Hier wird eine komplizierte, oft auch ziemlich vertrackte Geschichte mit der Ausstechform des Genres "Biopic" wieder zurecht gestutzt. Das Gesetz der berechenbaren Geschichte, in der wir uns zu Hause fühlen. Ist das wirklich so schlecht? Problematisch ist doch viel mehr, dass wir als Zuschauer umgarnt und verhätschelt werden. Man mag uns die Last des Themas; die Lage der Schwarzen in Amerika und die der Juden in Deutschland, nicht zumuten. Die Hauptfigur spielt Jesse Owens (Stephan James), der amerikanische Sprinter der Olympiade 1936. Dummerweise muss sich Owens seine Geschichte teilen mit der Filmemacherin Leni Riefenstahl. Ist ausgerechnet die ein genauso grosser Held wie Owens? Für Cinephile mag das angehen, bei mir hinterlässt das aber einen üblen Nachgeschmack. Owens Geschichte ist die eines Sportlers, der Rekorde brach zu Zeiten grössten Rassismus und Antisemitismus. Owens soll nun an den Hitler Spielen teilnehmen, trotz Boykott Überlegungen, um zu zeigen, dass auch nicht-arische Sportler Medaillen gewinnen können. Owens gewinnt vier Gold-Medaillen, was wiederum eingefangen wird von Riefenstahl. Obwohl er beweist, dass die Rassenlehre der Nazis Quatsch ist, macht Riefenstahl aus dem Ereignis einen Propaganda Film. Wichtige Fakten unterschlägt Race einfach. Die Tatsache, dass Präsident Roosevelt Owens weder gratulieren, noch treffen wollte. Dass der Sportler nur durch die Hintertür ins Waldorf Astoria durfte, um an einem Diner zu seinen Ehren teilzunehmen. Dafür erleben wir eine Liebesgeschichte mit der Highschool Schönheit Ruth (Shanice Banton), die irgendwo im Reich der Klischees endet. Überhaupt gönnt der Film Riefenstahl viel mehr Zeit als Owens. Owens erfüllt in Race mehr eine Funktion, als dass wir es mit einem ausgereiften Charakter zu tun haben: Er muss schnell rennen und Gold gewinnen. Regisseur Stephen Hopkins widersteht der Versuchung, Owens Sieg theatralisch zu stilisieren. Immerhin gibt es die wirklich schöne Szene, in der Owens den deutschen Athleten Carl “Luz” Long trifft - mit dem er noch lange befreundet sein sollte. Die Riefenstahl Szenen aber fallen komplett aus dem Rahmen. Race verweigert uns schlicht, ihre eigentliche Funktion zu erklären: Riefenstahl war angeheurt worden, um die Überlegenheit der weissen Rasse festzuhalten. Im Film wird sie aber als Goebbells kritische, aufrechte Frau verkauft. Eine Rolle, die ich ihr nicht abnehme! Hier wird ganz deutlich, was dem Film fehlt: Dunkelheit, Ecken und Kanten. Riefenstahl, das wäre ein ganz anderer Film, aber in diesem Biopic hat sie für mich nichts verloren! Und warum versucht Race immer wieder falsche Hoffnungen einzustreuen? Wenn Owens den Hintereingang des Waldorf Astoria nehmen muss, ist das wirklich so traurig! Es gibt diese Hoffnung nicht! Wir sehen, was Jesse Owens tat, nicht aber, was er wollte. Mach einen kleinen Test und frag dich nach dem Abspann, ob du seinen Charakter wirklich begriffen hast... - Here a complicated, often quite tricky story with the cookie cutter of the genre "Biopic" is truncated again. The law of predictable history, in which we feel at home. Is that really so bad? What is much more problematic is that we as spectators are ensnared and pampered. We may not be expected to bear the burden of the subject; the situation of blacks in America and Jews in Germany. The main character is Jesse Owens (Stephan James), the American sprinter of the 1936 Olympic Games, but unfortunately Owens has to share his story with filmmaker Leni Riefenstahl. Is she as big a hero as Owens? For Cinephile this may be my business, but it leaves me with a nasty aftertaste. Owen's story is that of an athlete who broke records at times of the greatest racism and anti-Semitism. Owens is now to take part in the Hitler Games, despite boycotts, to show that even non-Aryans can win medals. Owens wins four gold medals, which in turn is captured by Riefenstahl. Although he proves that the racial doctrine of the Nazis is nonsense, Riefenstahl turns the event into a propaganda film. Important facts simply undermine Race. The fact that President Roosevelt neither congratulated nor wanted to meet Owens. That the athlete could only go through the back door to the Waldorf Astoria to take part in a dinner in his honour. But we experience a love story with the high school beauty Ruth (Shanice Banton), which ends somewhere in the realm of clichés. In general, the film grants Riefenstahl much more time than Owens. Owens has more to offer in Race than a mature character: He has to run fast and win gold. Director Stephen Hopkins resists the temptation to theatrically stylize Owen's victory. After all, there is the really beautiful scene in which Owens meets the German athlete Carl "Luz" Long - with whom he should still be friends for a long time. The Riefenstahl scenes, however, fall completely out of the frame. Race simply refuses to explain their actual function: Riefenstahl had been hired to capture the superiority of the white race. In the film, however, she is sold as Goebbell's critical, upright woman. A role I'm not taking away from her! Here it becomes very clear what the film lacks: darkness, corners and edges. Riefenstahl, that would be a completely different film, but she has no place in this biopic for me! And why is Race always trying to give in false hopes? If Owens has to take the back entrance of the Waldorf Astoria, it's really so sad! There is no such hope! We see what Jesse Owens did, but not what he wanted. Take a little test and ask yourself after the credits if you really understood his character...
Kommentare
Eure letzten KommentareJa, ich mag sie überhaupt
Ja, ich mag sie überhaupt nicht und kann die Verehrung dieser Dame einfach nicht verstehen!
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Klingt mir wie eine
Klingt mir wie eine Abrechnung mit Leni riefenstahl. Was aber, wenn der Film nun ein Biopic für beide sein will?
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