So, 12/04/2020 - 12:43
Directed by:
Orson Welles
Schauspieler:
Orson Welles
Joseph Cotten
Agnes Moorehead
Harry Shannon
Ruth Warrick
Video:
Trailer
Es darf bezweifelt werden, ob es funktioniert, das Leben eines Menschen mit nur einem Wort zu beschreiben. So wird's auch in Orson Welles Citizen Kane argumentiert. Dann aber folgt die Serie berühmter Shots, die in der Grossaufnahme dieses einen Wortes mündet: "Rosebud". Wir erinnern uns, dass so Charles Foster Kanes Schlitten hiess, den er in der Kindheit besass. Es war sein Schlitten, bevor man ihn von seiner Familie trennte und seinem neuen Vormund übergab. "Rosebud" beschreibt die Sicherheit, die Hoffnungen, ja die Unschuld der Kindheit. Ein Mann kann sein ganzes Leben darauf verwenden, diesen Zustand wiederherzustellen. "Rosebud" mag für Vergänglichkeit stehen, mit Sicherheit für etwas, das Kane nie bekam oder verlor, folgert der Reporter über Kanes letztes Wort zu Lebzeiten. "Rosebud" vermag nicht alles zu erklären, womöglich nichts. Es ist aber auch eine bemerkenswerte Demonstration, dass eben nicht alles erklärt werden kann. Orson Welles Film liebt derartige Paradoxe. Überhaupt ist die ganze Oberfläche von Citizen Kane ein vergnügtes Spiel mit uns Zuschauern. Jeder kann alles (oder nichts) darin erkennen. Citizen Kane, das grosse Geheimnis der Filmgeschichte! Wir kennen die Geschichte des Werks, wie RKO Welles versprach, einen Film ganz nach Belieben zu drehen. Er entschied sich für ein Drehbuch, das inspiriert worden war vom Leben des Zeitungsmoguls William Randolph Hearst. Der lebte in einem Anwesen, das man wohl als Schloss bezeichnen könnte und steht stellvertretend für die Murdochs oder Trumps dieser Welt. Welles selbst hatte vor allem Erfahrungen im Bereich der Hörspiele (wir kennen auch die Geschichte, wie ein Welles Radio-Stück über eine Alien-Invasion Amerika in Angst und Schrecken versetzte). Citizen Kane folgt einer kreisförmigen Struktur - doch wer konnte je die Szenefolge von Citizen Kane in Erinnerung behalten? Die Chronologie von Citizen Kane folgt emotionalen Gesetzen, nicht denen der Zeit. Randvoll ist das Werk mit grandiosen Einstellungen wie den Türmen von Xanadu. Die Geschichte Kanes ist immer auch die seiner Zeit: Die Geburt des Radios, der spanisch-amerikanische Krieg, die Kraft der aufkommenden Maschinen... Natürlich weiss der Film, dass der Kindheits-Schlitten nicht die Antwort auf alles sein kann. Vielmehr zeigt er, wie unser Leben nach dem Tod durch die Perspektive anderer in Erinnerung bleiben wird. Das ganze Leben, ein Rollenspiel und im Gedächtnis werden die verschiedenen Rollen, die wir einnahmen, bleiben. Kane, der Zeitungsmogul, unterhielt Millionen, starb aber ganz allein. Er hatte eine politische Karriere und eine geschäftliche, stellte aber seine Geliebte über beide. Er war verheiratet, aber auch das blieb zweitrangig. Das stärkste Bild: Kane, der durch den eigenen Anspruch überfordert wird und sein Imperium verliert. Er unterschreibt die Verträge seines Nachlasses und verschwindet in der Dunkelheit des Bildes. Die Relationen des Raumes im Vergleich zu seiner selbst wirken nicht mehr stimmig; alles erscheint überdimensioniert. Dann geht er auf uns zu, wächst und wächst. Doch ist es nicht allein unsere Perspektive, durch die wir ihn betrachten? Kane selbst bleibt doch immer gleich gross. - It is doubtful whether it works to describe the life of a person with only one word. Orson Welles Citizen Kane argues the same way. But then follows the series of famous shots, which ends in the close-up of this one word: "Rosebud". We remember that this was the name of Charles Foster Kane's sleigh, which he owned as a child. It was his sled before he was separated from his family and given to his new guardian. "Rosebud" describes the security, the hopes, even the innocence of childhood. A man can devote his whole life to restoring that state of mind. "Rosebud" may stand for transience, certainly for something Kane never got or lost, the reporter concludes about Kane's last word in life. "Rosebud doesn't explain everything, maybe nothing. But it's also a remarkable demonstration that not everything can be explained. Orson Welles' film loves such paradoxes. In fact, the entire surface of Citizen Kane is a hilarious game with us viewers. Everyone can see everything (or nothing) in it. Citizen Kane, the great secret of film history! We know the history of the work, as RKO Welles promised to make a film just the way you like it. He chose a script inspired by the life of the newspaper mogul William Randolph Hearst. He lived in what could be called a castle and is representative of the Murdochs or Trumps of the world. Welles himself was mainly experienced in radio plays (we also know the story of how a Welles radio play about an alien invasion terrified America). Citizen Kane follows a circular structure - but who could ever remember the sequence of scenes of Citizen Kane? Citizen Kane's chronology follows emotional laws, not those of the times. The work is brimming with grandiose settings such as the towers of Xanadu. The history of Kane is always that of its time: the birth of radio, the Spanish-American War, the power of the emerging machines... Of course the film knows that the childhood sleigh cannot be the answer to everything. Rather, it shows how our life after death will be remembered through the perspective of others. The whole life, a role-play, and the different roles we played will be remembered. Kane, the newspaper mogul, entertained millions, but died all alone. He had a political career and a business career, but put his mistress above both. He was married, but even that remained secondary. The strongest picture: Kane, who is overburdened by his own ambition and loses his empire. He signs the contracts of his estate and disappears into the darkness of the picture. The relations of the space in comparison to himself no longer seem coherent; everything seems oversized. Then he walks towards us, grows and grows. But is it not only our perspective through which we look at him? Kane himself always remains the same size.
Kommentare
Eure letzten Kommentare
Di, 14/04/2020 - 09:22
Ein ziemlich aktueller Film,…
Ein ziemlich aktueller Film, muß man dazu bemerken. Er zeigt einen Typus Mann, der nie ausstirbt.
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