Deutsche Komödien

Die Deutschen drehen keine Western, dafür ziemlich viele Komödien. Ein Genre, das Erfolg hat und doch nicht recht geliebt wird. Das Komische verrät so ungeheuer viel über den Spassmacher und den Bespassten. Von Dieter Kosslik kommt der Ausspruch, Komödien hätten im Wettbewerb eines grossen Festivals nichts verloren. Bezogen auf die deutsche Komödie hat er Recht. Schriebe man eine Geschichte der deutschen Komödie, würde man vor dem Krieg fündig: Karl Valentin, Ernst Lubitschs frühe deutsche Screwball Comedies oder das Musical Die Drei von der Tankstelle. Nach dem Krieg? Heimatschwänke, Schlagerlustspiele und Verwechslungskomödien. Der neue deutsche Film suchte und fand Anschluss an die Komödie: Zur Sache Schätzchen oder Quartett im Bett. Die 80er brachten dann Die Supernasen und Dieter Hallerforden, die 90er die Beziehungskomödie. Zwischen drin wurde noch komisch die Wiedervereinigung zelebriert. Nach dem Recycling von Papas Kino und Aussenseitern wie Loriot oder Gerhard Polt, schien der deutschen Komödie Mitte der 90er die Formel ausgegangen zu sein. Es gab eine Art Regionalkomödie (Wer früher stirbt ist länger tot oder Wir können auch anders) oder komische Nostalgie wie Der Wixxer und Der Schuh des Manitu. Die Deutschen lachten auch über Pubertätsklamotten wie Teenaged und versuchten sich an der Ensemble Komödie (FC Venus, Schwere Jungs). Sie brachten Till Schweiger hervor, den König der Furzkomödie und machten Spass mit Politik: Schtonk oder Free Rainer. Komische Bestseller wurden garantiert auf die Leinwand gebracht: Fleisch ist mein Gemüse und zaghaft wurde auch Romantic comedy versucht: Reine Formsache. Multikultikomödien wie Alles auf Zucker oder Almanya erreichten sogar Niveau, während Gaunerkomödien die Ausnahme blieben: Bang Boom Bang. Komische Queerness in Deutschland ausser Der bewegte Mann? Männer wie wir von der unsäglichen Sherry Horman. Die Trash Komik des Ballermann 6 sei einfach unterschlagen, obwohl die Blödelwelle das meiste Strandgut längst vergangener Zeiten an Land spülte. Das grösste Problem deutscher Komödien ist ihr Erfolg. Er ist da, nicht weil, sondern obwohl sie im Kino laufen. Sie wird getragen von Fernsehdarstellern und Regisseuren und hat sich in ihrer Ästhetik nie zum Kino hin entwickelt. Man fotografiert komische Situationen und manchmal gibt es eine liebevolle Persiflage alter Erzählweisen als ästhetischen Höhepunkt. Die deutsche Komödie muss wohl wieder einmal neu erfunden werden. - The Germans don't do westerns, but they do a lot of comedies. A genre that is successful and yet not really loved. The comic reveals so much about the comedian and the joker. Dieter Kosslik says that comedies have no place in the competition of a big festival. He is right about the German comedy. If one wrote a story about German comedy, one would find it before the war: Karl Valentin, Ernst Lubitsch's early German Screwball Comedies or the musical Die Drei von der Tankstelle. After the war? Heimatschwänke, pop games and mix-up comedies. The new German film sought and found a connection to the comedy: to the thing sweetheart or quartet in bed. The 80s then brought Die Supernasen and Dieter Hallerforden, the 90s the relationship comedy. In between, the reunification was comically celebrated. After the recycling of Daddy's cinema and outsiders like Loriot or Gerhard Polt, the German comedy in the mid-90s seemed to have run out of formula. There was a kind of regional comedy (Wer früher stirbt ist länger tot or Wir können auch anders) or comic nostalgia like Der Wixxer and Der Schuh des Manitu. The Germans also laughed at puberty clothes like Teenaged and tried their hand at ensemble comedy (FC Venus, Schwere Jungs). They produced Till Schweiger, the king of fur comedy, and had fun with politics: Schtonk or Free Rainer. Funny bestsellers were certainly brought to the screen: meat is my vegetable and Romantic comedy was also tried timidly: pure formality. Multicultural comedies like Everything on Sugar or Almanya even reached a high level, while rogue comedies remained the exception: Bang Boom Bang. Strange queerness in Germany except The Moving Man? Men like us from the unspeakable Sherry Horman. The trash comedy of Ballermann 6 was simply suppressed, even though the stupid wave washed most of the flotsam from times long gone ashore. The biggest problem of German comedies is their success. It's there, not because they're there, but even though they're in the cinema. It is carried by television actors and directors and its aesthetics have never developed towards the cinema. You photograph funny situations and sometimes there is a loving satire of old narrative styles as an aesthetic climax. German comedy must be reinvented once again.