Wenn ich mir einen Wong Kar-Wai Film ansehe, fühle ich mich immer als blättere ich in einem Foto Magazin herum. Wong Kar-Wai Filme kannst du geniessen, wenn du viel über Filme weisst. Nicht aber, weil seine Filme so viel übers Leben wüssten. Ein bisschen fühlt man sich an die Nouvelle Vague erinnert, die ein ähnliches Gefühl hervorrief. Immerhin hatten diese Werke aber keine Angst, ihr Publikum zu enttäuschen. Fallen Angels hat auch keine Angst vor dem Publikum: Werden sie es mögen? Werden sie sich langweilen? Werden sie es verstehen? Fallen Angels mit seinem Hyper Stil stellt sich derartige Fragen überhaupt nicht. Den Plot zu beschreiben hiesse, Fallen Angels misszuverstehen. Fallen Angels funktioniert eher wie eine Foto Montage. Am Ende finden wir keine Lösungen, nur Eindrücke. Im Grunde sind die Einflüsse von Wong Kar-Wai auch nicht die anderer Regisseure, sondern bildender Künstler und Fotografen. In Fallen Angels können wir nicht von Charakteren sprechen, eher von Subjekten. Darunter ein Killer und seine Managerin. Aber interessiert es wirklich, was diese Figuren tun? Nicht wirklich. Wong Kar-Wai kümmert sich mehr um Strukturen als um das, was letztlich davon zu sehen ist. Mit allen möglichen künstlerischen Mitteln (Slow Motion, Fast Motion, Freeze Frames, Schwarzweiss, schnelle Schnitte...) fängt er das brodelnde Leben der Grossstadt ein. Die entfesselte Kamera schenkt uns die besten Momente des Films: Gerade erst hat der Killer einen ganzen Raum von Zockern ausgelöscht. Er rennt auf die Strasse - hinter ihm ein ehemaliger Klassenkamerad, der nun Versicherungs-Vertreter ist. Der Vertreter drängt ihm ein Verkaufsgespräch auf. Er hört einfach nicht auf zu quatschen. Die Kamera fängt das missmutige Gesicht des Killers ein, links, im Vordergrund, während der Verkäufer redet. Schliesslich fragt ihn der Vertreter nach einer Visitenkarte und reagiert anerkennend, dass er ja ein eigenes Geschäft betreibe! Danach zeigt er ihm die Bilder seiner Frau. Wir befinden uns also in einer Gesellschaft, in der sogar Killer ihre geschäftlichen Visitenkarten drucken lassen. Fallen Angels ist unaufhörlich in Bewegung. Wir sehen den "Midnight Shopper", der seinem alten Vater ein Steak brät. Wir beobachten eine aufblasbare Gummipuppe, die in einem Fahrstuhl gebummst wird. Dann noch einen Mann, der auf einem toten Schwein reitet. Das wirkt teils erheiternd, aber auch ermüdend. Es wird die Art von Menschen ansprechen, die bei uns in der Anime Sektion herumlungern und ständig ihre Ärmel hochkrempeln, damit man ihre Tattoos sehen kann. Es sind dieselben, die nebenbei noch in einer Garage Band spielen. Durchschnittliche Kinobesucher wird Fallen Angels weniger ansprechen - ausser sie wollen mal etwas Neues probieren. - When I watch a Wong Kar-Wai movie, I always feel like turning pages in a photo magazine. You can enjoy Wong Kar-Wai movies if you know a lot about movies. But not because his films know so much about life. You feel a little reminded of the Nouvelle Vague, which caused a similar feeling. After all, these works were not afraid to disappoint their audience. Fallen Angels is not afraid of the audience either: will they like it? Will they be bored? Will they understand? Fallen Angels with its hyper style doesn't ask such questions at all. To describe the plot would be to misunderstand Fallen Angels. Fallen Angels functions more like a photo montage. In the end we find no solutions, only impressions. Basically, Wong Kar-Wai's influences aren't those of other directors either, but of visual artists and photographers. In Fallen Angels we can't talk about characters, rather about subjects. Among them a killer and his manager. But is it really interesting what these characters do? Not really. Wong Kar-Wai is more concerned with structures than with what is ultimately to be seen of them. With all possible artistic means (slow motion, fast motion, freeze frames, black and white, fast cuts...) he captures the boiling life of the big city. The unleashed camera gives us the best moments of the film: the killer has just wiped out an entire room of gamblers. He runs into the street - behind him a former classmate who is now an insurance agent. The agent forces a sales talk on him. He just doesn't stop talking. The camera captures the killer's disgruntled face, left, in the foreground, while the salesman talks. Finally, the salesman asks him for a business card and acknowledges that he is running his own business! Then he shows him the pictures of his wife. So we are in a society where even killers have their business cards printed. Fallen Angels is constantly on the move. We see the "Midnight Shopper" cooking a steak for his old father. We observe an inflatable rubber doll being humped in an elevator. Then another man riding a dead pig. This is partly exhilarating, but also tiring. It will appeal to the kind of people who hang around in our anime section and constantly roll up their sleeves so you can see their tattoos. They are the same ones who play in a garage band on the side. Average movie-goers will be less attracted to Fallen Angels - unless they want to try something new.
Kommentare
Eure letzten KommentareAccept that the plot is just
Accept that the plot is just some loosely connected characters being cool and enjoy the ride. Wong Kar-Wai is as you probably know a master of framing, color, mise-en-scene and will, once again, give you all that good stuff which you like so much.
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