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 L'ecume des jours
Fr, 26/07/2013 - 15:15

Seit den 80ern wird die Ästhetik von Spielfilme durch Videos geprägt. Immer mehr Video Clip Regisseure erobern Hollywood, Avantgarde Künstler wie Michel Gondry, Spike Jonze oder Chris Cunningham, aber auch David Fincher. Video kills the radio star oraklen The Bugles, eine Verheissung, die auch auf das Kino zutrifft. Der Song war das erste Video, das MTV 1981 ausstrahlte. Musikvideos haben seit der Gründung MTVs durch Warner auf eine ganze Anzahl von Spielfilmen abgefärbt: Natural born killers, True romance, Matrix, Lola rennt oder Dawn of the dead. Das ist einerseits Kalkül, um das junge Publikum mit schnellen Schnitten und intensiven Reizen zu ködern, aber auch die Ablösung des klassischen Hollywood Stils zugunsten etwas Neuem. Videoclips entstehen anders herum als Spielfilme, erst die Musik, dann der Film. Daher sind Videoclip Regisseure ganz anders geschult als Filmkünstler. Letztere denken in Kategorien wie Erzählweise oder Dramaturgie, erstere werden durch Musik inspiriert zu Bildern. Chris Cunningham etwa lässt sich durch Musik an Kindheitsträumer erinnern und die scheinen unschön gewesen zu sein. Musikvideos sind keine Erzählungen, sondern viel metaphorischer als Spielfilme. Sie lösen vor allem Stimmungen aus. In den seltensten Fällen wechseln die Videoclip Regisseure gänzlich zum Spielfilm, meistens bleiben sie ihrem alten Beruf daneben auch noch treu. Jonathan Glazer inszenierte auch weiterhin für Radiohead, David Fincher für Madonna und Brett Ratner für Michael Jackson. David Fincher steht wohl der Ruhm zu, zum ersten Mal Techniken eines Videos gewinnbringend im Film eingesetzt zu haben (Seven), Jonathan Glazer schuf ein ähnlich vertracktes Werk mit One hour photo. Clip Ästhetik steht seitdem in Konkurrenz zum klassisch erzählten Spielfilm. Spike Jonze drehte so wundervolle Videos wie den Tanzauftritt von Christopher Walken in Weapon of choice von Fatboy Slim oder der Persiflage auf 70s Polizeifilme in Sabotage von den Beastie Boys. Eine ähnlich surreale Story wie in seinem Daft Punk Video Da Funk fand er in seinem Debüt Being John Malkovich mit Schützenhilfe von Charlie Kaufman. Selbstreflexiv und seltsam verschlungen ist auch Adaption. Bis auf das surreale Moment haben die Filme ansonsten aber nichts gemein mit Jonze Clips, die vor allem von Tanz und Bewegung leben. Michel Gondry ist ein grosser handwerklicher Meister der Video Clip Zunft: In seinem Chemical Brothers Clip Let forever be setzte Gondry auf optische Täuschungen mit Spiegeln und Kaleidoskopen, ein anderer Effekt von ihm ist die optische Schleife im Kylie Minogue Video Come into my world. Schützenhilfe für seine Filme Human nature und Eternal sunshine of a spottless mind bekam auch er von Charlie Kaufman. Vor allem in seinem zweiten Film hat er sich ganz auf seine optischen Finessen verlassen, um die Geschichte des Erinnerns und Vergessens zu bebildern. Die alptraumhaften Videos von Chris Cunningham zeigen urbane Landschaften, kleine Mädchen und schrecklich grinsende Männergesichter. Sein berühmtestes Video ist Windowlicker für Aphex Twin, in dem Bikini Girls mit der Maske des Musikers versehen werden. Der Kurzfilm Rubber Johnny spielt mit körperlichen Missbildungen und ist ein entfernter Verwandter von Lynchs Eraserhead. Cunningham erzählt nicht, er zeigt und erfüllt damit die erste Tugend jener neuen Welle. - Since the 80s, the aesthetics of feature films have been shaped by videos. More and more video clip directors conquer Hollywood, avant-garde artists like Michel Gondry, Spike Jonze or Chris Cunningham, but also David Fincher. Video kills the radio star oraklen The Bugles, a promise that also applies to cinema. The song was the first video to be broadcast by MTV in 1981. Music videos have colored MTVs on a number of feature films since Warner's inception: Natural born killers, True romance, Matrix, Lola run or Dawn of the dead. This is on the one hand a calculation to lure the young audience with fast cuts and intense stimuli, but also the replacement of the classic Hollywood style in favour of something new. Video clips are created the other way round as feature films, first the music, then the film. That's why video clip directors are trained very differently from film artists. The latter think in categories such as narrative or dramaturgy, the former being inspired by music to create images. Chris Cunningham, for example, has childhood dreamers remembered through music, and they seem to have been unattractive. Music videos are not narratives, but much more metaphorical than feature films. Above all, they trigger moods. In the rarest of cases, the video clip directors switch entirely to feature films, and most of the time they also remain true to their old profession. Jonathan Glazer continued to direct for Radiohead, David Fincher for Madonna and Brett Ratner for Michael Jackson. David Fincher probably deserves the fame of having used video techniques profitably in film for the first time (Seven); Jonathan Glazer created a similarly intricate work with One hour photo. Since then, Clip Aesthetics has been in competition with the classically narrated feature film. Spike Jonze shot such wonderful videos as the dance performance of Christopher Walken in Weapon of choice by Fatboy Slim or the persiflage on 70s police films in sabotage by the Beastie Boys. A similar surreal story as in his Daft Punk video Da Funk he found in his debut Being John Malkovich with the help of Charlie Kaufman. Self-reflexive and strangely intertwined is also adaptation. Apart from the surreal moment, however, the films have nothing in common with Jonze Clips, which live mainly from dance and movement. Michel Gondry is a great master craftsman of the video clip guild: in his Chemical Brothers Clip Let forever be Gondry relied on optical illusions with mirrors and kaleidoscopes, another effect of his is the optical loop in the Kylie Minogue video Come into my world. He also got help for his films Human nature and Eternal sunshine of a spottless mind from Charlie Kaufman. Especially in his second film he relied completely on his optical refinements to illustrate the story of remembering and forgetting. Chris Cunningham's nightmarish videos show urban landscapes, little girls and terribly grinning male faces. His most famous video is Windowlicker for Aphex Twin, in which bikini girls are provided with the musician's mask. The short film Rubber Johnny plays with physical deformities and is a distant relative of Lynch's Eraserhead. Cunningham does not tell, he shows and thus fulfils the first virtue of that new wave.

Filme in der Liste

Never Let Me Go

Never Let Me Go

Mark Romaneks (R.E.M., Madonna, Michael Jackson) Indie Liebes-Triangel. link trailer
A most wanted Man

A most wanted Man

Breit ist das Werk des Anton Corbijn, der sich nach The American und Control nun dem Thema Terror widmet. Ein letzter grosser Auftritt von Philip Seymour Hoffman!
Her

Her

Spike Jonze ohne Charlie Kaufman beweist sich mit dieser Liebesgeschichte zu einer digitalen "Frau"
Under the skin

Under the skin

Jonathan Glazers Meisterwerk! Eine Parabel über Liebe und Sex in der Zukunft!
Der Schaum der Tage - L'ecume des jours

Der Schaum der Tage - L'ecume des jours

Michel Gondry überdreht seine Ästhetik von Science of Sleep um ein vielfaches! Ein psychodelischer Bilderbogen!
Watchmen (2009)

Watchmen (2009)

Zack Snyders Adaption der Graphic Novel von Autor Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons! Explizite Gewalt, die Verweigerung des Gut-Böse Schemas und auch nur einer einzigen Identifikations-Figur - Ein MEISTERWERK nur für Erwachsene!
Vergiss mein nicht – Eternal sunshine of a spotless mind

Vergiss mein nicht – Eternal sunshine of a spotless mind

Nach seinem freundlichen, aber noch durchwachsenen Debüt ist das der Startschuss für die Karriere von Michel Gondry
The Science of sleep - La science des rêves

The Science of sleep - La science des rêves

Verträumter, verspielter, phantasievoller! Michel Gondry begann mit Science of Sleep so etwas wie eine zweite Karriere auch als FRANZÖSISCHER Filmemacher!
Sexy beast

Sexy beast

Erstaunlich! Radiohead - Jonathan Glazer filmte sein Debüt ganz im Dienste der Geschichte!
Fight club

Fight club

David Fincher arbeitete mit Madonna, Billy Idol und Michael Jackson, bevor eine ganze Generation von Fight Club zu schwärmen begann!
 Dawn of the Dead (2004)

Dawn of the Dead (2004)

Zack Snyder hat Videos für Morrissey gemacht, bevor er seinen Bombast-Stil in Spielfilmen verwirklichte.
Control

Control

Anton Corbijn schuf Videos für Depeche Mode, Echo & the Bunnymen oder Palais Schaumburg, bevor er mit diesem Debüt in Schwarz-Weiss die Ästhetik des britischen Free Cinema der 60er wieder belebte.
Birth

Birth

Jonathan Glazer arbeitete für Nick Cave, Radiohead und Blur
Being John Malkovich

Being John Malkovich

...und R.E.M. Sänger Michael Stipe produzierte auch das Debüt von Spike Jonze
Adaption

Adaption

Sonic Youth, Beastie Boys, R.E.M. oder Daft Punk gehörten zu seinen Kunden, bevor er Spielfilme inszenierte: Spike Jonze
300

300

Zack Snyder erhebt die Sagen-Welt der Griechen in den Grössenwahn!

Kommentare

Eure letzten Kommentare
lliljequist
Di, 23/12/2014 - 10:26

Das ist die Generation der

Das ist die Generation der 90er! Jetzt kommen die Youtube Directors!

Filmkunstbar Fitzcarraldo
Do, 15/01/2015 - 12:59

Genau! Heute wird ein

Genau! Heute wird ein Regisseur seine Rad-Tour von Berlin nach Japan in der Filmkunst vorstellen mit Youtube Videos!

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