FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE). Nomadenkino zeigt Walter Ruttmanns Klassiker im Verbund mit dem "Remake" Symphony Of Now im Krematorium des Silent Green im Wedding. Soll da wer zu Grabe getragen werden? Mitnichten! Vor allem gehts darum, dass sich Werner vom Nomadenkino mit seinem tragbaren 35mm Projektor hinten ins Krematorium stellt und uns beide Filme richtig schön altmodisch vorführt. Sogar mit musikalischer Begleitung! Trotz dieses Spielorts darf nicht der Fehler der Beweihräucherung ehrwürdigen Kulturguts unterlaufen! Ruttmann war nicht nur Filmkünstler, sondern auch Nazi-Mitläufer und seine Sinfonie wirkt im Vergleich zu den russischen Kunstwerken der 20er sogar etwas hölzern. Deutsch. Der Vergleich mag hinken und natürlich ist er auch ein bisschen unfair. Nehmen wir aber Vertovs Man_With_A_Movie_Camera und Ruttmanns Berlin: Die Sinfonie der Grosstadt zum besseren Verständnis meiner These. Zunächst lief Ruttmanns Film früher im Kino. Trotzdem bevorzugen die meisten von euch wohl das revolutionäre Soviet Kino. Ruttmann selbst gehörte einer ähnlichen Schule an; der des absoluten Filmemachers und in diesem Sinne darf Berlin: Die Sinfonie der Grosstadt als Avantgarde gelten. Im Gegensatz zur russischen Variante arbeitet Ruttmann aber mit einer traditionellen Struktur. Er führt einen ganzen Tag vor, streng linear. Das Dokument einer kapitalistischen Gesellschaft, einer Welt der Arbeit. Ruttmann inszenierte seine Pseudo-Dokumentation eine halbe Dekade bevor Deutschland (und er selbst) in den Faschismus stürzten. Natürlich fragt man sich da, wie viele von den braven Arbeitern und Kindern im Bild nur wenige Jahre später jüdische Geschäfte plündern werden und den Massenmördern zur Hand gehen? Könnte uns das heute auch passieren? Ruttmann führt uns diesen sagenhaften Staat der Weimarer Republik vor, dessen Dekadenz zu Hitler führen sollte. Politik wird allerdings weitgehend ausgeklammert. Nur einmal marschieren Soldaten an uns vorüber und wir dürfen einen Blick auf Hindenburg richten. War er damals eigentlich bereits Präsident? Dann fängt Ruttmann das legendäre Nachtleben ein, die bessere Gesellschaft, das Zeitalter des Jazz. Natürlich erscheint das im Deutschland der 20er barocker als in anderen "westlichen" Ländern! In Berlin: Die Sinfonie der Grosstadt wirkt alles kantig und hart und schillernd. Wie die Oberfläche von Stahl. Und die Menschen? Meist interessiert er sich weniger für Menschen. Sie sehen eigenartig aus und benehmen sich auch so. Fast so als würde Ruttmann Analogien aufstellen wollen. Dafür hat sein Werk Energie! Einleitend beginnt es mit einem rasenden Zug. In dem Moment aber, da er den Bahnhof erreicht, wird das Tempo gedrosselt. Wir sehen die leeren Strassen Berlins am Morgen. Ganz verliebt scheint der Regisseur in die Schönheit der Industrie, die klaren Kanten und Formen. Immer wieder zu kurz kommt der Mensch an sich (ganz anders als bei den besten russischen Filmen der Zeit!). Nur ein einziges Mal kann ich mich daran erinnern, dass die Kamera sich etwas Zeit nimmt, um Kinder, die auf der Strasse spielen, zu filmen. Ich denke, das Nomadenkino tut deshalb gut daran, Ruttmanns Sinfonie in einem ehemaligen Krematorium vorzuführen. Eine Sinfonie? Eher eine Elegie - selbst dann, wenn wir die Dunkelheit ausblenden, die nur wenige Jahre später über Berlin hinein bricht... - (NOMADENKINO SHOWS THE FILM IN DOUBLE WITH SYMPHONY OF NOW ON 21.9.2018 AT 20.00 IN SILENT GREEN, GERICHTSTR. 35, 13347 Berlin) (YOU FIND THE WHOLE FILM FREE ON YOUTUBE). Nomadenkino shows Walter Ruttmann's classic in combination with the "Remake" Symphony Of Now in the crematorium of Silent Green in Wedding. Is there anyone to be buried? Not at all! It's mainly about Werner from Nomadenkino with his portable 35mm projector standing in the back of the crematorium and showing us both films really old-fashioned. Even with musical accompaniment! Despite this venue, the error of adulation of venerable cultural heritage must not be undermined! Ruttmann was not only a film artist, but also a Nazi follower and his symphony even looks a bit wooden in comparison to the Russian works of art of the 20s. German. The comparison may limp and of course it is also a bit unfair. Let's take Vertov's Man_With_A_Movie_Camera and Ruttmann's Berlin: The Symphony of the Big City for a better understanding of my thesis. At first, Ruttmann's film was shown in cinemas. Nevertheless, most of you probably prefer the revolutionary Soviet cinema. Ruttmann himself belonged to a similar school; that of the absolute filmmaker and in this sense Berlin can be considered an avant-garde city symphony. In contrast to the Russian variant, however, Ruttmann works with a traditional structure. He performs a whole day, strictly linear. The document of a capitalist society, a world of work. Ruttmann staged his pseudo-documentary half a decade before Germany (and he himself) fell into fascism. Of course, one wonders how many of the good workers and children in the picture will plunder Jewish businesses just a few years later and help the mass murderers? Could that happen to us today? Ruttmann shows us this legendary state of the Weimar Republic, whose decadence was to lead to Hitler. However, politics is largely ignored. Just once soldiers march past us and we can take a look at Hindenburg. Was he actually president then? Then Ruttmann captures the legendary nightlife, the better society, the age of jazz. Of course, this seems to be more baroque in Germany of the 1920s than in other "western" countries! In Berlin: The Symphony of the Big City seems all edgy and hard and dazzling. Like the surface of steel. And the people? Mostly he is less interested in people. You look and behave strangely. Almost as if Ruttmann wanted to draw up analogies. His work has energy for that! It begins with a furious move. But the moment he reaches the station, the speed is reduced. We see the empty streets of Berlin in the morning. The director seems to be completely in love with the beauty of the industry, its clear edges and forms. Again and again people get too short (quite different from the best Russian films of the time!). Only once do I remember the camera taking some time to film children playing in the street. I think the nomadic cinema would therefore do well to perform Ruttmann's symphony in a former crematorium. A symphony? Rather an elegy - even if we ignore the darkness that breaks in on Berlin just a few years later... -
Mo, 13/08/2018 - 10:22
Directed by:
Walther Ruttmann
Schauspieler:
Paul von Hindenburg
Video:
Trailer
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