Daniel Burmans el Abrazo Partido ist voller Bewegung. Es wird unendlich viel geredet, herum geschriehen, während die Kamera durch das Geschehen stolpert. Gleichzeitig ist El Abrazo Partido aber auch ein romantischer, fast schüchterner Versuch, etwas Persönliches mitzuteilen. Wir befinden uns in einer herunter gekommenen Einkaufspassage in Buenos Aires, in der vor allem Einwanderer ihre Ladengeschäfte mehr schlecht als recht betreiben. Ein Koreaner verkauft Feng-Shui-Artikel, der alte Osvaldo versucht erfolglos, seine Schreibmaschinen loszuwerden und den ganzen Tag über hört man den Italiener schreien. Hier lebt Ariel (Daniel Hendler), dessen Mutter eine jüdische Boutique für Damenunterwäsche betreibt. Ariels Grosseltern flüchteten einst aus Polen vor dem Holocaust. Ariels Vater verliess die Familie kurz nach seiner Geburt, um für Israel zu kämpfen. Ariel will nun aus seiner überschaubaren Welt ausbrechen, um herauszufinden, wer sein Vater war und vor allem, was ihn bewegte. Er träumt von einem besseren Leben in Europa mit einem polnischen Pass. Daniel Burman hat sich für seine lakonische Komödie als Vorbild einen gewissen Stadtneurotiker ausgesucht: Seine Hauptfiguren sprechen deshalb in einem fort. Der Tonfall seiner Komödie verbeugt sich vor dem Original, ohne aber unterwürfig daherzukommen. Burman setzt eine Handkamera ein, um mit nervös verwackelten Bildern die Stimmung in der Ladenpassage wiederzugeben. Ohne Mühe gelingt es, selbst den Nebenfiguren Leben einzuhauchen. Jeder der Protagonisten in El Abrazo Partido besitzt eine eigene Identität, keiner wird mit Klischees vereinfacht. Es entsteht ein Bild des jüdischen Lebens von Buenos Aires, in dem ganz normale Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen (denn El Abrazo Partido ist ein Film, in dem gearbeitet wird - nicht bloss das Privatleben inszeniert!). Gefesselt aber hat mich Burmans Film in dem Moment, da der Vater wiederkommt: Plötzlich steht er vor Ariel, endlich kommt es zur überfälligen Umarmung (die dem Film seinen Titel verleiht). Ein echter Kino Moment! Die Szene steht im Kontrast zu den Emotionen, die bis dahin in El Abrazo Partido freigelegt werden: Untermotorisiert. Daniel Burmans Film lebt von der Hektik der Ladenpassage. Die Gefühle der verlassenen Familie aber bleiben im Verborgenen. Ariels Mutter scheint es ganz gleichgültig, dass ihr Mann sie verliess. Ariel selbst ist merkwürdig blockiert. Ein verunsicherter junger Mann - vielleicht ein Abbild seiner Generation in Argentinien? Wieviel Daniel steckt in Ariel? -
Daniel Burman's el Abrazo Partido is full of movement. There is an infinite amount of talking and screaming while the camera stumbles through the action. At the same time El Abrazo Partido is also a romantic, almost shy attempt to communicate something personal. We are in a run-down shopping arcade in Buenos Aires, where especially immigrants run their shops more or less badly. A Korean sells Feng Shui articles, the old Osvaldo tries unsuccessfully to get rid of his typewriters and all day long you can hear the Italian screaming. Here lives Ariel (Daniel Hendler), whose mother runs a Jewish boutique for women's underwear. Ariel's grandparents once fled Poland from the Holocaust. Ariel's father left the family shortly after his birth to fight for Israel. Ariel now wants to break out of his manageable world to find out who his father was and, above all, what moved him. He dreams of a better life in Europe with a Polish passport. Daniel Burman has chosen a certain city neurotic as a role model for his laconic comedy: his main characters therefore continue to speak in one. The tone of his comedy bows to the original, but without being submissive. Burman uses a handheld camera to reproduce the mood in the shopping arcade with nervously blurred images. Without effort it is possible to breathe life into even the minor characters. Each of the protagonists in El Abrazo Partido has their own identity, none is simplified with clichés. The result is a picture of Jewish life in Buenos Aires in which ordinary people earn their living (because El Abrazo Partido is a film in which people work - not just stage their private lives!). But Burman's film captivated me in the moment when my father returns: Suddenly he stands in front of Ariel, finally there is an overdue hug (which gives the film its title). A real cinema moment! The scene stands in contrast to the emotions that have been exposed in El Abrazo Partido until then: Undermotorized. Daniel Burman's film lives from the hectic pace of the shopping arcade. But the feelings of the abandoned family remain hidden. Ariel's mother seems indifferent to the fact that her husband left her. Ariel herself is strangely blocked. An insecure young man - perhaps an image of his generation in Argentina? How much Daniel is in Ariel?
Kommentare
Eure letzten KommentareIch würde den Titel
Ich würde den Titel übersetzen mit die zerrissene Umarmung. Das ist eine Vater Sohn Geschichte über die Fragen Wer bin ich und Woher komme ich. Er spielt in Argentinien und ein bisschen merken wir auch, dass er die Perspektivlosigkeit der Jugend während der Krise beschreibt. Der Film könnte aber auch woanders spielen, denn es geht ja nicht in erster Linie um die Umstände. Für alle diejenigen, die sich auch etwas für jüdische Kultur und Lebensart interessieren ist der Film was.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Werde Teil der Community
Schreibe Kommentare, vote für Deine Favoriten oder sende uns Deinen Film-Vorschlag.