AMAZON MOVIE Dieser neue Suspiria ist viel weniger Remake von Dario Argentos Klassiker aus dem Jahr 1977. Er ist eine Erweiterung. Und zwar eine ernsthafte! Beide Filme teilen sich das Setting, ein paar Charaktere (zumindest die Namen) und eine Grundvoraussetzung: Eine deutsche Tanzakademie fungiert als geheimer Hexenzirkel. Luca Guadagnino schafft nun eine beunruhigende Grundstimmung mit einer schweissnassen, fahlen Tänzerinnen, die unzusammenhängendes, paranoides Zeugs im Behandlungszimmer ihres Psychiaters daher plappert. Dazu schafft die Partitur von Radiohead Thom Yorke die Stimmung einer Elegie. In Suspirium, einem dreiviertelstündigen Klavier Motiv wird der Körper einer Frau hingebungsvoll auf dem Krankenbett gereinigt. Ein grauenhafter Ort mit scheinbar endlosen Steintreppen und Escher Gemälden, der filmisch erforscht wird. Hören wir da keine schmerzhaften Seufzer in den düsteren Hallen und ab und zu ein böses Lachen, das da wider hallt? Dakota Johnson trägt rot. Blutrot. Und irgendwann wird der ganze Film in blutrot explodieren. Davor aber sind wir ganz versunken in den grauen, regnerischen Tagen eines kalten, unbehaglichen West-Berlins im Jahr 1977. Wers heute gern verklärt: West-Berlin WAR eine deprimierende Stadt! Zum Glück ist dieser neue Suspiria kein Schocker geworden. Ganz langsam und unheimlich arbeitet er sich unter die Haut. Suspiria wirkt verstörend. Obwohl der Film in West-Berlin spielt, versucht er stets, einen grösseren historischen Kontext zu berücksichtigen. Uns soll da mitgeteilt werden, wie sinnlos der Versuch sein mag, der Vergangenheit zu entkommen (denke ich). Angeführt von einem mächtigen weiblichen Cast mit mehreren Tilda Swintons (unter anderem als männlicher Psychiater, denn Swinton liebt das Spiel mit Geschlechter-Rollen) sowie Mia Goth, Angela Winkler oder Ingrid Caven. Immer dann, wenn uns Suspiria die Spannungen im geteilten West-Berlin vorführt (das Widererstarken der Nazis oder die Bader Meinhoff Gruppe), wähnt man sich allerdings in einem ganz anderen Film. Ambitioniert? Etwas unpassend? Passend zum Schauplatz wirkt die ganze Kamera-Arbeit von Suspiria wie aus der Zeit gefallen. Als ob wir uns tatsächlich in einer Produktion aus den 70ern befinden! Und die Männer? In der Welt von Suspiria sind sie im Wesentlichen nutzlos. Nur weibliche Kraft zählt! Wie wäre es denn mit dieser Botschaft: Männer brachten alle Probleme in die Welt. Frauen sind dazu auserkoren, uns von ihnen zu befreien. Doch das hat seinen Preis. - This new Suspiria is much less a remake of Dario Argento's 1977 classic. It's an extension. And a serious one at that! Both films share the setting, a few characters (at least the names) and a basic requirement: a German dance academy functions as a secret coven. Luca Guadagnino now creates a disturbing basic mood with a sweaty, pale dancer who chatters incoherent, paranoid stuff in her psychiatrist's treatment room. In addition, Radiohead Thom Yorke's score creates the mood of an elegy. In Suspirium, a three-quarter-hour piano motif, a woman's body is devotedly cleansed on the sickbed. A gruesome place with seemingly endless stone stairs and Escher paintings, which is explored cinematically. Don't we hear painful sighs in the gloomy halls and from time to time an evil laugh echoing there? Dakota Johnson wears red. Blood red. And at some point the whole film will explode in blood red. Before that, however, we were completely lost in the grey, rainy days of a cold, uncomfortable West Berlin in 1977. Wers today like to transfigure: West Berlin WAS a depressing city! Fortunately, this new Suspiria has not become a shocker. Very slowly and uncanny he works his way under his skin. Suspiria has a disturbing effect. Although the film is set in West Berlin, it always tries to consider a larger historical context. We are told how pointless the attempt to escape from the past may be (I think). Led by a powerful female cast with several Tilda Swintons (among others as a male psychiatrist, because Swinton loves to play with gender roles) as well as Mia Goth, Angela Winkler or Ingrid Caven. Whenever Suspiria shows us the tensions in divided West Berlin (the resurgence of the Nazis or the Bader Meinhoff Group), you feel like you're in a completely different film. Ambitious? Somewhat inappropriate? The whole camera work of Suspiria seems to have fallen out of time to match the setting. As if we are actually in a production from the 70s! And the men? In the world of Suspiria they are essentially useless. Only female power counts! How about this message: Men brought all problems into the world. Women are chosen to free us from them. But that has its price.
Kommentare
Eure letzten KommentareFeels like the best…
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Werde Teil der Community
Schreibe Kommentare, vote für Deine Favoriten oder sende uns Deinen Film-Vorschlag.