Jonathan Glazer ist ein brillanter Science Fiction Film gelungen, der mehr wie ein "Experiment" anmutet und weniger wie eine klassische Geschichte. Der Film hat so einiges zu sagen über die verschiedenen Gender Rollen, Sexismus und die Macht der Begierde. Im Grunde ist es eine sehr alte Geschichte über die Angst des Mannes vor der Frau. Ist Under The Skin nun ein Film, dessen tieferer Sinn sich erst bei mehrmaligen Anschauen erschliesst oder eines dieser Werke, deren visueller Stil darüber hinweg täuscht, dass es gar keine tiefere Ebene gibt? Gibt es so etwas wie "Under The Movie's Skin"? Und überhaupt, was haben wir hier vor uns: Genre- oder Experimentalfilm? Arthaus oder Camp? Mit groser Ruhe und ohne störende Dialoge nehmen wir die Perspektive einer Ausserirdischin ein. Sie nimmt die Gestalt von Scarlett Johansson an, um in Schottland auf Männerjagd zu gehen, die von ihrer Spezies verwertet werden. Wie das genau geschieht und warum bleibt offen. Under The Skin arbeitet mit Gegensätzen wie grossem ästhetischen Prunk und dann wieder minimaler Reduktion. Manchmal fühlt man sich wie in einer Doku, dann erscheint das Geschehen wieder abstrakt. Und wer könnte auf den schottischen Strassen fremder wirken als Scarlett Johansson mit schwarzer Perücke und Pelzmantel? Filme wie Under The Skin finden ihren Weg nicht oft ins Kino. Glazers Werk scheint seelenverwandt mit einigen Produktionen aus den frühen 70ern, die sich dagegen sträubten, dieses oder jenes darstellen zu wollen. Ich hab mir den Film jetzt innerhalb einer Woche zum zweiten Mal angesehen und kann sagen, dass er mir während dieser ganzen Zeit im Kopf herumspukte. Ist Under The Skin der perfekte Film? Vermutlich nicht. Dazu kan er sich nicht eindeutig genug entscheiden, was er eigentlich sein will: Von diesem zu viel und von jenem zu wenig. Dafür ist Under The Skin ein ungeheuer sensibles Werk, dass so aussieht wie kein Film sonst: Zum Niederknien schön und überwältigend! - Jonathan Glazer has succeeded in creating a brilliant science fiction film that looks more like an "experiment" and less like a classic story. The film has a lot to say about the different gender roles, sexism and the power of desire. Basically, it's a very old story about a man's fear of a woman. Is Under The Skin a film whose deeper meaning only becomes apparent when you watch it several times, or one of these works whose visual style deceives you that there is no deeper level? Is there such a thing as "Under The Movie's Skin"? And anyway, what are we looking at here: genre or experimental film? Arthaus or Camp? With great peace and without disturbing dialogues we take the perspective of an alien. It takes the form of Scarlett Johansson to go hunting men in Scotland, which are exploited by its species. How exactly this happens and why remains open. Under The Skin works with contrasts such as great aesthetic pomp and then minimal reduction. Sometimes one feels like in a documentary, then the events appear abstract again. And who could look stranger on the Scottish streets than Scarlett Johansson in a black wig and fur coat? Films like Under The Skin don't often find their way into the cinema. Glazer's work seems to be soul-mates with some productions from the early 70s that were reluctant to present this or that. I watched the film for the second time in a week and can say that it haunted my mind for the whole time. Is Under The Skin the perfect film? Probably not. He cannot decide clearly enough what he actually wants to be: too much of this and too little of that. But Under The Skin is a tremendously sensitive work that looks like no other movie: Beautiful and overwhelming to kneel down on!
Kommentare
Eure letzten KommentareHow does it feel like to be a
How does it feel like to be a human?
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Ich habe nun einmal
Ich habe nun einmal geschlafen seit der Sichtung von "Under the Skin", und mein Eindruck dieses bemerkenswerten Filmes ist über Nacht, durch das "Abstand gewinnen", noch gestiegen. Zumal alles einen grösseren Sinn ergibt, als dies zunächst den Anschein macht.
Glazer verharrt lange auf gewissen Einstellungen, Szenen wiederholen sich immer und immer wieder - während des Films fragte ich mich, ob dies nun immer so weitergeht. Nun jedoch, da mir die Handlung, Johanssons "Wandlung" in Grundzügen klar ist, möchte ich den Film nochmals sehen. Erstens um herauszufinden, an welchem Punkt sich diese Wandlung zu vollziehen beginnt, und zweitens, weil ich die Gesichtsausdrücke, das repetitive Anstarren im Spiegel etc. nun interpretieren, sie zuordnen kann. Allerdings sind diese Einstellungen, in denen scheinbar nichts passiert, so lange, dass sie sich einbrennen ins Gedächtnis, ich habe sie noch klar vor Augen, und eben auch schon nach einer Sichtung Sinn ergeben. Darüber hinaus wird so der Atmosphäre Zeit gegeben, sich perfekt zu entfalten - eine Atmosphäre, die brodelt, vor was? Vor - Verzweiflung, Angst, Beklemmung, Fremdartigem, vor bleierner Schwere. Eine Atmosphäre, die völlig klar artikuliert wird.
Dabei wird das Ganze nicht klinisch-objektiv behandelt; das letzte Drittel ist emotional tief ergreifend. Die "Sexszene" phänomenal, auch durch die Musik. Der Motorradfahrer, der von einer Bergspitze Ausschau hält - tief verängstigend. Die Bilder sind präzise, von irrer Schlagkraft.
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