Di, 08/08/2023 - 15:30
Directed by:
Dominik Graf
Felix von Boehm
Video:
Trailer
Dominik Grafs Doku nach dem Buch von Anatol Regnier betrachtet die Wege deutscher Schriftsteller im Nationalsozialismus. Da gab es die echten Nazis; solche wie Hanns Johst, der Führer-Kitsch verfasste oder Will Vesper, der sich über Rassen Schande ausliess. Doch viel mehr als für die Regime treuen interessiert sich Dominik Graf für die Schriftstellerinnen, deren Rolle nicht so eindeutig ist. Sie verharren in einer Position aus Rückzug und Anpassung. Denn wer 1933 nicht das Land verliess, war gezwungen, sich anzupassen. Heute kennen wir das Ende, damals wussten die Menschen das nicht. Würde das 1000jährige Reich fortbestehen? Dabei geht es nie um Entschuldigung, sondern Erkenntnis, so Regnier, dessen Mutter mit Klaus Mann verlobt war, während seine Grossmutter eine Liebes-Beziehung zu Gottfried Benn unterhielt. So begleitet Graf Regnier auf Spurensuche quer durch Europa. So entdecken wir einen entsetzten Brief Klaus Manns an Gottfried Benn; "Wie könne ein Mensch des Geistes wie er Partei für die geistlosen Nazis ergreifen?". Natürlich bestritt Benn, dass sich Exilanten von aussen überhaupt ein Bild machen könnten. Gottfried Benns schäbige Rolle im Nazi Reich war simpel. Er war bereit, dem Teufel seine Hand auszustrecken.
Der Teufel aber wollte überhaupt nicht mit einem wie ihm paktieren. So zog sich Gottfried Benn zurück verbittert. Anders der rätselhafte Weg Erich Kästners, der die Verbrennung seiner eigenen Bücher erlebte und doch später für Goebbels das Drehbuch zu Münchhausen verfasste. Oder Hans Fallada, der Aussenseiter. Obwohl kein Nazi, erklärte er sich bereit, einen Roman über böse Juden zu schreiben. Oder Ina Seidel, die Hitler erst im Lauf der Zeit verfiel. So sind Menschen. Sie wurschteln sich durch. Darüber hält Dominik Grafs Erzählstimme die Spannung über 160 Minuten und davon ist keine einzige zuviel! Immer wieder werden wir daran erinnert, vorsichtig zu sein bei moralischen Urteilen. Denn: Hätten wir selbst wirklich anders gehandelt? -
Dominik Graf's documentary based on the book by Anatol Regnier looks at the paths of German writers under National Socialism. There were the real Nazis; the likes of Hanns Johst, who wrote Fuehrer kitsch, or Will Vesper, who talked about racial shame. But Dominik Graf is much more interested in women writers than in those loyal to the regime, whose role is not so clear. They remain in a position of withdrawal and adaptation. For those who did not leave the country in 1933 were forced to adapt. Today we know the end, at that time people did not know it. Would the 1000-year Reich continue? It is never a matter of apology, but of knowledge, says Regnier, whose mother was engaged to Klaus Mann, while his grandmother had a love affair with Gottfried Benn. So Graf accompanies Regnier on a search for clues across Europe. Thus we discover a horrified letter from Klaus Mann to Gottfried Benn; "How could a man of the spirit like him take sides with the mindless Nazis?". Of course, Benn denied that exiles from the outside could form any opinion at all. Gottfried Benn's shabby role in the Nazi Reich was simple. He was ready to extend his hand to the devil. The devil, however, did not want to make a pact with someone like him. So Gottfried Benn withdrew in bitterness. The enigmatic path of Erich Kästner, who experienced the burning of his own books and yet later wrote the screenplay for Münchhausen for Goebbels, was different. Or Hans Fallada, the outsider. Although not a Nazi, he agreed to write a novel about evil Jews. Or Ina Seidel, who only fell for Hitler in the course of time. People are like that. They muddle through. Dominik Graf's narrative voice keeps the suspense going for 160 minutes, and not a single one of them is too much! Again and again we are reminded to be careful about moral judgements. Because: Would we really have acted differently ourselves?
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