Irgendwann meinte unsere ehemalige Kollegin aus der Filmkunstbar Fitzcarraldo, Seyneb Saleh, dass sie bei Thome mitspielen würde. In seinem wundervoll irrealen Liebesfilm "Das Rote Zimmer" sah man sie dann auch, schön erotisch, wie Thome Frauen am liebsten filmt. Er ist nicht nur einer meiner Lieblings-Regisseure (überhaupt!), sondern auch eine lebende Legende! Mitte der 60er begann er, bevor die Autoren des "Neuen Deutschen Films" ihre ersten Langfilme ins Kino brachten. Die mochte er auch gar nicht unbedingt, vor allem folgte er mit seiner "Münchener Gruppe" anderen Einflüssen. Nicht das Sozial-Drama, sondern die Franzosen und Amerikaner! Der frühe Thome, das ist Nouvelle Vague! Dann zog er nach Berlin und änderte seine Filmsprache. Nicht mehr Sex & Crime, sondern Leichtigkeit, ach was, Luftigkeit, zeichnen sein Werk aus! Nur vordergründig spielen seine Filme im Alltag, in Wahrheit befinden wir uns in den Höhen von Thomes ganz eigener Welt. Man achte auf die Dialoge - welcher normale Mensch spricht so? Bei ihm gibts Berufe wie den des "Kussforschers", was den Ton seiner Kunst am besten widergibt. Als Seyneb Saleh mit ihm auf der kleinen Bühne der Tilsitter Lichtspiele stand, um über den gemeinsamen Film Auskunft zu geben, merkte ich, dass Thome nicht nur seine Filmfiguren liebt, sondern auch eine enge Beziehung mit den Schauspielern hegt. Küssen wollte Seyneb ihn aber nicht vor allen Leuten (da half auch das Argument, sie wären Kollegen, nichts). Ein schönes Gespräch in diesem Plauderton, der auch Thomes Filme auszeichnet, kam dennoch zustande. Thome liebt es, Auskunft zu erteilen. Zwei Jahre später traf man sich wieder, anlässlich der Vorführung seines bis dato letzten Werks "Ins Blaue". Thome zeigt junge schöne Mädchen (und Jungs) am Mittelmeerstrand, natürlich in Italien. Ein Geniesser, das war er immer! Es geht um eine melodramatische Geschichte griechischen Ausmasses - die aber ganz beiläufig erzählt wird. Ein anderer Kollege, Thomas Groh, interviewte Thome auf der Bühne. Ein redseliger Mann, der die eigene filmische Legende so wunderbar greifbar verkauft! Eine seiner bevorzugten Schauspielerinnen, Serpil Turhan, hat nun eine Doku über den Filmemacher selbst gemacht. Die Doku lief auf der Berlinale und ist ein warmherziges und witziges Werk geworden. Ein scharfsinniger Film! Wie Thome seine alten Filme in rostigen Dosen aufbewahrt auf seinem Brandenburger Bauernhof. Wie er die Natur lebt. Wie er sich an die Produktion von Supergirl erinnert und seine Freundschaft zum einzigen deutschen Mod, Marquard Bohm. Bohm ist einer der Detektive in "Detektive" mit Uschi Obermaier und Anti-Held aus "Rote Sonne" mit eben derselben. Turhans Film handelt aber auch vom Filmemachen an der Peripherie. Thome produziert selbst, weitgehend ausserhalb des deutschen Filmbetriebs. Er, der in Frankreich bekannter ist als bei uns, muss immer noch um jede Finanzierung bangen. Ein Absurdum, dass einer der Begründer des modernen deutschen Kinos immer noch Aussenseiter ist. Oder doch eher positiv? Alles, was am deutschen Film schlecht ist, bei Thome finden wir es ganz bestimmt nicht! Alles, was wir hierzulande gern öfter sehen würden - das gibts bei Thome! - At some point our former colleague from the film art bar Fitzcarraldo, Seyneb Saleh, said that she would play in Thome. In his wonderfully unreal love story "Das Rote Zimmer" she was also seen, beautifully erotic, as Thome prefers to film women. He is not only one of my favorite directors (at all!), but also a living legend! He began in the middle of the 60's, before the authors of the "New German Film" brought their first feature films to the cinema. He didn't really like them at all, above all he followed other influences with his "Munich Group". Not the social drama, but the French and Americans! Early Thome, that's Nouvelle Vague! Then he moved to Berlin and changed his film language. Not sex & crime anymore, but lightness, ah what, airiness, characterize his work! His films play only superficially in everyday life, in truth we are in the heights of Thome's very own world. Pay attention to the dialogues - what normal person speaks like that? There are professions such as "kissing researcher", which best reflects the tone of his art. When Seyneb Saleh stood with him on the small stage of the Tilsitter Lichtspiele to give information about the common film, I noticed that Thome not only loves his film characters, but also has a close relationship with the actors. But Seyneb did not want to kiss him in front of everyone (the argument that they were colleagues did not help). Nevertheless, a nice conversation in this chattering tone, which also distinguishes Thome's films, came about. Thome loves to give information. Two years later, they met again for the presentation of his last work "Ins Blaue". Thome shows young beautiful girls (and boys) at the Mediterranean beach, of course in Italy. He always was a connoisseur! It is a melodramatic story of Greek proportions - but it is told quite casually. Another colleague, Thomas Groh, interviewed Thome on stage. A talkative man who sells his own cinematic legend so wonderfully tangible! One of his favorite actresses, Serpil Turhan, has now made a documentary about the filmmaker herself. The documentary was shown at the Berlinale and has become a warm and funny work. A shrewd film! Like Thome, his old films are stored in rusty cans on his Brandenburg farm. How he lives nature. As he remembers the production of Supergirl and his friendship with the only German mod, Marquard Bohm. Bohm is one of the detectives in "Detektive" with Uschi Obermaier and Anti-Held from "Rote Sonne" with the same. Turhan's film also deals with filmmaking on the periphery. Thome produces itself, largely outside the German film business. He, who is better known in France than here, still has to worry about any funding. An absurdity that one of the founders of modern German cinema is still an outsider. Or is it positive? Everything that is bad about German film, we certainly don't find it at Thome! Everything we would like to see more often here in Germany - that's what Thome has to offer!
Kommentare
Eure letzten KommentareJa, ist auch wirklich gut.
Ja, ist auch wirklich gut. Serpil Turhan hat ja auch einmal bei ihm mitgespielt.
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Laeuft gerade vorn im fsk.
Laeuft gerade vorn im fsk. Werde ich mir ansehen.
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