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Funny Face
Di, 06/08/2013 - 17:25

So wie der Gangsterfilm der 30er Jahre vom Aufstieg des Musicals begleitet wurde, so die schwarze Serie der 40er von der Wiederbelebung des Musicals. Das Musical ist das Gegenbild des Realismus. Der Tonfilm der 30er bediente sich des Tons nicht nur, um realer zu wirken, sondern durch das Musical auch der Realität zu entrinnen. Gleich nach dem Beginn des Tonfilms wurde eine Reihe von Broadway Musicals verfilmt, wobei erst Busby Berkeley die Kamera von der Funktion blosser Aufnahmeapparatur befreite. Bei ihm arbeitete die Kamera wieder genauso entfesselt wie in der Stummfilmzeit, allerdings waren seine Geschichten wie die von 42nd Street blosse Klischees. Die Inspiration, wie man Erzählung, Tanz und Musik verbindet, ohne etwas zu vernachlässigen, kamen aus Europa. Rene Clairs erste Tonfilme oder Die Drei von der Tankstelle führten vor, wie man Chansons und Tanz organisch in die Handlung einfügt. Ernst Lubitsch bewies, dass Gesang im Film nicht notwendig zum Stillstand führen musste. Seine Operetten funktionierten einfach, indem seine Helden in Gesang ausbrachen, wo Worte nicht mehr genügten. Nach diesem Motto begannen Fred Astaire und Ginger Rogers zu tanzen. Immer zeigte sich der Tanz offen als unrealistisch - der Grund , weshalb Musicals bei vielen so unbeliebt sind. Bis zum Ende der 30er allerdings, fehlte dem Musical die Talente, Handlung, Tanz und Musik zusammen zu bringen (vgl. Gregor/Patalas: Geschichte des Films, Gütersloh 1962, S. 214f.). Der erste wirkliche Regisseur des Genres war Vincente Minnelli. Seine Musicals sind eines der glanzvollsten Stücke der amerikanischen Filmgeschichte. Minnelli vollendete die Einheit von Handlung, Tanz und filmischer Form. Bei ihm schlug die Farbe des Films um von gedämpften Tönen zu aufreizenden und umgekehrt. Er ging so weit, ganze Szenen auf eine bestimmte Farbkomposition abzustimmen. Seine grösste Stärke, die Anspielung auf amerikanische Legenden und Wirklichkeit: Der tiefe Süden oder das New York in der Vorstellung der Amerikaner. Gene Kelly und Stanley Donen gingen aus Minnellis Schule hervor, ihre besten Filme wie Singin in the rain drehten sie gemeinsam. Kellys Tanzstil wirkte so leicht als ob er sich gar nicht mit seiner Rolle identifizieren würde, während Fred Astaire gerade in der ungebrochenen Umsetzung von Gefühl brillierte. Die Kelly und Donen Musicals sind noch ironischer als die von Minnelli. Ihre Stoffe resultierten nicht aus der Folklore wie Minnellis, sondern aus der Realität, sie kamen der Wirklichkeit sehr nahe und triumphierten am Ende doch über sie. Gerade aus diesem Sieg resultieren einige der schönsten Momente des Musicals, das Versprechen, das Liebe und Glück am Ende gewinnen können. - Just as the gangster film of the 30's was accompanied by the rise of the musical, so the black series of the 40's was accompanied by the revival of the musical. The musical is the antithesis of realism. The sound film of the 30s did not only use the sound to appear more real, but also to escape reality through the musical. Right after the beginning of the sound film, a series of Broadway musicals was filmed, whereby it was Busby Berkeley who freed the camera from the function of a mere recording apparatus. With him the camera worked just as unleashed as in the silent movie era, but his stories like those of 42nd Street were mere clichés. The inspiration for combining narrative, dance and music without neglecting anything came from Europe. Rene Clair's first sound films or Die Drei von der Tankstelle demonstrated how chansons and dance can be organically integrated into the plot. Ernst Lubitsch proved that singing in the film did not necessarily have to lead to a standstill. His operettas worked simply by his heroes breaking out into singing, where words were no longer enough. According to this motto Fred Astaire and Ginger Rogers began to dance. The dance always proved to be unrealistic - the reason why musicals are so unpopular with many. Until the end of the 30s, however, the musical lacked the talents to bring plot, dance and music together (cf. Gregor/Patalas: Geschichte des Films, Gütersloh 1962, p. 214f.). The first real director of the genre was Vincente Minnelli. His musicals are one of the most brilliant pieces in American film history. Minnelli completed the unity of action, dance and cinematic form. In his case, the color of the film changed from muted tones to provocative ones and vice versa. He went so far as to adapt entire scenes to a certain color composition. His greatest strength, the allusion to American legends and reality: the deep South or New York in the American imagination. Gene Kelly and Stanley Donen emerged from Minnelli's school, shooting their best films like Singin in the rain together. Kelly's dance style seemed so easy as if he didn't identify with his role at all, while Fred Astaire excelled in the unbroken translation of emotion. The Kelly and Donen musicals are even more ironic than those of Minnelli. Their material did not result from folklore like minnellis, but from reality, they came very close to reality and triumphed over it in the end. It is precisely this victory that results in some of the most beautiful moments of the musical, the promise that love and happiness can win in the end. 

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Diese Farben!!! Eines der ganz grossen Meisterwerk des britischen Nachkriegsfilms von Michael Powell und Emeric Pressburger
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Cover girl

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Ein Amerikaner in Paris – An American in Paris

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Eines der berühmtesten Musicals von Vincente Minnelli mit Gene Kelly!

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