Di, 29/06/2021 - 16:19
Directed by:
Yasujiro Ozu
Schauspieler:
Setsuko Hara
Chishû Ryû
Yumeji Tsukioka
FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) Es funktioniert so: Die Filme von Ozu laufen immer mal wieder frei auf youtube mit englischen Untertiteln. Kurzfristig mögen sie gelöscht werden und kurz darauf erscheinen sie wieder. So wie Late Spring. Shukichi, ein alternder Professor und Witwer, lebt allein mit seiner Tochter Noriko. Sie ist bereits Mitte Zwanzig und noch unverheiratet. In Japan 1949 bedeutet dieses Alter das Ende ihres guten Lebens. Die Schwester des Professors warnt ihn, dass Noriko nach seinem Tod ganz allein bleiben wird. Sie muss heiraten. Shukichi greift zu einer Notlüge und behauptet, er selbst würde noch einmal vor den Altar treten. Es funktioniert, Noriko heiratet. Das ist alles, was oberflächlich in Late Spring geschieht. In der Tife aber: Wut, Passion und - ein schwerer Fehler. Vater und Tochter handeln im Grunde gegen ihren Willen: Sie lösen ihre Zweisamkeit und werden in Zukunft wohl unglücklich sein. Befriedigt fühlt sich nur die Tante, die Norikos künftigen Mann mit einem Hollywood Star vergleicht. Wir aber werden ihn nie zu sehen kriegen. Es ist typisch für Ozu, uns den Mann vorzuenthalten. Ozu interessiert sich nicht für Romanzen. Er zeigt Familien, deren Status Quo von Aussenstehenden verändert wird. Wie in anderen Ozu Filmen spielt Setsuko Hara Noriko. Sie ist Japans grösster Filmstar und Ozu hat einmal erklärt, seine Filme würden ohne sie schlicht nicht zustande kommen. Chishu Ryu, auch ein wundervoller Ozu Schauspieler, gibt den Professor. Late Spring stellt den Auftakt eines Zyklus über Familien dar, wobei die Jahreszeit im Titel jeweils den Lebensabscnitt der Figuren wiedergibt. Hat er nun denselben Film immer und immer wieder gedreht? Mitnichten; seine Filme bauen aufeinander auf und ergänzen sich. Je länger ich darüber nachdenke, desto trauriger wirkt die Geschichte von Late Spring nach: Es besteht eine Spannung zwischen Norikos Lächeln und ihren Gefühlen. Das Lächeln dient oft als Maske. So lacht Noriko strahlend während einer frühen Filmszene. Onodera, ein Freund der Familie, erzählt Noriko, dass er nach dem Tod seiner Frau ein zweites Mal geheiratet hätte. Solch eine Heirat sei schmutzig und faul, entgegnet Noriko. Sie lächelt und fühlt sich angewidert. Onodera erinnert Shukichi an seine Pflicht, Noriko zu verheiraten und schlägt Hattori, den Assistenten des Professors vor. Mit ihm unternimmt Noriko eine Radtour zum Strand und wir dürfen annehmen, dass beide zusammen passen könnten. Als sich der Vater erkundigt, lacht Noriko und gibt an, Hattori sei bereits verlobt. Ein zweites Rendez-Vous findet nicht statt, weil Noriko keinen Ärger verursachen will. Ozu überlässt uns die Schlussfolgerungen, indem er vieles einfach ausspart. Womöglich würde Noriko mit Hattori glücklich werden? Hätte er seine Verlobung aufgelöst? Der wahre Grund aber ist der, dass Noriko ihren Vater nicht verlassen möchte. Noriko wird das später als ihr Opfer bezeichnen. Nun tritt Masa, die Tante (Haruko Sugimura) auf mit einem neuen Kandidaten: Satake, der angeblich wie ein Hollywood Star aussehe. Noriko wird das korrigieren, denn er sehe eher wie der örtliche Elektriker aus. Masa ist es, die dem Professor die Lüge vorschlägt, zu behaupten, selbst eine jüngere Witwe zu ehelichen. Während einer Noh-Vorführung spitzt sich die Situation zu. Quer durch den Raum nickt der Professor der jüngeren Witwe zu und sie entgegnet mit einem Lächeln. In diesem Moment verliert Noriko jedes Interesse an dem Stück. Noriko bekundet dem Vater, dass sie irgendwohin gehen müsse und meidet es, an seiner Seite zu bleiben. Auf ihre Frage, ob er nun heirate, antwortet Shukichi nur undeutlich, auch nach dreimaliger Nachfrage. Er verteidigt krampfhaft arrangierte Ehen, indem er Noriko erzählt, wie die eigene Mutter oft heimlich in der Küche geweint hätte - auch er heiratete nicht frei. Während die Tante alles vorbereitet, lächelt Noriko, so wie immer. Schön und sehr traurig wirkt sie in ihrem Hochzeitskleid (die Zeremonie selbst erleben wir nicht). Der Professor gesteht sich selbst die grösste Lüge seines Lebens ein. In einer der traurigsten Ozu Szenen überhaupt, sehen wir ihn allein in der Küche sitzen. Er schält einen Apfel, doch der fällt zu Boden. Vor Kummer beugt er seinen Kopf herab. Oft wurde die Entscheidung des Professors als sein Opfer beschrieben. Das trifft nicht die ganze Wahrheit, denn weder seine noch ihre Entscheidung fielen aus freien Stücken. Im Gegenteil; Noriko gesteht ihm, dass sie am glücklichsten an seiner Seite ist, während sie ihm hilft. Keine Ehe könnte das ersetzen. Man hat auch über den vermeintlichen Inzest von Vater und Tochter nachgedacht. Ich halte das für falsch. Noriko hat eine verborgene Abneigung gegen Sex. Sie möchte in Sicherheit bleiben, für immer bei ihrem Vater. Ozus Film gehört zu den grössten - zu den besten zwei Filmen aller Zeiten! Einen Vergleich hält nur Early Summer aus - von Yasujiro Ozu. Beide Filme bieten Aufnahmen, die wie für die Kamera komponiert wirken. Die Kamera hält still, bewegt sich nicht. Sie filmt auf Augenhöhe der Figuren, nimmt dadurch ihre Perspektive ein. Ozu hat einmal vermerkt, er benutze stets die 50mm Linse, welche dem menschlichen Auge am nächsten käme. Ozu nimmt sich Zeit, Vater und Tochter im Haushalt zu zeigen. Sie kommen und gehen, sie leben miteinander. Während einer späteren Szene, in der Noriko verheiratet werden soll, wird sie einige Dinge vom Boden aufheben und auf den Tisch legen. Zwanghaft fängt sie ihr häusliches Glück noch einmal ein. So vieles findet ausserhalb des Films statt. Impliziert, aber nicht gezeigt. Noriko lächelt, aber ist unglücklich. Shukichi akzeptiert, was geschieht, obwohl er es hasst. Die Tante wirkt selbstgefällig und unerbittlich. Eine universale Übereinkunft, ein fester Glauben ist der, dass Frauen ab einem bestimmten Alter verheiratet sein müssen. Late Spring zeigt zwei Menschen, die das nicht glauben. Wir sehen sie in ihrer Verzweifelung, es anderen Recht zu machen - zu ihrem eigenen Schaden. Der Abspann läuft, ich bleibe sitzen. Ich bin noch ganz im Film befangen, ich BIN Noriko und der Professor! - FREE ON YOUTUBE It works like this: Ozu's movies run free on youtube with english subtitles every now and then. They may be deleted at short notice and reappear shortly afterwards. Like Late Spring. Shukichi, an aging professor and widower, lives alone with his daughter Noriko. She is already in her mid-twenties and still unmarried. In Japan in 1949 this age marks the end of her good life. The professor's sister warns him that Noriko will remain alone after his death. She has to get married. Shukichi resorts to a white lie and claims that he himself will step before the altar once more. It works, Noriko marries. That's all that superficially happens in Late Spring. But in the Tife: anger, passion and - a serious mistake. Father and daughter basically act against their will: They solve their togetherness and will probably be unhappy in the future. Only the aunt who compares Noriko's future husband with a Hollywood star feels satisfied. But we will never get to see him. It is typical for Ozu to withhold the man from us. Ozu is not interested in romance. He shows families whose status quo is changed by outsiders. Like in other Ozu movies Setsuko plays Hara Noriko. She is Japan's biggest film star and Ozu once declared that his films would simply not come about without her. Chishu Ryu, also a wonderful Ozu actor, gives the professor. Late Spring is the beginning of a cycle about families, where the season in the title shows the life section of each character. Did he shoot the same film over and over again? Not at all; his films build on each other and complement each other. The longer I think about it, the sadder Late Spring's story becomes: There is a tension between Noriko's smile and her feelings. The smile often serves as a mask. So Noriko laughs radiantly during an early film scene. Onodera, a friend of the family, tells Noriko that he had married a second time after the death of his wife. Such a marriage is dirty and lazy, Noriko replies. She smiles and feels disgusted. Onodera reminds Shukichi of his duty to marry Noriko and suggests Hattori, the professor's assistant. With him Noriko takes a bike tour to the beach and we can assume that both could fit together. When the father inquires, Noriko laughs and says that Hattori is already engaged. A second rendezvous doesn't take place because Noriko doesn't want to cause any trouble. Ozu leaves the conclusions to us by simply omitting many things. Maybe Noriko would be happy with Hattori? Would he have broken up his engagement? But the real reason is that Noriko doesn't want to leave her father. Noriko will later call this her victim. Now Masa, the aunt (Haruko Sugimura) appears with a new candidate: Satake, who supposedly looks like a Hollywood star. Noriko will correct that, because he looks more like the local electrician. Masa is the one who proposes to the professor the lie of claiming to marry even a younger widow. During a Noh performance, the situation becomes worse. Across the room, the professor nods to the younger widow and replies with a smile. At this moment Noriko loses all interest in the play. Noriko tells her father that she has to go somewhere and avoids staying at his side. Shukichi answers her question whether he will marry now only vaguely, even after three questions. He defends spasmodically arranged marriages by telling Noriko how his own mother often cried secretly in the kitchen - he also did not marry freely. While her aunt prepares everything, Noriko smiles, as always. She looks beautiful and very sad in her wedding dress (we don't see the ceremony itself). The professor admits to himself the greatest lie of his life. In one of the saddest Ozu scenes ever, we see him sitting alone in the kitchen. He peels an apple, but it falls to the ground. He bends his head down in grief. The professor's decision was often described as his victim. That doesn't meet the whole truth, because neither his nor her decision was of her own free will. On the contrary, Noriko confesses that she is happiest at his side while helping him. No marriage could replace that. They have also thought about the supposed incest of father and daughter. I think this is wrong. Noriko has a hidden aversion to sex. She wants to stay safe, forever with her father. Ozu's film is one of the greatest - one of the best two films of all time! Only Early Summer - by Yasujiro Ozu - can stand a comparison. Both films offer shots that seem to have been composed for the camera. The camera holds still, does not move. It films at eye level with the characters, thereby taking on its perspective. Ozu once noted that he always uses the 50mm lens that comes closest to the human eye. Ozu takes the time to show his father and daughter in the household. They come and go, they live together. During a later scene, in which Noriko is to be married, she will pick up some things from the floor and put them on the table. She compulsively captures her domestic happiness once more. So much takes place outside the movie. Implied, but not shown. Noriko smiles, but is unhappy. Shukichi accepts what happens even though he hates it. The aunt seems complacent and relentless. A universal agreement, a firm belief is that women must be married after a certain age. Late Spring shows two people who do not believe that. We see them desperate to make others right - to their own detriment. The credits run, I remain seated. I am still completely caught up in the film, I AM Noriko and the professor!
Kommentare
Eure letzten Kommentare
Di, 29/06/2021 - 16:33
gute qualität, gute…
gute qualität, gute untertitel mit schwarzem hintergrund
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