Die Aufnahmen sind alt, sie stammen aus dem Archiv, die Perspektive aber ist neu: Jean-Gabriel Periots Doku über die RAF um 1968. Die Archivaufnahmen blicken wiederum zurück: Hitler tätschelt die Wangen von Kindern und die deutsche Jugend steht stramm. Ein paar Jahre später zu Beginn der 60er: Vor seinem Bücherregal philosophiert ein typischer Intellektueller, man könne nur der Jugend trauen. Dann sehen wir Szenen von den Studenten-Protesten an der FU. Ganz vorne eine souveräne junge Frau mit Zigarette: Ulrike Marie Meinhof. Schnitt. Willy Brandt eröffnet die Film- und Fernseh-Akademie Berlin. Im Publikum Holger Meins und Gudrun Ensslin. Bald erscheint auch Andreas Baader im Bild. Die Collage reicht von den frühen 60ern bis zum Kinofilm Deutschland im Herbst, den 1978 eine Reihe namhafter Autorenfilmer schufen. Periot mischt Bekanntes mit neuem Material, im Unterschied aber zur RAF Schwemme im TV, kommentiert er nicht. Wir sehen die Original Quellen ohne Meinungsmache. Die grosse Begabung von Meinhoff als Journalistin der Konkret, der später rechtsradikal mutierte Horst Mahler oder die scharfe Poleik von Franz-Josef Strauß - das hier ist kein schönes Erinnern an schlimme Zeiten. Hier müssen wir, die Zuschauer, selbst denken. - The recordings are old, they come from the archive, but the perspective is new: Jean-Gabriel Periot's documentary about the RAF around 1968. A few years later, in the early 1960s, a typical intellectual philosophizes in front of his bookshelf that one can only trust young people. Then we see scenes from the student protests at the FU. Right in front a sovereign young woman with a cigarette: Ulrike Marie Meinhof. Cut. Willy Brandt opens the Berlin Film and Television Academy. In the audience Holger Meins and Gudrun Ensslin. Soon Andreas Baader also appears in the picture. The collage ranges from the early 1960s to the feature film Deutschland im Herbst, which was created in 1978 by a number of well-known auteur filmmakers. Periot mixes familiar with new material, but unlike the RAF glut on TV, he doesn't comment. We see the original sources without opinion making. Meinhoff's great talent as a journalist of the concrete, Horst Mahler, later radically right-wing mutated, or the sharp polarity of Franz-Josef Strauß - this is not a good reminder of bad times. Here we, the audience, have to think for ourselves.
Di, 10/11/2015 - 12:54
Directed by:
Jean-Gabriel Périot
Video:
Trailer (german only)
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