts, Mullholland Dr. macht trotzdem süchtig! Er handelt von... schwer diesen Satz zu beenden. Im Mittelpunkt stehen Betty und Rita und Mullholland Dr. folgt den beiden über merkwürdige Handlung-Schleifen. Am Ende kann man sich allerdings nicht einmal sicher sein, ob Betty und Rita tatsächlich ZWEI Charaktere sind. Und heisst Rita tatsächlich RITA (man erkennt den Verweis auf den rothaarigen Hollywood Star) - oder lautet ihr Name in Wahrheit Diane Selwyn? So steht es jedenfalls auf dem Namensschild einer Kellnerin. Betty (Naomi Watts) ist ein typisches Mädchen vom Lande. In L.A. wird sie ein paar Tage in der Wohnung ihrer Tante Ruth wohnen, die weggefahren ist. Rita (Laura Elena Harring) ist eine üppige Brünette, die nur knapp einem Attentat entgeht. Mitten auf dem Mullholland Drive. Doch sie kann sich retten, schleppt sich in die Wohnung von Bettys Tante Ruth, um dort zu duschen. Dann kommt Betty an. Rita erinnert sich an nichts. Weder, wie sie heisst, noch wer sie ist. Betty beschliesst, ihr zu helfen. Dann lernen wir weitere Figuren kennen. Einen Filmregisseur, den man zwingt, eine bestimmte Schauspielerin in seinem Film zu besetzen. Ansonsten müsste er sterben. Einen Zwerg in einem Rollstuhl, der Anweisungen über sein Telefon gibt. Zwei Detektive und eine Leiche, die langsam verfault. Betty und Lisa haben eine Liebes-Szene, die aussieht wie aus einem Film vergangener Zeiten. Damals, als die Menschen Sex noch mochten. All das fällt nicht unter die Kategorie "Spoilern", sondern erklärt gar nichts. Mullholland Dr. funktioniert wie ein Sog. Nichts führt irgendwohin. link trailer
Blue Velvet (1986) (Rating 8,1) DVD1551

2. Blue Velvet DVD1551

Blue Velvet habe ich regelmässig mit meiner Band geguckt. Als Teenager. Das kommt daher, weil der Film genauso unreif ist wie Teenager. Blue Velvet enthält einige stark emotionale Szenen, sehr schmerzhaft und verletztend. Fast scheint es, als gehörten sie zu einem anderen Film, einem Melodram. Blue Velvet aber ist eine Satire, eine schwarze Komödie. David Lynchs Film hat zwei Realitäts-Ebenen. Auf der ersten befinden wir uns in Lumberton, einer 50er Jahre Kleinstadt, in welcher die Einwohner so sprechen, als seien sie in einer Fernseh-Serie aufgewachsen. Die zweite Ebene erzählt die Qualen sexueller Hörigkeit. Dorothy Vallens (Isabella Rossellini) Ehemann und Kind wurden gekidnappt von einem Wahnsinnigen namens Frank Boothe (Dennis Hopper). Frank hält Dorothy seitdem als seine sexuelle Sklavin - und trifft damit ihre geheimsten Wünsche und Vorlieben. Während die Ebene von Lumbertown fort erzählt wird mit fast ausdrucksloser Ironie, erreicht die Ebene der sexuellen Geiselhaft eine schreckliche Tiefe an grausamen Realismus. Gleich die erste Szene des Films verweist auf beide Ebenen. Ein Mann sprengt seinen Rasen, als er einen Schlaganfall erleidet und zu Boden stürzt. Die Kamera folgt den Insekten im Gras und taucht ein in die Untiefen, die sich unter der Oberfläche verbergen. link trailer
Wild at Heart (1990) (Rating 6,5) DVD681

3. Wild at Heart DVD681

Wild At Heart manipuliert dich, zeigt dir etwas Ekliges, das du nicht sehen möchtest. Entweder, du bist anfällig dafür oder du fühlst dich abgestossen. Ein Dazwischen gibt es nicht. Alles in Wild At Heart ist "Fake". Das Melodram, der Liebes-Kitsch, sogar die Satire. Es gibt fiese Gewalt, die dann mit einem Witz entschuldigt wird. Ups, der Kopf ist weg. Gleich zu Beginn wird Sailor Ripley (Nicolas Cage) von einem "schwarzen" Mann angegriffen. Einem Auftrags-Mörder, geschickt von der Schwiegermutter Marietta Fortune (Diane Ladd). Fast Schwiegermutter, denn Sailor und seine Freundin Lula Pace Fortune (Laura Dern) sind nicht die Typen zum Heiraten. Allerhöchstens in Las Vegas in so einer kleinen Kathedrale mit Lichter-Disco. Sailor sieht aus wie ein Clon von Elvis. Mit der Schlangenleder-Jacke Marlon Brandos. Nur dass Elvis den Attentäter nicht so kaputt gehauen hätte, dass die Knochen knacken und der Schädel überall verteilt wird. Danach raucht Sailor eine. Nur wer Böses will, würde David Lynch hier Rassismus unterstellen. Oder doch? War ja nur ein Witz. Und was passiert, wenn sich ein Lynch Charakter mit einer Schrotflinte die Hand wegschiesst? Dann trägt sie der Hund davon. link trailer
Twin peaks - Season 1.1 (Episodes 1,2,3,4) DVD1628

4. Twin Peaks - Der Film - Twin Peaks: Fire Walk with Me DVD6459 + Twin peaks DVD1628

Nun also doch eine neue Staffel Twin Peaks! Lynch hatte durch die Jahre das Glück, seine surrealsitischen Tragikomödien mit fetten Budgets realisieren zu dürfen - nur die Serie Twin Peaks wurde ihm genommen. Die meisten seiner Werke waren auch verstörend genug, um ihn als Ausnahme-Künstler auszuweisen. Lynchs Perversionen sind heute allgemein akzeptiert. Ich denke, dass die Meisten von uns über 40 auch eine treffende Antwort parat haben, wo sie sich genau aufhielten als Laura Palmer starb. Ich war in einer Einzimerwohnung in der Naunynstrasse mit meinem VHS Player und gab einfach auf, herauszufinden, wer sie tötete. Dann wurde die Serie abgesetzt und Lynch erhielt mit diesem Kinofilm die Gelegenheit, noch einmal nach Twin Peaks zurückzukehren. Und diesmal frei von den Vorgaben irgendwelcher Fernseh-Sender! Er könnte hässlich gemein und abgründig sein wie in seinen besseren Filmen! Ich mag ihn allerdings lieber, wenn er kontrolliert arbeitet und so ein Werk ist auch sein Twin Peaks Kinofilm geworden. Twin Peaks muss man vor dem Hintergrund der Bush und Reagan Jahre Amerikas sehen. Die Menschen sollten dem Familien-Gedanken folgen und diese Werte teilen. Alles, was unpassend war, wurde einfach verschwiegen. Twin Peaks zeigt nun die Vorzeige-Tochter, die nachts von "Bob" vergewaltigt wird und Kokain zieht. Wer hätte das je für möglich gehalten in dieser Kleinstadt! Twin Peaks, ein Albtraum für ein Land, das nur vorgibt, liberal zu sein. link trailer
The Straight Story (1999) (Rating 8,0) DVD490

5. The Straight Story DVD490

Vordergründig handelt David Lynchs The Straight Story natürlich von der Odyssee des Alvin Straight durch den mittleren Westen und seine verschlafenen Gemeinden. Doch da ist noch viel mehr! The Straight Story handelt auch von all den Menschen, die sich um Alvin kümmern und ihm zuhören. So viel Freundlichkeit unter Fremden? Doch The Straight Story beruht auf einer wahren Begebenheit. Ja, es gibt sie, diese Freundlichkeit unter Fremden! Der 73jährige Alvin Straight (Richard Farnsworth) jedenfalls kommt aus Iowa. Er erfährt, dass sein Bruder im Sterben liegt. Ein letztes Mal will Alvin ihn noch sehen! Aber weder er, noch seine Tochter Rose (Sissy Spacek) besitzen ein Auto. Einzig einen Traktor-ähnlichen Rasenmäher haben sie. Ein Blick auf das Gefährt und Alvin weiss, wie er nach Wisconsin zu seinem Bruder kommen wird. 300 Meilen liegen vor ihm bis Zion - so heisst der Ort, in dem sein Bruder lebt. Auf dem Weg erfahren wir so einige Geheimnisse über Alvin, auch sehr schmerzhafte aus dem Krieg. Alvin ist ein kultivierter Mann, aber wenn er spricht, bemerken wir, wie selten er in seinem Leben überhaupt Gespräche geführt hat. Doch er findet immer exakt die richtigen Alltagsworte voller Ruhe und Überzeugung. Damals, als The Straight Story ins Kino kam, wartete die David Lynch Gemeinde auf etwas Neues Bizarres von ihm. Bestimmt dachte jeder, gleich müsste The Straight Story doch vom rechten Weg abkommen. Doch das tut sie nie. link trailer
Eraserhead (1977) (Rating 8,0) DVD1574

6. Eraserhead DVD1574

An meinem 18. Geburtstag schwänzte ich die Schule, um mit dem Fahrrad nach Kreuzberg 61 in die Mittenwalder Strasse zu fahren. Zum Videodrom, der besten Videothek Berlins und damit Deutschlands. Mein Ziel: Endlich David Lynchs Eraserhead ansehen! Natürlich gabs den nur als britische Import VHS. Kein deutscher Verleih hatte sich an den berüchtigten Klassiker gewagt. Eraserhead guckt man am besten um Mitternacht. Nicht nur, weil er als "Midnight Movie" in Kinos auch um Mitternacht gezeigt wurde, sondern weil Eltern dann schlafen. Eraserhead spielt in einer grimmigen, fremden Welt. Wahrscheinlich in der Post-Apokalypse. Im Zentrum des Films steht Henry Spencer (Jack Nance), der seine Haare so trägt, als ob er gerade in die Steckdose gefasst hätte. Eines Abends kehrt Henry zurück in seine schäbige Wohnung, um zu erfahren, dass er von den Eltern seiner Freundin Mary X (Charlotte Stewart) zum Essen eingeladen wurde. Die schlimmstmögliche Familien-Szene! Marys Mutter lässt Henry besonders unangenehme Fragen sogar zwei Mal beantworten und schleckt ab einem bestimmten Zeitpunkt sein Gesicht. Die Grossmutter sitzt in der Ecke. Vielleicht ist sie bereits tot. Der Vater prahlt voller guter Laune, dass sein linker Arm taub ist. Das Abendessen besteht aus Hühnern, die eklige Masse absondern, schneidet man hinein. Und Mary hat ein Kind zur Welt gebracht! Eine Frühgeburt. Doch niemand ist sich sicher, ob es überhaupt ein Baby ist? link trailer
Lost Highway (1997) (Rating 6,5) DVD6043

7. Lost Highway DVD6043

Als Lost Highway im Kino lief gingen wir alle mehrmals rein, um anschliessend zu diskutieren, was wir gerade gesehen hatten. Es gab die Fraktion, die den Film so verstand, während eine andere dagegen hielt. Heute denke ich, dass wir damals alle grundlegend falsch lagen: Es gibt nichts zu verstehen. Lost Highway ist ein kalter Film, eine Lektion in Sachen Technik, eine Stilübung - aber unter der Oberfläche wartet nichts. David Lynch hat Lost Highway mit viel Verachtung für sein Publikum konzipiert. Das soll nicht heissen, Lost Highway sei uninteressant. Viele Aufnahmen sind effektiv und angsteinflössend, der Soundtrack ist grandios! Immerhin verdankt David Bowie dem Film sein künstlerisches Comeback! Es gibt wunderliche Twists, falsche Fährten und alles, was eine ordentliche Diskussion so anheizt. Während des Films hofft man, Lynch würde nun alles zusammenführen, doch es bleibt Fassade. link trailer
Der Elefantenmensch - The Elephant Man (1980) (Rating 6,2) DVD778

8. Der Elefantenmensch - The Elephant Man DVD778

The Elephant Man heisst eigentlich Joseph Merrick. Krankheit hielt ihn in einem grausam verformten Körper gefangen. David Lynchs Film will nun von uns Zuschauern erreichen, dass wir Merrick für seinen Mut bewundern, wie er sich seiner Krankheit stellt. Aber warum sollten wir das tun? Wollte Merrick etwas bewirken mit seiner Krankheit (zum Beispiel die Menschen darüber aufklären) oder einfach nur überleben? Auf dem Jahrmarkt als Attraktion. Während des Films lernt Merrick, Damen zum Tee zu empfangen oder ein Theater zu besuchen. Kurzum, sich gesellschaftlich zu bewegen. Selbstverständlich kann er auch "Romeo & Juliet" rezitieren - und zwar recht formvollendet. Das ist reine Sentimentalität. Wer weiss, vielleicht war Merrick gar nicht so edel, sondern durch sein Schicksal gezwungen, der Gesellschaft fern zu bleiben? Wer wollte einen solchen Film sehen? Nun, es gibt solche Filme und zwar sehr gute! The Elephant Man funktioniert aber stattdessen so: 1) Oh Gott, Merrick sieht wirklich schlimm aus. 2) Aber er spricht so edel und gut. Und warum zeigt David Lynch in der Eröffnungs-Szene wie Merricks Mutter von Elefanten zertrampelt wird. Meine übliche Lynch Problematik. Ich halte ihn für unfähig, sich einem solchen Schicksal angemessen zu nähern. Er bleibt eben ein "Hipster". link trailer
Inland empire (2006) (Rating 7,7) DVD5989+5991

9. Inland Empire DVD5989+5991

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich Inland Empire anzusehen, der sich immerhin drei Stunden lang an uns vorbei zieht. Vor allem geht es ja schliesslich um die Beziehung zwischen Film und Betrachter. Inland Empire spielt in einer digitalen Welt - dem Bewusstsein an sich. Und im Bewusstsein können sich die Ereignisse ja tatsächlich an mehreren Orten abspielen. Das, was sich hier als Hollywood Film präsentiert, ist aber in Wahrheit ein riesiger Kurzfilm. Darin gibt es eine Geschichte bzw. mehrere Geschichten, die miteinander verbunden sind. Und Kontrapunkte, die wiederum miteinander verflochten sind. Im Mittelpunkt: Eine Frau, die Ärger hat. Doch Inland Empire spielt mit unseren Erwartungen an Film. Er spielt mit den filmischen Bausteinen. Wir kennen die Einstellungen, aber der Kontext wurde verändert. Ein Film, wie ein digitaler Virus, ein ungemein erschöpfender. link trailer
Dune (1984) (Rating 5,5) DVD80

10. Dune DVD80

Nun, da wir zumindest Auszüge aus "Jodorowsky's Dune" kennen, muss auch David Lynchs berüchtigte Version noch einmal in den DVD Player! Seit ich in der Filmkunstbar Fitzcarraldo arbeite, habe ich noch keinen Kunden erlebt, der mir Dune glücklich zurückgegeben hätte. Einen Selbstversuch ists dennoch wert! Ich nehme mir vor, alles was sinnlos erscheint zu ignorieren. Auch die Billig-Effekte aus dem Schnäppchen-Paradies übersehe ich (und dabei hat Dune 40 Millionen Dollars gekostet!). Wir schreiben das Jahr 1984, das SciFi Genre ist längst zu Hightech mutiert. David Lynchs Dune dagegen wirkt wie aus den 50er Jahren. Alles ist ihm durcheinander geraten; das Werk ist unstrukturiert, kommt niemals zum Punkt. Und sieht hässlich aus, als ob Lynch über jede Aufnahme einen gelben Filter gelegt hätte! Vielleicht wurde das Film-Material auch von der Sonne ausgeblichen? Sicher, wir befinden uns in der Wüste, doch muss die so schäbig aussehen? link trailer

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