Di, 19/05/2020 - 17:47
Directed by:
Alejandro Gonzalez Inarritu
Schauspieler:
Leonardo DiCaprio
Tom Hardy
Will Poulter
Video:
Trailer
Wirklich grosse Filme besitzen die Kraft, das Unglaubliche zu vermitteln. Während wir gemütlich auf unserer Couch sitzen, müssen die Protagonisten Qualen und Leid durchstehen, das wir kaum nachvollziehen können. Viel zu oft aber durchschauen wir diese Manipulation, weil die Schauspieler ihre Rolle nicht ausfüllen. Es wirkt gemacht. Alejandro Gonzalez Iñárritus The Revenant aber nimmt uns mit in eine andere Zeit, behält sich aber auch vor, ein Kunstwerk zu bleiben. Wir sehen The Revenant nicht einfach, wir erleben den Film. Wir verlassen das Kino, sind überwältigt von der Kunst des Filmemachens, die Iñárritu vorführt, aber eben auch dankbar für unseren eigenen Lebens-Komfort. Früh wird uns bewusst, welchen Ton The Revenant anschlägt: Wir überleben einen Überfall von Native Americans auf eine Gruppe Trapper. Die Eingeborenen werden nicht als Feinde vorgeführt, sondern als fesselnde Kraft der Natur. Pfeile sausen durch die Luft, verwundetes Fleisch der Verletzten überall, die Kamera mitten im Getümmel. Wir erfahren, dass der Stamm die entführte Tochter des Häuptlings sucht und jeden tötet, der sich ihm in den Weg stellt. Im selben Moment sehen wir, dass einer der Trapper, Hugh Glass (Leonardo DiCaprio), einen Eingeborenen als Sohn adoptiert hat. Der Anführer der Trapper, Andrew Henry (Domhnall Gleeson), ordnet an, dass die Gruppe zurück kehren muss zur Basis. John Fitzgerald (Tom Hardy) widerspricht, weil er seine Felle retten will. Der Keim der Zwietracht ist gesät. Fitzgerald traut weder Henry noch Glass. Der Höhepunkt des Films: Glass wird von einem Bären attackiert und lebensbedrohlich verletzt. Lange habe ich keine solch erschreckende Szene gesehen, die mein Herz so zum Rasen brachte! Es scheint, als ob es Glass nicht schaffen könnte, zur Basis zurückzukehren. Mit den Eingeborenen im Rücken, beschliesst die Gruppe, sich zu trennen. Fitzgerald soll auf Glass aufpassen und ihm ein angemessenes Begräbnis ermöglichen. Gemeinsam mit Glass und dessen Sohn bleibt er zurück, begleitet von einem jungen Mann, Bridger (Will Poulter), der Glass bewundert. Fitzgerald soll einen Mann bewachen, dessen Tod ihm egal ist. Er tötet den Adoptiv-Sohn und begräbt Glass lebendig. Doch Glass überlebt, fast scheint es, als stünde er von den Toten auf (das meint der Film-Titel The Revenant). Er dürstet nach Rache, kämpft sich mit kaputten Knochen, ohne Nahrung durch den Schnee, um den Mann zu kriegen, der seinen Sohn tötete. Im Grunde ist er ein Geist, unwillig, auf die andere Seite zu wechseln, bevor nicht Gerechtigkeit ausgeübt wurde. Kamerammann Emmanuel Lubezki begleitet die qualvolle Reise, indem er die unmenschlichen Bedingungen zeigt, aber eben auch seine grosse handwerkliche Kunst: Der Horizont scheint endlos, der Himmel stets in Bewegung. Lubezki arbeitet mit den Farben der Natur, die aber doch verstärkt werden: Sein Schnee wirkt weisser als in der Realität, der Himmel blauer. Während der zweiten Hälfte gestaltet er die Reise zunehmend mystischer. An dieser Stelle schwankt der Film, wirkt ziellos und ausschweifend. Sicher ist es faszinierend, einen Mann zu erleben, der unwillig ist zu sterben. Mann hätte das aber straffer und effektiver erzählen können. The Revenant ist letztlich ein klassischer Abenteuer-Film, nur wird uns ein Showdown vorenthalten. Die Höhepunkt finden während der ersten Minuten statt, ein Aufbau nicht erkennbar. Wie steht es mit DiCaprios längst fälligen Oscar? Sein Spiel in The Revenant hätte weniger gute Schauspieler überfordert. Der absolute Überlebenswille, seine Konzentration - wir glauben DiCaprios Figur, dass sie nicht aufgeben wird. Leider erlaubt ihm die Regie weniger als zwei Gesichtsausdrücke, wie spätestens ab der 100 (!) Minute auffällt. DiCaprio, ein Superheld, der Abhänge herunterstürzt, in aufgebrochenen Pferde Kadavern schläft und schlicht unsterblich scheint. Tom Hardy mit rollenden Augen, spielt wenig überzeigend einen klassischen Schurken. Was würdest du für Rache opfern? Welche Hindernisse würdest du überwinden, sie zu bekommen? The Revenant hat die Kraft, diese Fragen zu stellen, gefällt sich aber zu gut als mystische Sinnsuche. - Really great films have the power to convey the unbelievable. While we sit comfortably on our couch, the protagonists have to endure torments and suffering that we can hardly understand. Too often, however, we see through this manipulation, because the actors do not fulfil their role. It seems made. Alejandro Gonzalez Iñárritus The Revenant takes us back in time, but reserves the right to remain a work of art. We don't just see The Revenant, we experience the movie. We leave the cinema, are overwhelmed by the art of filmmaking that Iñárritu shows, but we are also grateful for our own comfort in life. Early on we become aware of what tone The Revenant strikes: We survive a Native American raid on a group of trappers. The natives are not presented as enemies, but as an intriguing force of nature. Arrows rush through the air, wounded flesh of the injured everywhere, the camera in the middle of the turmoil. We learn that the tribe is looking for the chief's kidnapped daughter and kills anyone who gets in his way. At the same moment we see that one of the trappers, Hugh Glass (Leonardo DiCaprio), has adopted a native son. The trapper leader, Andrew Henry (Domhnall Gleeson), orders the group to return to base. John Fitzgerald (Tom Hardy) contradicts because he wants to save his skins. The seed of discord is sown. Fitzgerald doesn't trust Henry or Glass. The highlight of the film: Glass is attacked and life-threateningly injured by a bear. I haven't seen such a frightening scene for a long time that made my heart beat so fast! It seems Glass can't make it back to base. With the natives in the back, the group decides to split up. Tell Fitzgerald to watch Glass and give him a proper burial. Together with Glass and his son he remains, accompanied by a young man, Bridger (Will Poulter), who admires Glass. Tell Fitzgerald to guard a man whose death he doesn't care about. He kills the adopted son and buries Glass alive. But Glass survives, almost as if he were standing up from the dead (this is what the film title The Revenant means). He thirsts for revenge, struggles with broken bones, without food through the snow, to get the man who killed his son. Basically, he is a spirit, unwilling to move to the other side before justice has been done. Cameraman Emmanuel Lubezki accompanies the painful journey by showing the inhuman conditions, but also his great craftsmanship: the horizon seems endless, the sky always in motion. Lubezki works with the colours of nature, which are nevertheless reinforced: Its snow looks whiter than in reality, the sky bluer. During the second half he makes the journey increasingly mystical. At this point the film swings, seems aimless and rambling. Surely it is fascinating to experience a man who is unwilling to die. But you could have said it tighter and more effectively. The Revenant is ultimately a classic adventure film, only a showdown is withheld from us. The climax takes place during the first minutes, an erection not recognizable. What about DiCaprio's long overdue Oscar? His performance in The Revenant would have overtaxed less good actors. The absolute will to survive, his concentration - we believe DiCaprio's character will not give up. Unfortunately, the direction allows him less than two facial expressions, as becomes apparent from the 100 (!) minute at the latest. DiCaprio, a superhero who crashes down slopes, sleeps in broken horses cadavers and simply seems immortal. Tom Hardy with rolling eyes, plays a classic villain. What would you sacrifice for revenge? What obstacles would you overcome to get them? The Revenant has the strength to ask these questions, but likes itself too much as a mystical search for meaning.
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