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Western 1946-59
Fr, 29/01/2021 - 18:22
Das ist der Wendepunkt des alten Westens: Als die Herrschaft der Gewalt der Herrschaft des Rechts wich. Der Punkt, an dem die Alphabetisierung Fuss zu fassen begann. Muss ein Mann eine Waffe tragen, um seine Meinung oder sein Recht zu vertreten? An diesem Punkt beginnt auch die Geschichte des modernen Western Films. Das Paradies lag für den amerikanischen Western in den Weiten und in den kleinen Städten des amerikanischen Westens: Die Heimat in der ländlichen Welt des 19. Jahrhunderts - einer rauen Männerwelt. In epischer Breite wird das Bild einer romantischen Epoche nachgestellt, geprägt von Tugenden und konservativen Werten. Amerika ist für den Western das gelobte Land. Er hegt Ehrfurcht vor den Helden der amerikanischen Geschichte, vor allem für Abraham Lincoln. Ebenso gross ist seine Verehrung für das Militär, das den braven Siedler vor den Rothäuten schützt. Doch die Idylle trübte sich zunehmend, in Filmen wie Fort Apache (1947) von John Ford gab es bereits unfähige Offiziere. The man who shot Liberty Vallance ist sich des Missverhältnisses zur Geschichte wohl bewusst, denn geschossen hat ein anderer. „Wenn die Legende Wirklichkeit wird, drucke die Legende“, wird dieser Umstand aber in den Ofen geschmissen (vgl. J.A. Palance: The Western Films of John Ford, New York 1974, S. 9). Die Western Renaissance der 50er interessierte sich generell weniger für Indianerkämpfe und das Militär, sondern für Konflikte der alteingesessenen Rancher mit den nachdrängenden Siedlern. Der Held war der Westerner, ein Einzelgänger zwischen allen Klassen. Der Westerner stellt eine tragische Figur dar, dem alten verbunden wie ein Aristokrat, aber der Notwendigkeit des Neuen verpflichtet. Entschlossen, dem alten Gesetz des Schiessens zu entsagen, muss er meistens doch ein letztes Mal zur Waffe greifen, was ihn zur klassischen Figur erhebt. Ein Sieg für den Westerner war nicht möglich, selbst wenn er mit dem Leben davon kam, wurde er sich seiner Grenzen bewusst, woraus seine Melancholie resultierte. - This is the turning point of the Old West: when the rule of force gave way to the rule of law. The point at which literacy began to gain a foothold. Does a man have to carry a gun to defend his opinion or his right? This is also the point at which the story of the modern Western film begins. For the American Western, paradise lay in the wide open spaces and small towns of the American West: home in the rural world of the 19th century - a rough man's world. In epic breadth, the image of a romantic era is recreated, characterised by virtues and conservative values. America is the promised land for the Western. He has reverence for the heroes of American history, especially Abraham Lincoln. Equally great is his reverence for the military, which protects the good settler from the redskins. But the idyll became increasingly clouded; in films like Fort Apache (1947) by John Ford, there were already incompetent officers. The man who shot Liberty Vallance is well aware of the mismatch with history, because someone else did the shooting. "If the legend becomes reality, print the legend", but this fact is thrown into the furnace (cf. J.A. Palance: The Western Films of John Ford, New York 1974, p. 9). The Western Renaissance of the 1950s was generally less interested in Indian battles and the military than in conflicts between the old-established ranchers and the encroaching settlers. The hero was the Westerner, a loner between all classes. The Westerner represents a tragic figure, bound to the old like an aristocrat, but committed to the necessity of the new. Determined to renounce the old law of shooting, he usually has to take up arms one last time, which elevates him to a classic figure. Victory for the Westerner was not possible, even if he escaped with his life, he became aware of his limitations, from which his melancholy resulted.

Filme in der Liste

Johnny Guitar (1954) (Rating 8,5) DVD209

Johnny Guitar DVD209

Johnny Guitar von Nicholas Ray dürfen wir als krasses psycho-sexuelles Melodram verstehen - welches sich als Western getarnt hat. Die Handlung konzentriert sich ganz auf den Saloon ausserhalb der Stadt. Dort regiert Vienna (Joan Crawford), die kühne "Hombres" in Schürzenjäger verwandelt. Man sagt, sie sei "verliebt", doch sah sie ihren Mann seit Jahren nicht mehr. Man darf zwischen den Zeilen lesen, wenn der Bartender über Vienna mitteilt: "I never met a woman who was more man." link trailer
Panik am roten Fluss - Red River (1948) (Rating 8,5) (OmeU) DVD1078

Panik am roten Fluss - Red River (OmeU) DVD1078

Das Thema von Howard Hawks Red River wirkt geradezu griechisch. Eine Tragödie, in der das Schicksal das Geschick des Menschen bestimmt: Das Bedürfnis des Sohns, den Vater zu morden. Er will den Weg freimachen für den eigenen Aufstieg. Der Kern der Tragödie wird durch allerlei Beiwerk angepasst. Der Vater Tom (John Wayne) exekutiert sein eigenes Gesetz, um seine Farm zu gründen. Bis ihm Sohn Matt (Montgomery Clift) das Gesetz aus der Hand nimmt. Wir dürfen das gern als Beginn der Zivilisation begreifen. link trailer
40 Gewehre - Forty Guns (1957) (Rating 8,5) DVD4543

40 Gewehre - Forty Guns DVD4543

Sam Fullers vorzüglicher B-Western Forty Guns wurde in einer Woche inszeniert und stellt für mich das Non-Plus-Ultra in einer ganz bestimmten Disziplin dar: Hier werden lustvoll Vulgaritäten mit tiefen psychologischen Einsichten gemixt. Forty Guns ist so schön dreckig! Dann aber wechselt Fuller die Tonart und Melancholie untermalt das Geschehen. Poetisch ist das Format von Forty Guns, der in epischem Cinemascope inszeniert wurde! Vierzig Gewehre in 70mm - ein grandioser Anblick! link trailer + FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE)
Zwölf Uhr mittags - High Noon (1952) (Rating 9,0) DVD2990

Zwölf Uhr mittags - High Noon DVD2990

Der einsame Marshall, die intolerante Frau, die feigen Bürger und gewissenlosen Killer - das sind die Zutaten alter Western. Fred Zinnemann macht daraus: Der zweifelnde, verängstigte Marshall, die Frau, die ihre Ideale verrät, um den Mann zu retten, die feigen Bürger und gewissenlosen Killer, kurzum, Zinnemann erlaubt seinem Western Humanismus. link trailer
Fluss ohne Wiederkehr - River of No Return (1954) (Rating 8,0) DVD2287

Fluss ohne Wiederkehr - River of No Return DVD2287

Nicht der beste Western seiner Zeit, aber bestimmt einer der schönsten mit seiner aussergewöhnlichen Kulisse UND Marilyn Monroe! Und genau darum geht es in Otto Premingers Film: Um die Pracht der Berge und Marilyn Monroe in Cinemascope! link trailer
Der schwarze Falke - The Searchers (1956) (Rating 9,0) DVD1055

Der schwarze Falke - The Searchers DVD1055

Hier kommt der schönste Western überhaupt und darüber hinaus einer der einflussreichsten aller Zeiten! Aber: Wir müssen damit umgehen, dass der John Wayne Charakter durch und durch rassistisch ist (wie übrigens sämtliche weisse Charaktere). Unterstützt John Fords Western den Rassismus oder distanziert er sich? Damals, 1956, dürfte es dem Publikum kaum aufgefallen sein. Sie fanden das normal und teilten die Einstellung. Mit Sicherheit aber setzt John Ford diesen Rassismus ganz bewusst ein - nicht mehr naiv wie in früheren Western. Es geht um die obsessive Suche eines verdorbenen Helden und dessen Rassismus wird verdeutlicht als Kraft, die einen Völkermord nach sich zog. Doch wie beschrieben; das Publikum fand das ganz normal. link trailer
Der Mann, der Liberty Valance erschoss - The Man Who Shot Liberty Valance (1962) (Rating 9,5) DVD84

Der Mann, der Liberty Valance erschoss - The Man Who Shot Liberty Valance DVD84

Wir erleben den Beginn der Moderne: Braucht ein Mann eine Pistole, um sich zu verteidigen oder sollte er sich besser eine Meinung bilden? Wir befinden uns in Shinbone, in einem unbenanntem Territorium. Die Grossgrundbesitzer versuchen, diesen Status zu erhalten. Die kleinen Farmer wollen einen Staat gründen, um ihre Rechte zu verteidigen. Vielen gilt John Fords Klassiker als politischer Film. Das mag so sein. Vor allem aber wird der James Stewart Charakter später in den Senat gewählt, weil er Liberty Valance erschoss. link trailer
Winchester 73 - Winchester '73 (1950) (Rating 8,5) DVD8356

Winchester 73 - Winchester '73 DVD8356

Eine einfache Formel: Ein ruppiger Grenzgänger und seine geliebte Winchester. Dann verliert der Cowboy die Waffe und die Verfolgung beginnt... Fast so wie die Jagd nach dem heiligen Gral. Aufgebaut in einem klassischen Fünfakter, perfekt inszeniert von Anthony Mann und perfekt besetzt mit James Stewart. link trailer
Der Mann aus dem Westen - Man of the West (1958) (Rating 7,2) DVD-

Der Mann aus dem Westen - Man of the West DVD-

Gary Cooper als ehemaliger Gesetzesloser reitet durch den Westen, um einen Lehrer für seine neue Gemeinde anzuheuern. Dann trifft er auf seine alte Bande... Ein knappes Drehbuch wird von Anthony Mann wie eine "Lektion im modernen Kino" (Jean-Luc Godard). link trailer
Weites Land - The Big Country (1958) (Rating 8,0) DVD -

Weites Land - The Big Country DVD -

Eine sehr kriegerische Hymne auf den Frieden gelang William Wyler in diesem grossen Western Epos seiner Zeit. Und da die Welt so ein unübersichtlicher Ort ist, braucht es Western wie The Big Country mit verfeindeten Familien, gegensätzlichen Ideologien und einem festen moralischen Kompass. link trailer

Kommentare

Eure letzten Kommentare
Chris-Brun
Sa, 30/01/2021 - 18:51

Fort Apache und Rio Lobo…

Fort Apache und Rio Lobo sind noch relevant

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