Wahrscheinlich beabsichtigt er, eine heroische Pose einzunehmen: Don Diego de Zama, während er am Strand in die Ferne blickt. Viel gibt es nicht, dort am Meer. Man sieht ein paar kleine Boote und eine Gruppe von Frauen. Ein recht erhabener Anblick - bis eine Gruppe nackter Mädchen aus dem Schlamm steigt. "Indio" Mädchen, glaubt Zama, der im Gras liegt, wo er sich ungesehen fühlt. Irrtum! Die Mädchen erhaschen den Voyeur und eine wilde Jagd beginnt. Was so erhaben beginnt, endet im Slapstick. In der Romanvorlage aus dem Jahr 1956 von Antonio de Benedetto stellt Zama eine absurde Figur dar. Aus dieser lächerlichen Charakter-Studie macht Regisseurin Lucrecia Martel nun eine Art Komödie, die von ihrem trockenen Humor lebt. Daniel Giménez Cacho in der Titelrolle spielt den Bürokraten, den wir unschwer als Spanner erkennen. Ganz langsam findet er heraus, wie ihm ganz übel mitgespielt wird... Obwohl er in Südamerika geboren wurde, ist Don Diego ein spanischer Kolonialist. Ein Funktionär seiner spanischen Regierung, der weit weg von seiner Frau und seinen Kindern stationiert wurde. Don Diego wendet sich an den Gouverneur, bittet darum, zurück zu können. Der aber reagiert mit vollkommen willkürlich aufgestellten Bedingungen, bevor er sich überhaupt an den König wenden will. Währenddessen driftet Zama und mit ihm der ganze Film. Sind seine Dialoge überhaupt real? Oder träumt er? Die Handlung gleicht verschiedenen Ellipsen, die Zama von einer absurden Situation in die nächste leiten. Gibt es aber so etwas wie einen Ur-Text? Nicht selten musste ich an das "Saragossa_Manuscript" (bei uns im Verleih als DVD1580) denken. Lucrecia Martel hat jedenfalls nicht im Sinn, einen glaubwürdigen Historienfilm zu machen. Eher einen, der uns fassungslos zurücklässt. Immer wieder macht ihr Film deutlich, dass es sich um ein modernes Werk handelt, etwa durch den Soundtrack. Steht der (Anti-)Held unter Stress, wird das mit brummelnden Electro Klängen untermalt. Dann hören wir Surf-Musik oder die brasilianischen Gitarren-Virtuosen Los Indios Tabajaros. In dem Moment, da Zama davon ausgehen muss, dass er seinen Posten wohl niemals verlassen wird, bricht er auf ins Ungewisse. Er folgt einem fiesen Bösewicht in den Urwald, in das Herz der Finsternis... Das Finale, ein surrealistisches Schauerstück im Geiste von Beckett/Kafka, ein Inferno menschlicher Demütigung. Identitäten werden verkehrt, ja einem Blick in den Spiegel gleichend. Vorgetragen wird das mit beissendem Witz. Eine schonungslose Kritik am modernen Kolonialismus, ohne aber Schlussfolgerungen zu ziehen. Schliesslich weilt unser Blick auf einem Stück Natur, das noch nicht vom Menschen verdorben wurde. -
He probably intends to take on a heroic pose: Don Diego de Zama looking out into the distance on the beach. There's not much there by the sea. You see a few small boats and a group of women. A rather sublime sight - until a group of naked girls emerge from the mud. "Indian" girl, believes Zama, who lies in the grass where he feels unseen. Mistake! The girls catch the voyeur and a wild hunt begins. What begins so sublime ends in slapstick. In Antonio de Benedetto's 1956 novel, Zama is an absurd figure. Director Lucrecia Martel now turns this ridiculous character study into a kind of comedy that lives from her dry humor. Daniel Giménez Cacho in the title role plays the bureaucrat, who we easily recognize as a peeping Tom. Very slowly he finds out how he is being played along very badly... Although he was born in South America, Don Diego is a Spanish colonialist. An official of his Spanish government, stationed far away from his wife and children. Don Diego turns to the governor, asks to be allowed back. But he reacts with completely arbitrary conditions before he even wants to turn to the king. Meanwhile, Zama and the whole film drifts with him. Are his dialogues even real? Or is he dreaming? The plot resembles different ellipses that lead Zama from one absurd situation to the next. But is there such a thing as an original text? Not rarely I had to think of the "Saragossa_Manuscript" (in our rental shop as DVD1580). Lucrecia Martel has no intention of making a credible historical film. Someone to leave us stunned. Again and again her film makes it clear that it is a modern work, for example through the soundtrack. If the (anti-)hero is under stress, this is accompanied by mumbling electro sounds. Then we listen to surf music or the Brazilian guitar virtuososos Los Indios Tabajaros. The moment Zama has to assume that he will probably never leave his post, he sets off into the unknown. He follows a nasty villain into the jungle, into the heart of darkness... The finale, a surrealistic thriller in the spirit of Beckett/Kafka, an inferno of human humiliation. Identities are reversed, resembling a look in the mirror. This is presented with a biting joke. A relentless criticism of modern colonialism, but without drawing any conclusions. After all, our gaze is on a piece of nature that has not yet been spoiled by man. (transl. deepl.com)
Mo, 02/07/2018 - 20:59
Directed by:
Lucrecia Martel
Schauspieler:
Daniel Giménez Cacho
Lola Dueñas
Matheus Nachtergaele
Video:
Trailer
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