Monster Remakes

Guillermo Del Toros „Frankenstein” ist ein atemberaubendes Projekt, denn - ganz gleich wie gut du das Original zu kennen glaubst - das hier ist eine gänzlich neue Version davon! Er hält sich dabei eng an die Vorlage von Mary Shelley, spielt einige Jahre nach dem Tod der Autorin. Das ist klug, denn die viktorianische Ära um 1850 wirkt für uns vertrautet und immerhin kann Victor Frankenstein (Oscar Isaac) beim Schaffen seiner Kreatur so auf die Elektrizität zurück greifen. Dabei ist das Drehbuch durch und durch vom Original inspiriert. Der Film beginnt am Ende des Romans in der Arktis, da Schöpfer und Schöpfung die Rollen tauschen: Gejagter und Jäger - und wirkt dabei so ergreifend wie das Original der Universal Studios aus den frühen 30ern!

Zum Glück widersteht The Wolfman der Versuchung, seine berühmte Geschichte zu modernisieren. Diese aufwendige Produktion spielt im späten 19. Jahrhundert und sind Schauergeschichten nicht viel zugänglicher, wenn sie in britischen Landhäusern angesiedelt sind? Dort gibt es neblige Moore, schroffe Wasserfälle und düstere, introvertierte Gestalten. Schliesslich gabs damals auch noch keine moderne Psychologie und das Schicksal eines Mannes war mit der Verderbtheit seiner Vorfahren besiegelt.

Der Vampir hat das grösste Ego von allen! Man stelle sich vor; so wichtig nimmt er sich, dass er für immer leben will. Selbst unter den widerwärtigsten Bedingungen: Das Sonnenlicht zu meiden, in einem Sarg zu schlafen, von allen gefürchtet zu sein. In Francis Ford Coppolas Dracula richtet er seine Faust gen Himmel; für immer zu leben, bis er die Frau, die er liebt, wiedergewinnt. Alles beginnt mit der tragischen Geschichte von Vlad, dem Pfähler, der die Türken besiegte. Siegreich kehrt er zurück zu seiner Geliebten - die aber stürzte sich selbst in den Tod im Irrglauben, ihr Mann sei gefallen. Wer sich da aber selbst das Leben nimmt, findet keine Erlösung. Vlad fühlt sich betrogen und zweifelt an Gott. Er, der ins gelobte Land zog - wieso verdient er nun diese Strafe Gottes? Vlad wendet sich gegen Gott und schwört auf Satan und den Vampirismus.

Die Monster-Geschichte war schon immer der eigentliche Kern von Mary Shelleys Frankenstein und Kenneth Branaghs Neuverfilmung aus den 90ern versteht das. Sie bietet alle bekannten Frankenstein Elemente, nur intensiver: Die dunklen stürmischen Nächte, die Leichenhallen, die Blitze. Hier bastelt Viktor Frankenstein seine Kreatur zusammen, die aus ihrer Gefangenschaft entkommt und in eine idyllische Gegend entflieht. Anders als in früheren Verfilmungen ist sich die Kreatur ihrer scheusslichen Erscheinung bewusst und weiss auch um ihre Herkunft. Sie weiss, dass sie aus Leichenteilen zusammen gesetzt wurde.

Am ende war es Schönheit, die King Kong tötete. Kong hat Ann Darrow gefangen genommen, trägt sie zu seinem Berg. Er setzt sie sanft ab, beginnt zu brüllen, fletscht die Zähne und trommelt sich auf die Brust. Ann, eine arbeitslose Artistin, spürt instinktiv, dass der Gorilla sie nicht bedroht. Er will sie beeindrucken wie ein Alpha Männchen eben. Und sie reagiert, legt ihre Bühnen Show hin, einen Salto, dann einen Tanz wie Charlie Chaplin. Es funktioniert; Kong staunt nicht schlecht. Von da an erweist er sich als Beschützer des Mädchens.

Ich habe einen unstillbaren Appetit auf gute Abenteuer-Filme - genau solche wie The Mummy mit Brendan Fraser! Es ist mir auch ganz egal, ob Regie, Drehbuch etc von der Stange sind, ich war jede Minute begeistert. Das ist die Unreife in uns und die sollten wir uns doch erhalten! The Mummy erzählt die Geschichte eines Mannes, der mit der Geliebten des Pharaos ein Verhältnis hat. Zur Strafe wird er lebendig mumifiziert. Zeit Sprung. In den 1920ern unternimmt ein französischer Fremdenlegionär mit einer Bibliothekarin eine Abenteuer-Reise - unklugerweise nach Hamunaptra, der Stadt der Toten. Dabei gibt es einen guten Grund, den mumifizierten nicht zu stören, denn er würde eine furchtbare Seuche entfesseln...

Es gibt viele schöne Monster Klassiker, die zwei berühmte Monster vereinen, aber hier treten auf Frankensteins Monster, Graf Dracula, The Wolfman und sogar Mr. Hyde (der lustigerweise meint, er wäre der Glöckner von Notre Dame). Ein absoluter Rekord! Genau wie Frankensteins Monster wurde Van Helsing aus verschiedenen Teilen zusammen geflickt. Wie eine Best Of Platte.

Hier kommt die gute Nachricht; Dracula Untold ist gar nicht so kitschig, wie viele meinen, sondern sieht sogar aus wie ein impressionistisches Gemälde aus der Warte des Vampirs. Oder so ähnlich. Als Anti-Fabel bzw. Neu-Interpretation ist er zwar recht einfallslos, aber das Gute überwiegt und zwar immer dann, wenn er sich bewusst wird, dass er ein Horrorfilm ist.

Dummerweise gibt es die Gewissheit, dass zu viel Action langweilig werden kann. Du fährst ja auch nicht zwei Stunden lang Karussell, oder? Hier liegt der Fehler von The Mummy Returns, der sich nicht mehr um seine Charaktere kümmert, aber dafür um Action. Action folgt auf Action. Gäbe es keine Anspielung auf The Mummy (1999) - dieser Film hätte gar keine Handlung.

Robert Eggers Nosferatu ist im besten Sinne altmodisch, denn hier gibts keine Analogien oder Metaphern - es gibt nur unheimliche Dinge, die echt passieren. Hexen sind genauso real wie Flüche und selbstverständlich Vampire. Sie können Blut trinken und die Realität nach Gut dünken verzerren durch die Kraft des Bösen. Genauso wie Murnaus Original ist das ein Film, der an Vampire GLAUBT. Die Tonspur grummelt fast ununterbrochen, die Kamera schwebt, dann fällt ein riesiger Schatten über die malerische Landschaft aus dem 19. Jahrhundert. Wer Eggers Film sieht, der wird sowohl Murnaus als auch Tod Brownings Dracula Film erkennen und darüber hinaus sogar Coppolas Dracula.