Deutschland 1919-29 (Pt. II)

Murnaus Nosferatu zu sehen ist ganz so, als würde man DEN Vampirfilm an sich sehen. Wir erleben, wie das Genre entsteht, bevor es hundertfach wiederholt und postmodern sezziert wurde. Die Geschichte Draculas, bevor sie lebendig begraben wurde im Selbstzitat. Murnaus Films ist voller Ehrfurcht vor der eigenen Geschichte. Fast so als würde er tatsächlich an Vampire glauben. Anders als seine Nachfolger spielt Max Schreck den Vampir auch nicht pathetisch überhöht, sondern zurückhaltend. Jede Theatralik fehlt in seiner Darbietung, stattdessen erleben wir den Vampir leidend unter einem fürchterlichen Fluch. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Eine zerklüftete Landschaft mit geneigten Wänden, Fenstern und Treppen, über die man verrückte Diagonalen erklimmt. Alles radikal verzerrt, nichts scheint hier real zu sein. Die Sets in Waxworks sind offensichtlich zweidimensional. Die Figuren stehen im rechten Winkel zur Wirklichkeit. Niemandem können wir glauben, noch dürfen sie einander vertrauen. Aber nicht nur die Figuren, die ganze Welt ist aus dem Takt geraten. Mit extremen Verzerrungen und disharmonischen Winkeln. Eine Welt aus falschen Blickwinkeln und verlorenen Werten. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Ewald André Duponts Film ist angesiedelt in der glamorösen Unterwelt - mit Emil Jannings. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Murnau verlegt einfach Molieres Komödie vom Schmarotzer Tartuff nach Preussen. Ein bisschen wirkt Tartuff wie ein Film im Film. Dadurch drängt sich der Eindruck auf, dass Tartuffs überall um uns herum sind da draussen. FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Wir sind ja vieles gewohnt an zappelnden Kameras. Handkameras, die so sehr wackeln, dass einem schlecht wird. In der Stummfilmzeit dagegen blieb die Kamera statisch. Dann kam Murnau... Mit Sunrise überwand er Zeit und Schwerkraft als ob es ein Kinderspiel wäre, so ein visuelles Kunstwerk zu schaffen! So viel geht auf Murnau zurück, etwa die Idee, in Stummfilmen ohne Zwischentitel zu arbeiten. Dann rief William Fox ihn nach Hollywood und mit Sunrise lernte Murnaus Kamera endlich, gänzlich zu fliegen. Sunrise kam ins Kino als der Tonfilm den Stummfilm ablöste. Auch Sunrise hat einen Soundtrack, vermeidet aber Dialoge. Erfolg an der Kasse hatte Sunrise nicht, wohl aber wusste man früh, dass Murnaus Film ein Meisterwerk ist! link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Wenn ich Filme machen würde ohne Budget (so wie die meisten Filmemacher in Berlin), dann würde ich einfach so arbeiten wie Robert Wiene während der Zeit des Expressionismus. Mit stilisierten, offensichtlich zwei dimensionalen Kulissen, die doch viel preiswerter sind als realistische Spielorte! Und machts nicht auch viel mehr Spass, solche Bühnenbilder drinnen herzustellen? Für einen Film über trügerische Erscheinungen wie Vampire macht es auch Sinn, dass Wienes Figuren im rechten Winkel zur Realität erscheinen, oder? Wir glauben an keine seiner Figuren und ganz bestimmt glauben sie sie auch selbst nicht aneinander. FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Wir müssen uns das so vorstellen: Trotz seines Debakels von "Metropolis", dieser sündhaft teuren Produktion, die ihr Geld damals nicht wieder einspielte, stand Fritz Lang immer noch unter Vertrag bei der UFA. Nun verlangten die Produzenten von ihm einen Publikums-Film. Heraus kam Spione. Der enthält die typischen Themen von Fritz Lang: Angst, Schicksal, Paranoia, Macht. Daraus macht Fritz Lang einen Paranoia Thriller, in dem der Ober-Schurke Haghi (Rudolf Klein-Rogge sein Imperium vom Rollstuhl aus kontrolliert. Sein Gegenpart: Agent Nr. 326 (Willy Fritsch), der sich in eine Agentin verliebt, die Haghis Gespielin ist. So viel zur Grund-Konstellation. Darum herum baut Fritz Lang Verfolgungsjagden, ein Zugunglück sowie eine Schiesserei im Luxus-Hotel. FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Im Berliner Tagesspiegel fand ich eine interessante Notiz zu Fritz Langs kleinem Klassiker: "Man könnte den Countdown bei einem Raketenstart natürlich auch vorwärts zählen, von „eins“ aufwärts. Klar, das wäre kein Countdown mehr, vielmehr ein Count-up, aber die Zuschauer wüssten ja aus langer Seherfahrung, dass das Raumschiff bei „zehn“ abhebt oder explodiert. Vor 90 Jahren wussten sie das noch nicht, hatten keinen blassen Schimmer von der Raumfahrt, die es ohnehin noch nicht gab. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Lang zeigt uns die Stadt der Zukunft mit ihren Hochhäusern, Strassen und sogar einem Lustgarten. In Wahrheit aber ist es eine Stadt der Arbeit, in welcher die Uhren so eingestellt wurden, dass sie noch zehn Stunden mehr Arbeitszeit aus den Menschen pressen. Der Mensch arbeitet für die Maschine. Er dient ihr. Er lebt in Mietskasernen - es ist die Zeit der Herrschaft des Geldes. Der Hintergrund: Marx' Klassenkampf! Lang hat hier eines der unvergesslichsten Bilder des Kinos kreiert, ja einen der berühmtesten Orte: Metropolis - das Vorbild für so viele futuristische Städte, die in Wahrheit die Hölle sind. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Wer etwas über G.W. Pabst liest, lernt einen Regisseur kennen, der seine Schauspieler hasst. Am Set verbot er jegliche Kontakte untereinander, sorgte dafür, dass auch die Schauspieler sich gegenseitig nicht mochten. Für Pabst war das normal, denn er ging davon aus, dass sich Schauspieler von Natur aus nicht mögen könnten. Sein Star, Louise Brooks, schliesslich, wurde berühmt als Schauspielerin, die nicht spielt. Sie ist simpel, direkt, reine Präsenz. Natürlich bedeutet das nicht, dass Brooks eine Art Roboter war. Sie konnte Freude und Trauer ausdrücken - und doch blieb sie immer die Beobachterin, weniger Akteurin. Brooks wirkte mehr wie das Instrument ihrer Schöpfer, so wie ihr Regisseur Pabst. Nie hatte sie eine Ausstrahlung, die grösser als das Leben war. Mit 28 kannte sie jeder, Brooks war ein Weltstar und doch passte sie nie so recht zu Hollywood. Deshalb holte Pabst sie nach Berlin und inszenierte Tagebuch Einer Verlorenen. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)

Ein Anti-Märchen, das Debüt des sträflich unterschätzten G.W. Pabst, ist einer der letzten deutschen expressionistischen Stummfilme. Im Mittelpunkt steht der Meister Balthasar Hofer, der mit seiner Frau und Tochter in einem Haus lebt, das einst durch die Osmanen zerstört wurde. Hofers Geselle Svetelenz glaubt, dass in dem Haus ein Schatz versteckt liegt. Und mehr: Mit dem Reichtum des Schatzes könnte er endlich die Tochter des Meisters heiraten! Eine Geschichte um Habgier und Tücke vom Meister des psycho-sexuellen Dramas! FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)