Do, 26/11/2020 - 20:05
Directed by:
Frantisek Vlácil
Schauspieler:
Magda Vásáryová
Josef Kemr
Nada Hejna
Jaroslav Moucka
Video:
Trailer
THE BEST MOVIES IN OUR VIDEO STORE! In weniger als einer Minute, noch bevor der Vorspann abgeschlossen ist, spüren wir, dass Marketa Lazarova ganz für sich allein steht. Ich habe nie wieder einen Film wie diesen gesehen! Ein Märchen, dem etwas Beliebiges innewohnt. So als hätte Frantisek Vlacil einfach improvisiert, Erzählbausteine zufällig zusammengeschustert. Das klingt nicht nach einem der grössten Filme aller Zeiten? Doch! Marketa Lazarova gehört für mich zu den 20 besten Filmen überhaupt! Kein konventioneller Film, sondern eine Schwärmerei! Vlacil filmte während der 60er als einer der Vertreter der tschechischen Neuen Welle und doch wirkt Marketa Lazarova wie ein Fremdkörper. Vlacils Werk hat weder die subversive Kraft oder die Alltags-Poesie, welche die tschechischen Filme seiner Zeit auszeichnen. Marketa Lazarova strahlt etwas anderes Paradoxes aus: Hier erleben wir ein intimes Epos, eine Halluzination, eine filmische Sinfonie. Nach seiner Veröffentlichung 1967 verschwand der Film wieder von der Bildfläche. Man vergass Marketa Lazarova. Erst 1998 wurde das Werk zum besten tschechischen Film aller Zeiten gewählt. Vor einigen Jahren kauften wir eine DVD vom tollen britischen Second Run Label und seitdem tauchen unsere Filmkunstbar Fitzcarraldo Gäste immer wieder ein in dieses Märchen, angesiedelt im düsteren Mittelalter. Jetzt verhilft der deutsche Verleih Bildstörung (bekannt durch seine exquisite DVD Kollektion!) dem Werk sogar zu einem Kinostart! Marketa Lazarova gehört auch auf die grosse Leinwand! Weite Winterlandschaften, Wälder, karge und verdreckte Bauernhöfe. Die Geschichte handelt von der Fehde zweier Räuberclans. Marketa (Magda Vásáryová) ist eine Räubertochter. Sie verkörpert die Unschuld in diesem Reigen aus Rache und Gier. Bevor man sie ins Kloster schickt, wird Marketa vom verfeindeten Clan entführt und vergewaltigt. Das löst eine tragische Wandlung ihres Charakters aus. Nun muss man anmerken, dass Marketa in diesem komplexen, ja unübersichtlichen Plot nur eine Nebenrolle spielt. Gleich zu Beginn führt uns eine Erzählerstimme ein, die betont, dass das Geschehen der Macht des Zufalls folgt. "Erzählt aufs Geratewohl". Für zusätzliche Verwirrung sorgen die Ordnungstafeln, die eben keine Ordnung schaffen in diesem Gemälde aus Visionen und Zeitsprüngen. Marketa Lazarova fordert unsere Sehgewohnheiten in zweieinhalb Stunden heraus, überwältigt uns mit seiner Pracht und seinem Reichtum an Formen und Metaphern. Angeblich verbrachten Vlacil und sein Team zwei Jahre im Böhmerwald. Entstanden ist kein Kostümfilm, sondern experimentelles Kino. Auf majestätische Tableas folgen verwackelte Einstellungen der Handkamera, teilweise ist der Ton asynchron, Chorgesänge und elektronische Synthieklänge wechseln ab, blutiger Naturalismus begegnet erhabener Mystik. Immer wieder greift der Erzähler ins Geschehen ein und sorgt für absurde Komik, die wir eher aus britischen Filmen der 70er gewohnt sind. Eine halluzinatorische Winterreise, die offen ist für alle möglichen Interpretationen. Marketa hat niemanden, dem sie vertrauen kann. Wir haben auch niemanden, dem wir in diesem Bildersturm vertrauen können! Am Ende aber überleben wir, werden wiedergeboren, ja wiederbelebt. wie jemand, der die Welt mit neuen Augen erblickt! -
In less than a minute, even before the credits are finished, we feel that Marketa Lazarova is all by herself. I've never seen another movie like this! A fairy tale with something arbitrary about it. As if Frantisek Vlacil had simply improvised, randomly cobbling together narrative elements. Doesn't that sound like one of the greatest films of all time? Marketa Lazarova is one of the 20 best films ever for me! Not a conventional film, but a rapture! Vlacil filmed during the 60s as one of the representatives of the Czech New Wave and yet Marketa Lazarova seems like a foreign body. Vlacil's work has neither the subversive power nor the everyday poetry that characterizes the Czech films of his time. Marketa Lazarova radiates something else paradoxical: Here we experience an intimate epic, a hallucination, a cinematic symphony. After its publication in 1967, the film disappeared again from the scene. Marketa Lazarova was forgotten. It was not until 1998 that the work was voted the best Czech film of all time. A few years ago we bought a DVD from the great British Second Run label and since then our film art bar Fitzcarraldo has been immersing guests in this fairy tale, set in the gloomy Middle Ages. Now the German distributor Bildstörung (known for its exquisite DVD collection!) even helps the work to a theatrical release! Marketa Lazarova also belongs on the big screen! Wide winter landscapes, forests, barren and filthy farms. The story is about the feud between two clans of robbers. Marketa (Magda Vásáryová) is a robber's daughter. She embodies innocence in this round dance of revenge and greed. Before she is sent to the monastery, Marketa is kidnapped and raped by the enemy clan. This triggers a tragic transformation of her character. Now you have to note that Marketa only plays a minor role in this complex, even confusing plot. Right at the beginning a narrative voice introduces us, which emphasizes that the events follow the power of chance. "Narrating at random". The order boards, which do not create order in this painting of visions and leaps in time, create additional confusion. Marketa Lazarova challenges our viewing habits in two and a half hours, overwhelms us with his splendour and his wealth of forms and metaphors. Supposedly Vlacil and his team spent two years in the Bohemian Forest. The result is not a costume film, but experimental cinema. Majestic tableas are followed by blurred shots of the handheld camera, sometimes the sound is asynchronous, choruses and electronic synth sounds alternate, bloody naturalism meets sublime mysticism. Again and again the narrator intervenes in the events and provides absurd comedy, which we are more used to from British films of the 70s. A hallucinatory winter journey that is open to all possible interpretations. Marketa doesn't have anyone she can trust. Nor do we have anyone to trust in this iconoclastic storm! In the end, however, we survive, are reborn, even revived. like someone who sees the world with new eyes!
Kommentare
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Fr, 27/11/2020 - 17:52
Für alle, die Bilderfilme…
Für alle, die Bilderfilme lieben
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Mi, 09/12/2020 - 18:04
Den hatte ich im Babylon…
Den hatte ich im Babylon gesehen bei seiner Wiederaufführung
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