(NOMADENKINO UND CINEGEEK ZEIGEN DEN FILM AM 2.8.18 IM HOLZMARKT) Nur die Wenigsten von uns können sich vorstellen, im Exil zu leben. Womöglich am ehesten noch unsere griechischen Kollegen aus der Filmkunstbar Fitzcarraldo, die auch nicht unbedingt nur hier sind, weil in Berlin das Meer so blau glänzt... Exil, das muss so etwas sein wie eine Mischung aus Sehnsucht und Ungewissheit. Georg (Franz Rogowski) ist einer, dem alle Möglichkeiten offen stehen. Er könnte mit dem Schiff nach Mexiko übersetzen; die nötigen Papiere hat er. Während dieser Passage könnte er die Liebe Maries (Paula Beer) erringen. Oder er wählt den Weg über die Pyrenäen. Eine Fluchtroute, die auch noch offen ist. Er könnte sie in Begleitung des kleinen Driss nehmen, der ihn nur allzu gerne anstelle des toten Vaters "adoptieren" würde. Das Glück, das Georg zuteil wird, ist aber kein echtes, denn er hat es gestohlen. Ist das Entkommen in eine bessere Welt überhaupt eine Option? Und das in einem Film von Christian Petzold? Sämtliche Heldinnen aus früheren Petzold Filmen hätten es ausgeschlagen! Der Fluchtinstinkt ist nicht stärker als der, zu bleiben. Georg aber gebricht es an der Vorstellung von dem, was da "Zukunft" sein könnte. Sein Leben steht gewissermassen still in einer Zwischenzeit. Er soll einem Schriftstellerfreund einen Brief überbringen, aber der hat sein Leben selbst beendet. Neben der Leiche findet Georg sein letztes Manuskript, einen Reisebericht über Mexiko. Vor den Faschisten flieht Georg nach Marseille, wo man ihn im mexikanischen Konsulat für den Toten hält. Dann begegnet er einer Unbekannten, die ihn auch für jemanden Anderen hält. Es ist Marie (Paula Beer), die Frau des Toten... Petzolds Drama spielt zwischen der Gegenwart und dem zweiten Weltkrieg. Einem Epochenwechsel. Petzold folgt dem Exil-Roman von Anna Seghers. Der Twist: Der historische Stoff wird in einen Thriller, der hier & heute (womöglich sogar in der Zukunft?) spielt, verlegt. Vieles stört, etwa die Faschisten, die von französischen Polizisten verkörpert werden. Oder die Requisiten wie die mechanische Schreibmaschine, die wiederum in der Gegenwart auftaucht. Dann tauchen bewaffnete Cyborg Cops aus, so als ob Transit auch ein Science Fiction Film wäre. Wir sind verwirrt und sollen auch verwirrt reagieren, denn Petzold versucht den Bezug zur aktuellen Flüchtlingssituation herzustellen. Die Gegenwart im Kontext deutscher Geschichte. Transit schildert universale Flüchtlingserfahrungen, in der die Heimat zum Feindesland wird und die eigene Existenz in einer Warteschleife verharren muss. Für Franz ist das der Grund unendlicher Traurigkeit. Sie fusst in der Erkenntnis, von der Liebe gar nicht gemeint zu sein. Noch schwerer wiegt die Gewissheit, Verrat zu begehen und sämtliche Erwartungen zu enttäuschen. Franz, an sich ein Verlierer. Dann wird er in das Leben eines Anderen geworfen und kann diese Verantwortung nun annehmen - oder verweigern... P.S. Warum wurde Transit nicht bester Film der letzten Berlinale? Weshalb bekamen weder Regie, noch das Drehbuch einen Keks? Das gibt's doch nicht! Ein deutsches Festival, das sowieso nicht in der Tradition steht, deutschen Filmen grössere Aufmerksamkeit zu schenken. Und dann übergeht es den tollsten deutschen Film seit Jahren! - (NOMADENKINO AND CINEGEEK SHOW THE FILM ON 2.8.18 IN THE WOOD MARKET) Only a few of us can imagine living in exile. Perhaps our Greek colleagues from the film art bar Fitzcarraldo, who are also not necessarily only here, because in Berlin the sea shines so blue... Exile, it must be something of a mixture of longing and uncertainty. Georg (Franz Rogowski) is one to whom all possibilities are open. He could cross over to Mexico by ship; he has the necessary papers. During this passage he could win the love of Mary (Paula Beer). Or he chooses the path across the Pyrenees. An escape route that is also still open. He could take her in the company of the little Driss, who would very much like to "adopt" him instead of his dead father. But the happiness Georg is given is not real, because he has stolen it. Is escaping into a better world an option at all? And all this in a film by Christian Petzold? All the heroines from earlier Petzold movies would have turned it down! The instinct to flee is no stronger than to stay. Georg, however, breaks with the idea of what the "future" might be. His life stands still, so to speak, in the meantime. He's supposed to deliver a letter to a writer friend, but he ended his life himself. Next to the body Georg finds his last manuscript, a travelogue about Mexico. Georg flees from the fascists to Marseille, where he is considered dead by the Mexican consulate. Then he meets a stranger who thinks he's someone else. It's Marie (Paula Beer), the wife of the dead... Petzold's drama takes place between the present and the Second World War. An epochal change. Petzold follows Anna Seghers' exile novel. The Twist: The historical stuff is moved into a thriller that plays here & today (maybe even in the future?). Much disturbs, for example the fascists, who are embodied by French policemen. Or the props like the mechanical typewriter, which in turn appears in the present. Then armed cyborg cops emerge, as if Transit were also a science fiction film. We are confused and should also react in a confused way, because Petzold tries to establish a connection to the current refugee situation. The present in the context of German history. Transit portrays universal refugee experiences in which the homeland becomes an enemy country and one's own existence has to remain in a queue. For Franz this is the cause of infinite sadness. She is based on the realization that she is not even meant by love. Even more serious is the certainty of betraying and disappointing all expectations. Franz, a loser in himself. Then he is thrown into someone else's life and can now accept this responsibility - or refuse... P.S. Why wasn't Transit the best film at the last Berlinale? Why didn't you give me the direction or the script? I don't believe it! A German festival that is not in the tradition of paying more attention to German films anyway. And then it skips the greatest German film in years! (translation: deepl.com)
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