Ein grosses Melodram braucht Vertrauen. Das Vertrauen des Regisseurs in seine Schauspieler, den schweren Stoff bewältigen zu können. Vor allem aber das Vertrauen in uns, das Publikum, unsere eigenen Emotionen und Interpretationen mit einzubringen. Derek Cianfrance kann dieses Vertrauen nicht aufbringen. Er konfrontiert uns mit Nahaufnahmen und aufdringlicher Musik - mit dem Vorhaben, uns zum Weinen zu bringen (ohne dass wir die Chance haben, dieses Gefühl von uns aus zu entwickeln). Hier jagt ein Höhepunkt den nächsten, auf dass wir auch ja nichts verpassen - auf dass wir auch wirklich etwas FÜHLEN! Hinter dem Ballast dieses Melodrams verbirgt sich ein anderer, ein aufrichtiger Film, den wir leider verpassen. Im Zentrum der M.L. Stedman Verfilmung steht ein Veteran aus dem ersten Weltkrieg, Tom Sherbourne (Michael Fassbender). Er leidet an einer post-traumatischen Störung zu einer Zeit, da diese Krankheit noch gar keinen Namen trug. Warum lebt er, wenn doch seine Gefährten sterben mussten? Tom glaubt, er habe diese Gnade nie verdient und entscheidet sich für ein Leben in Abgeschiedenheit. Er nimmt eine Stelle an, die kein Mann machen will: Tom wird Leuchtturmwärter auf Janus, einer steinigen Insel Australiens. Doch sein Leben ändert sich als er die schöne Tochter seines Chefs, Isabel (Alicia Vikander), kennenlernt. Ganz zu Beginn ihrer Bekanntschaft bittet Isabel ihn, sie zu heiraten. Zwei Mal wird sie schwanger, doch beide Male stirbt das Kind. Jedoch: Ein Wunder geschieht. Das Meer spült einen Toten in einem Ruderboot an Land. An Bord ein schreiendes Baby. Sie könnten das Kind annehmen und glücklich als Familie leben. Die Bekanntschaft Toms mit Hannah (Rachel Weisz) aber, ändert ihr Schicksal... Fassbender wirkt in seiner Rolle, da er mit den Geistern des Krieges zu kämpfen hat, still und oft verunsichert. Vikander dagegen, offenbart die grossen Gefühle, die Fassbender versteckt. Leider kann sie sich kaum entfalten, fast so als ob die Regie ihr den Raum zum Atmen nimmt - immer wieder Close-Ups oder der Score, der jede Regung erschlägt. Wie toll aber sind die Momente, wenn Cianfrance seinen Film dann doch einmal etwas Ruhe lässt, wenn sich die malerische Landschaft entfaltet. The Light between Oceans wirkt dann weniger manipulativ und viel effektiver. Man will ihm zurufen, er soll aufhören, uns zwingen zu wollen! Ja, wir sind bereit, uns auf seinen Film einzulassen! Wir wären den tollen Schauspielern gern gefolgt in dieser Geschichte, ohne all diese inszenatorischen Wegweiser! - A great melodrama needs trust. The director's confidence in his actors to be able to cope with the heavy stuff. But above all the trust in us, the audience, our own emotions and interpretations. Derek Cianfrance can't muster that trust. He confronts us with close-ups and intrusive music - with the intention of making us cry (without us having the chance to develop this feeling). Here one highlight follows the next, so that we don't miss anything - so that we really feel something! Behind the ballast of this melodrama is another, a sincere film, which we unfortunately miss. At the center of the M.L. Stedman film is a veteran from the First World War, Tom Sherbourne (Michael Fassbender). He suffers from a post-traumatic disorder at a time when this disease had no name at all. Why does he live when his companions had to die? Tom thinks he never deserved this grace and decides to live in seclusion. He takes a position that no man wants to do: Tom becomes a lighthouse keeper on Janus, a rocky island in Australia. But his life changes when he meets the beautiful daughter of his boss, Isabel (Alicia Vikander). At the very beginning of her acquaintance, Isabel asks him to marry her. She gets pregnant twice, but both times the child dies. However: A miracle happens. The sea washes a dead man ashore in a rowboat. There's a screaming baby on board. They could take the child and live happily ever after. The acquaintance of Tom with Hannah (Rachel Weisz), however, changes her fate... Fassbender appears quiet and often insecure in his role, as he has to struggle with the spirits of war. Vikander, on the other hand, reveals the great feelings Fassbender hides. Unfortunately, it can hardly unfold, almost as if the director takes her the space to breathe - again and again close-ups or the score that kills every emotion. But how great are the moments when Cianfrance leaves his film alone when the picturesque landscape unfolds. The Light between Oceans is less manipulative and much more effective. They want to call out to him to stop forcing us! Yes, we're ready to get involved with his film! We would have liked to have followed the great actors in this story without all these staged signposts!
Kommentare
Eure letzten Kommentareer ist für mich überschätzt.
er ist für mich überschätzt. ein Regisseur, der so dringend das grosse Kunstwerk machen will, dass er sich nicht auf das wesentliche konzentriert.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Werde Teil der Community
Schreibe Kommentare, vote für Deine Favoriten oder sende uns Deinen Film-Vorschlag.