So, 28/03/2021 - 11:41
Directed by:
Jean Eustache
Schauspieler:
Jacqueline Dufranne
Martin Loeb
Jacques Romain
FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) Im Sommer 1973 wollte das Publikum auf der ganzen Welt den Helden aus Eustaches berühmten Debüt The Mother And The Whore umarmen! Seine endlosen Gespräche mit den zwei Frauen, die er liebte, wurden zum Vorbild, wie man überhaupt in einer "modernen" Beziehung zusammenlebt! Das Debüt von Jean Eustache aus dem Pariser Studenten-Milieu war spektakulär und aggressiv! Ganz anders sein zweites Werk, ein schlichter Kinderfilm. Ganz nüchtern erinnert er sich an eine (seine?) Kindheit, fast auffallend unauffällig und sehr lakonisch. Daniel ist zwölf Jahre alt und lebt bei seiner Grossmutter auf dem Land. Mit seinen Freunden spielt er den Senioren im Dorf Streiche, erlebt den Besuch des Zirkus als echte Sensation und beginnt langsam, sich für die Mädchen zu interessieren... Dann aber der Schock: Seine Mutter kommt aus dem Süden und holt Daniel zu sich nach Narbonne. Dort lebt sie mit einem wortkargen spanischen Landarbeiter. Die Mutter arbeitet als Näherin, die Wohnung ist herunter gekommen. Da das Geld kanpp ist, darf Daniel nicht länger aufs Gymnasium, sondern muss als Aushilfe in einem Fahrrad-Laden arbeiten. Er ist nicht mehr der Anführer seiner Spielkameraden, sondern nur noch "der Kleine". Nicht mehr priviligiert, sondern von Erwachsenen ausgenutzt. Daniel muss das alles hinnehmen und leidet still. Doch ungeachtet seines sozialen Abstiegs, erlebt er die ersten erotischen Gefühle: Daniel beobachtet andere Liebespaare, imitiert die Älteren und übt mit kleinen Mädchen. Im französischen "Midi" aber gibts Sex nur nach der Ehe und dafür ist Daniel noch zu jung. Um das klarzustellen: In Daniels Leben werden bereits alle Weichen gestellt, dass er so enden wird wie seine Mutter. Und doch: Eustache beschwört mit melancholischer Poesie das Paradies der Kindheit. Daniels Zukunft sehen wir bereits am Rande, dort wo die jungen Machos mit Mofas umher düsen, in Bars herumhängen und wie schäbige Vorstadt Casanovas wirken. Eine mediterrane Männer-Gesellschaft, wie man sie in vielen französischen oder italienischen Filmen sieht. Es gibt kein Aufbegehren, nur Lethargie und leise Trauer. Über all dem liegt der Schleier von Daniels verlorener Kindheit auf dem Land. Daniels Mutter übrigens ist durchaus nicht ohne Liebe für ihren Sohn. Ingrid Craven spielt sie als kleinbürgerliches Arbeitstier: Aufgemöbelt, unschuldig, ein bisschen dumm. Eustaches Kameramann Nestor Almendros filmt das in langen Einstellungen und spröden Bildern. Der Film übernimmt die Perspektive Daniels, bleibt emotionslos und ohne Romantik. Eustaches Mes Petites Amoureuses steht in der grossen französischen Tradition von Werken, welche die Pubertät als Sujet haben. Eustache ist der rigorose Beobachter des französischen Kinos. Im Alter von 43 Jahren verübte er 1981 Selbstmord. Bis dahin hatte er ein Dutzend Filme gemacht, doch im Grunde sprach jeder immer nur über sein Debüt The Mother and The Whore. Bestimmt liegt das daran, dass wohl kein Film so detailliert das tägliche Pariser Leben beobachtet! Mes Petites Amoureuses wählt einen anderen Tonfall, denn hier steht ein kleiner Junge im Mittelpunkt. Der Film zeigt keine schicken Pariser Cafes, sondern das Leben am sozialen Rand. Hier sehen wir keine schönen Menschen, die diskutieren, flirten und rauchen. Keine Menschen, mit denen wir uns identifizieren wollen. Stattdessen: Eine Familie, die sich allerhöchstens ein Abendessen an einem Sonntag als gemeisame Zeit gönnt. - (YOU FIND THE WHOLE FILM FREE ON YOUTUBE) In the summer of 1973, audiences around the world wanted to embrace the hero from Eustache's famous debut The Mother And The Whore! His endless conversations with the two women he loved became a model of how to live together in a "modern" relationship! Jean Eustache's debut in the Parisian student scene was spectacular and aggressive! His second work is quite different, a simple children's film. He remembers his (his?) childhood in a very sober way, almost conspicuously inconspicuous and very laconic. Daniel is twelve years old and lives with his grandmother in the country. With his friends he plays tricks on the seniors in the village, experiences the visit of the circus as a real sensation and slowly begins to take an interest in the girls... But then the shock: His mother comes from the south and brings Daniel to Narbonne. There she lives with a taciturn Spanish farmhand. The mother works as a seamstress, the flat has come down. Since the money is tight, Daniel is no longer allowed to go to high school, but has to work as a temp in a bicycle shop. He is no longer the leader of his playmates, but only "the little one". No longer privileged, but exploited by adults. Daniel has to put up with all this and suffers quietly. But despite his social decline, he experiences the first erotic feelings: Daniel observes other lovers, imitates the elders and practices with little girls. In the French "Midi", however, there is sex only after marriage and Daniel is still too young for that. Let me be clear: Daniel's life is already set to end like his mother. And yet: Eustache evokes the paradise of childhood with melancholic poetry. We can already see Daniel's future at the edge, where the young machos are roaring around with mopeds, hanging out in bars and looking like shabby suburbs of Casanova. A Mediterranean male society as seen in many French or Italian films. There is no rebellion, only lethargy and quiet grief. Above all this lies the veil of Daniel's lost childhood in the country. Daniel's mother, by the way, is not without love for her son. Ingrid Craven plays it as a petit bourgeois workhorse: pepped up, innocent, a bit stupid. Eustaches cameraman Nestor Almendros films this in long shots and brittle images. The film takes Daniel's perspective, remains emotionless and without romance. Eustaches Mes Petites Amoureuses follows the great French tradition of works that have puberty as their subject. Eustache is the rigorous observer of French cinema. He committed suicide in 1981 at the age of 43. Until then he had made a dozen films, but basically everyone was always talking about his debut The Mother and The Whore. This is certainly due to the fact that no other film observes daily life in Paris in such detail! Mes Petites Amoureuses chooses a different tone, because here the focus is on a little boy. The film doesn't show chic Parisian cafes, but life on the social fringes. We don't see any beautiful people here discussing, flirting and smoking. Not people we want to identify with. Instead: A family who at the very most treats themselves to dinner on a Sunday as a common time.
Kommentare
Eure letzten Kommentare
So, 28/03/2021 - 11:47
Das war ich, die immer mal…
Das war ich, die immer mal nach Jean Eustache bei euch gefragt hatte. Aber es gibt wohl keine DVDs von ihm, wie ihr meintet. Gilt immer noch, oder? Umso schöner, dass man seine wenigen Filme streamen kann.
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So, 28/03/2021 - 11:54
Derzeit gibt es eine…
Derzeit gibt es eine japanische DVD Box, leider ohne Untertitel sowie eine französische Ausgabe von La Mamam aus der Reihe Eden Cinema (ohne UT). Irgendwo las ich aber, dass Eustaches Sohn sich an die Arbeit macht, eine DVD Box heraus zu bringen. Frage nur, ob die Mittel für englische Untertitel reichen...
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Di, 30/03/2021 - 11:00
alle, die la mamam... lieben…
alle, die la mamam... lieben, mußten verwundert sein, denn dieser zweite bekannte film von jean eustache ist so ganz anders, was sicherlich seinen mißerfolg erklärt.
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