So, 10/05/2020 - 18:58
Directed by:
Volker Schlöndorff
Schauspieler:
David Bennent
Angela Winkler
Mario Adorf
Daniel Olbrychski
Katharina Thalbach
Heinz Bennent
Andréa Ferréol
Mariella Oliveri
Helmut Brasch
Otto Sander
Video:
Trailer
Das Schwierige an Allegorien: Stellt man sie allzu überzeugend dar, können sie nicht mehr für etwas anderes stehen. Alles klar? Ist Volker Schlöndorffs Klassiker nun eine Geschichte über die Grausamkeit der Welt? Oder die Geschichte eines widerwertigen Jungen? Der Junge heisst Oskar und beschliesst an seinem dritten Geburtstag, nicht mehr weiter zu wachsen. Weil die Welt zu grausam ist. Normalerweise wird Die Blechtrommel als Ode an die Kindheit verstanden. Nach dem Motto: Die Unschuld des Kindes vs. der grausamen Welt des Nationalsozialismus. Wir sehen diese Welt durch Oskars Augen. Das Schwierige; Oskar selbst ist kein Sympathieträger. Im Gegenteil - er ist mindestens ein schwieriger Charakter. Halten wir ihn aus? Am Drehbuch arbeitete neben Schlöndorff Günther Grass, was folgerichtig ist. Schliesslich verfasste er den zugrunde liegenden Roman, der wiederum auf seiner eigenen Biographie beruht. Oskar ist Grass. Oskars Welt ist gespalten. Er wird in Danzig geboren. So wie Grass. Damals, nach dem ersten Weltkrieg, lebten Deutsche und Polen gemeinsam in Danzig, ohne sich jemals zu vertragen. Aus unerklärlichen Gründen trägt Oskar beide Nationalitäten in sich. Um ihn herum, nationalistischer Chauvinismus. Deshalb will er aufhören zu wachsen und fällt die Kellertreppe hinunter. Fortan wandelt er durch die Welt, prügelt auf seine Blechtrommel (die er immer bei sich trägt) und schreit so laut, dass Glas zerbricht. Merkst du was? Die Blechtrommel könnte genauso gut heute spielen, da in Deutschland und Polen derselbe Nationalismus erstarkt. Oskar jedenfalls verwirrt eine Nazi Kapelle mit seiner Blechtrommel und stiftet Unruhe. Allegorische Unruhe. Das ist und bleibt schwierig: Ein nerviges Kind, dass die Trommel als moralisches Symbol trägt. Wann zuletzt hat dich ein deutscher Kinofilm so heraus gefordert? Dabei ist die Zeit längst reif dafür! - The difficult thing about allegories: If you present them all too convincingly, they can no longer stand for anything else. All right? Is Volker Schlöndorff's classic a story about the cruelty of the world? Or the story of a disgusting boy? The boy's name is Oskar and on his third birthday he decides not to grow any further. Because the world is too cruel. Normally The Tin Drum is understood as an ode to childhood. According to the motto: The innocence of the child vs. the cruel world of National Socialism. We see this world through Oskar's eyes. The difficult thing is that Oskar himself is not a popular figure. On the contrary - he is at least a difficult character. Can we stand him? Günther Grass worked on the script alongside Schlöndorff, which is logical. Finally he wrote the underlying novel, which in turn is based on his own biography. Oskar is Grass. Oskar's world is divided. He was born in Gdansk. Just like Grass. Back then, after the First World War, Germans and Poles lived together in Gdansk without ever getting along. For inexplicable reasons, Oskar carries both nationalities within him. Around him, nationalistic chauvinism. Therefore he wants to stop growing and falls down the cellar stairs. From then on, he wanders the world, beating his tin drum (which he always carries with him) and screams so loudly that glass breaks. Do you notice anything? The tin drum could play just as well today, since the same nationalism is strengthening in Germany and Poland. In any case, Oskar confuses a Nazi band with his tin drum and causes unrest. Allegorical restlessness. That is and remains difficult: an annoying child who carries the drum as a moral symbol. When was the last time a German film challenged you so much? But the time has long since come!
Werde Teil der Community
Schreibe Kommentare, vote für Deine Favoriten oder sende uns Deinen Film-Vorschlag.