Latino Comedies

Eine Schnecke kann, anders als viele Berliner, niemals obdachlos werden, weil sie ihr Haus auf dem Rücken trägt. In Bogota dürfte das Problem der Entmietung von Häusern noch viel schlimmer sein als hier: Immerhin sehen sich die Bewohner eines Mietshauses mit einer plötzlichen Räumungsaufforderung konfrontiert und die korrupten Behörden werden ihnen nicht helfen wollen. Es bleibt nur noch, der Strategie der Schnecke zu folgen. Das Haus wird Stein um Stein abgebaut, um an einem anderen Platz wieder aufgebaut zu werden. Das mag skurril wirken, eröffnet aber den Blick auf ein Leben zwischen Würde und Willkür. link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI YOUTUBE)

Episodenfilme geniessen nicht den besten Ruf. Immer wird man aus dem Fluss der Erzählung gerissen, wenn wieder etwas Neues beginnt und ausserdem können die einzelnen Geschichten oft nicht ein Niveau halten. Man führe sich all diese Nachteile vor Augen, um die schöne Überraschung zu begreifen, die Wild Tales darstellt: Es ist vermutlich der beste Episodenfilm, den ich bis dahin gesehen habe! Gross ist die Fertigkeit der Macher, die Defizite des Episodenfilms zu überbrücken und uns ein Werk wie aus einem Guss zu schenken. Ich denke, der Vorteil von Wild Tales ist der, dass sich nur ein Regisseur dafür verantwortlich zeichnet: Damian Szifron. Szifron hat grosse Qualitäten, nicht nur als Regisseur, sondern auch als Geschichtenerzähler: Jedes der sechs Kapitel (keines ist länger als 20 Minuten) ist spannend und von ätzendem schwarzen Humor geprägt. Zorn ist die Triebfeder der sechs Episoden. link trailer

In The Amazing Catfish sehen wir einer Familie durch die Perspektive einer Aussenseiterin. Wie du diese mexikanische Familie findest, hängt ganz davon ab, ob du das alles noch charmant oder bereits skurril findest. Ganz so wie beim Vorbild Little Miss Sunshine. link trailer

Wie ist es so im Jenseits? Wahrscheinlich wartet man. Und beobachtet die Verwandten. Bis diejenigen, die man noch im Diesseits kannte, langsam sterben. und dann wird's richtig langweilig. In Almodovars so gern von unseren Videotheken Kunden unterschätzten Volver heisst die verstorbene Matriarchin Irene (Carmen Maura). Sie stammt aus einer bunten Almodovar Stadt im spanischen Hinterland. In dieser bunten Stadt sterben die Männer früh und die Frauen pflegen fröhlich ihre Gräber. Von hier aus reisen wir mit der Kamera in die Vergangenheit, um die als Teil der Gegenwart zu begreifen. link trailer

In dieser trockenen Komödie aus Uruguay passiert so gut wie nichts. Der Besitzer einer schäbigen uruguayischen Sockenfabrik steht kurz vor dem Besuch seines Bruders aus Brasilien. Deshalb bittet er die frau, die seine Fabrik betreut, für einige Tage bei ihm einzuziehen und sich als seine Frau auszugeben. Nun naht der lebensfrohe und erfolgreiche Bruder... Ende der Geschichte. Viele Vergleiche mit finnischen Komödien, denen von Aki Kaurismäki, drängen sich auf. Irgendwann stellen sie fest, dass die vermeintliche Ehefrau ganze Sätze perfekt rückwärts sprechen kann. Das dürfte der Höhepunkt an Kommunikation in Whiskey sein. link trailer

Das Liebespaar in dieser argentinischen Komödie heisst Martin und Mariana. Gibt es da noch Zweifel, dass beide am Ende zusammen finden? Die Frage des Films heisst demnach: Wie? Gustavo Taretto verfilmt seinen gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2005 - das hier ist sein Spielfilm-Debüt. Alles beginnt mit einem fast siebenminütigen Monolog Martins und zwar über seine Stadt Buenos Aires (erkennt irgendwer die Parallelen zu New Yorks grossem Stadtneurotiker?). Die Architektur der Stadt ist tatsächlich ein zentrales Element in Medianeras, denn Martin verbringt seine Tage innerhalb von 40 Quadratmetern. Er ist Webdesigner, arbeitet zu Hause und verlässt seine vier Wände nie. link trailer

Die meisten brasilianischen Filme, die hier in Berlin im Kino anlaufen, nehmen sich sozialer Ungleichheiten auf ein erschütternder Weise an. Vor gut fünf Jahren brachte mir eine Kundin aus Brasilien einen ganzen Sack voller DVDs - die allermeisten davon handelten vom Drogenkrieg. Ich sortierte die brasilianischen Filme ein unter "Thriller Latino" im schwarzen Raum und "Arthaus Latino" im goldenen Raum. Das Fach "Komödie Latino" blieb fast leer. Doch jetzt kommt The Second Mother! Regisseurin Anna Muyleart behandelt die Themen "soziale Schicht" und "Einkommen" auf viel, viel stillere Weise. Was ziemlich oberflächlich beginnt, entwickelt sich da zu einer empathischen, vorsichtigen Charakterstudie. link trailer

Das ist die lustigste und bösartigste Komödie aus Spanien überhaupt! Bigas Luna hat Jamon Jamon in einer Zeit gemacht, als man noch Risiken einging. Augen zu und durch - egal ob das Publikum mitzieht. Die Anarcho Botschaft von Jamon Jamon lautet: Sex dürfen wir als Zusammenfassung all dessen, was lächerlich ist in der menschlichen Natur, begreifen. Der Film spielt irgendwo im Süden Spaniens, auf dem Land. Im Mittelpunkt steht die reichste Familie vor Ort. Sie stellt Unterwäsche her. Die Wäsche bildet auch das Wahrzeichen der Stadt. Man sieht sie schon von weitem auf einer Werbetafel. Und natürlich den obligatorischen spanischen Stier. link trailer

Der spanische Faschismus, das war Exploitation und deshalb führt ihn Alex De La Iglesia auch genauso vor. Die Franco-Ära als Karneval, der Zirkusdirektor, Franco selbst. Spanien 1937: Ein Trupp bewaffneter Revolutionäre dringt in einen Kinderzirkus ein, um die Besucher zum Krieg zu zwingen. Vor der Tür warten Francos Soldaten, um den Aufstand der Republikaner niederzuschlagen. Was folgt ist irre: Ein Sturmlauf von Clowns mit Macheten bewaffnet, daneben Frauen und Kinder. Blut spritzt, die Gliedmassen fliegen und am Ende liegt ein geschlachteter Clown im Dreck. Während Francos Diktatur gibt es eben keine lustigen Clowns mehr, nur noch Horrorclowns. link trailer

Kuba mag unter einem bankrotten politischen System leiden, produziert aber wunderbare Komödien wie diese! Guantanamera handelt von zwei Romanzen, die über Jahre hinweg bestand haben. Das ist auch der letzte Spielfilm des Satirikers Tomas Gutierrez Alea, der so gern alle Unzulänglichkeiten seines Landes aufs Korn nahm. Er verstarb während des Drehs und Juan Carlos Tabio beendete den Film. link trailer

Hier kommt ein Wunsch von euch! Die Geschichte eines Mannes, der bereit ist, seine recht spezielle Persönlichkeit nur mit einem einzigen Menschen zu teilen: Mit einem anderen Mann, der überhaupt keine Persönlichkeit zu haben scheint. Die Beiden sprechen nicht einmal dieselbe Sprache. Nun erleben wir, wie beide jeweils in das Leben des Anderen dringen. Einer, der die Einsamkeit gesucht hat und ein Anderer, der gezwungen ist, auf sich allein gestellt zu sein. link trailer

Sind wir nicht alle Voyeure? Und it es kein Voyeurismus, ins Kino zu gehen? "Gigante" aus Uruguay lebt nicht gerade von seinen sinnvollen Dialogen. Eher darf man sie als beiläufige Kommentare zum Strom des langweiligen Lebens bezeichnen. Im Zentrum, ein grosser, einsamer Mann, der nachts im Supermarkt von Montevideo arbeitet. Er überwacht Sicherheits-Monitore. In der Kantine plaudert er nie. Er lebt allein. Er trinkt nicht, raucht nicht, sieht kein fern und tut auch sonst nicht viel... link trailer

Hier kommt eine Aussenseiter-Komödie, ganz im Stil von The Amazing Catfish oder Little Miss Sunshine - sehr beliebt bei den Kunden unserer Videothek und tatsächlich überdurchschnittlich oft verliehen! Das geht so: Die 84jährige Grossmutter verkündet, eine 1000 Kilometer lange Reise nach Brasilien antreten zu wollen. Selbstverständlich muss die Familie sie begleiten, was viel aussagt über diese argentinische Matriarchin. link trailer

Und zwar wurde mir Domesticas von einem Kunden unserer Videothek ans Herz gelegt. Der meinte, er hätte sich prächtig amüsiert und noch ein bisschen mehr. Er war tief gerührt! Domesticas ist das Debüt von Fernando Meirelles (ja, der, der anschliessend "City Of God" machte). Der Film stellt eine experimentelle Doku über Dienstmädchen in Brasilien dar. Domesticas eben. Ein Bereich der Hungerlöhne und Ausbeutung - und in diesen Bereich bringt Domesticas nun eine menschliche Dimension. Wenn die Domesticas selbst Auskunft geben über ihr Leben, verschiebt sich immer wieder das Joviale zum Tragischen. Das muss es sein, was unser Kunde mit "prächtig amüsiert", aber eben auch "tief gerührt" meinte! link trailer

Ein echtes Feel Good! Spanien 1973; ein Verkäufer und seine Frau nehmen das Angebot an, Sexfilme zu drehen und avancieren zu Stars! Von Pablo Berger link trailer

Gehört zu den Publikums-Lieblingen in unserer Videothek und funktioniert natürlich auch als kleine Geschichte des (Dorf-)Kinos. link trailer

Israelisch-palästinensischer Culture Clash in Madrid. Nette Arthaus Komödie von Dominic Harari und Teresa Pelegri link trailer