Dicke Mädchen ging einmal um die Welt und wurde überall gefeiert! Ein Publikumsliebling und ein Film, der beweist, dass das kulturgeförderte Deutschland doch noch nicht so ausgetrockent ist, wie ich denke. Dicke Mädchen von Axel Ranisch hat 500 Euro gekostet. Produziert wurde der Film von seiner Oma. Besetzt wurde die Dramödie mit zwei moppeligen Männern. Und nun, endlich steht er auch bei uns in der Videothek in der Berliner "Mumblecore" Sektion! Warum Mumblecore? Weil der Ton direkt abgenommen wird und die Protagonisten dadurch eben manchmal "mumblen". Wie im Berliner Mumblecore so üblich, gibts kein Drehbuch, nur ein paar vollgekritzelte Seiten als Leitfaden. Der schüchterne Bankangestellte Sven (Heiko Pinkowsi) weiss nicht allzu viel mit seinem Leben anzufangen. Er geht zur Arbeit und pflegt seine Mutter Edeltraut (Ruth Bickelhaupt). Mit der dementen Dame lebt er in einer winzigen Wohnung (wir können regelrecht den Muff durch die Leinwand riechen) und beiden teilen sich das Bett. Aber: Sven ist glücklich und zufrieden! Durch seine Mutter muss er kein anstrengendes Sozialleben führen. Manchmal schaut der Pfleger Daniel (der tolle Peter Trabner - Ranischs Entdeckung) vorbei. Sven ist heimlich verliebt in Daniel, traut sich aber nur, durchs Schlüsselloch zu spannen, wenn Daniel im Bad ist. Dann passiert etwas! Edeltraud verschwindet. Sven und Daniel müssen raus, sie suchen. Das alles ist so nervenaufreibend, dass Sven in einer ruhigen Minute seine Hand auf Daniels Schulter legt. Daniel reagiert verstimmt und trotzdem: Das ist der Beginn einer empfindsamen Liebesgeschichte. Die Produktions Historie von Dicke Mädchen - das ist gleich noch einen Film wert! Wie Ranisch mit dem ZDF kooperieren wollte, die aber sein Drehbuch zerpflückten. Schliesslich machte er sich alleine ran. Mit Freunden statt Schauspielern. Dicke Mädchen gewann in Frankreich, in Tours das "Mauvais Genre"-Festival, räumte ab bei den Lesbisch-Schwulen Filmtagen in Hamburg und drang vor bis zum Slamdance Festival (die Alternative zu Sundance) in die USA. Schliesslich errang Dicke Mädchen einen Kinoverleih und wurde auf die vorliegende schmucke DVD gepresst (mit englischen Untertiteln!). Welche Einwände sind da zu hören? Der Ton sei schwer verständlich? Mumblecore! Das Bild wackelt? Stilmittel. Nur 76 Minuten lang? Off Beat! Liebe Filmemacher aus Deutschland: Schon lange erinnert ihr mich an eine Behörde während der Arbeit! Wie wärs, wenn ihr euch nicht mehr vom Staat bezahlen lasst? Wie wärs, wenn ihr nicht in freiwilliger Selbstzensur der FSK zuarbeitet? Macht doch stattdessen lieber was selbst! Einen Film wie dicke Mädchen! Schreibt der Videothekar, der nie einen Cent Förderung angenommen hat und trotzdem exisitiert. - Big girls once went around the world and got celebrated everywhere! A favourite of the audience and a film that proves that Germany, which is supported by culture, has not yet dried up as much as I think. Fat girls from Axel Ranisch cost 500 euros. The film was produced by his grandmother. The dramedy was cast with two chubby men. And now, finally he is standing in our video library in the Berlin "Mumblecore" section! Why Mumblecore? Because the sound is picked up directly and the protagonists sometimes "mumble". As usual in Berlin's Mumblecore, there is no script, just a few scribbled pages as a guide. The shy bank employee Sven (Heiko Pinkowsi) doesn't know too much about his life. He goes to work and cares for his mother Edeltraut (Ruth Bickelhaupt). He lives with the demented lady in a tiny apartment (we can really smell the muff through the canvas) and both share the bed. But: Sven is happy and content! He doesn't have to lead a strenuous social life through his mother. Sometimes the nurse Daniel (the great Peter Trabner - Ranisch's discovery) comes by. Sven is secretly in love with Daniel, but only dares to peep through the keyhole when Daniel is in the bathroom. Then something happens! Edeltraud disappears. Sven and Daniel have to get out, they're looking. All this is so nerve-racking that Sven puts his hand on Daniel's shoulder in a quiet minute. Daniel reacts annoyed and nevertheless: "This is the beginning of a sensitive love story. The production history of Dicke Mädchen - that's worth a movie! How Ranisch wanted to cooperate with ZDF, but they picked his script apart. Finally, he went out on his own. With friends instead of actors. Dicke Mädchen won the "Mauvais Genre"-Festival in Tours, cleaned up at the Lesbian Gay Film Days in Hamburg and reached the Slamdance Festival (the alternative to Sundance) in the USA. Finally Dicke Mädchen got a theatrical distribution and was pressed onto this nice DVD (with English subtitles!). What objections can be heard? The sound is difficult to understand? Mumblecore! Picture's shaking? stylistic device. For only 76 minutes? Off beat! Dear filmmakers from Germany: For a long time you remind me of an authority at work! How about you don't let the state pay you any more? How about not working for the FSC in voluntary self-censorship? Why don't you do something yourself? A movie like big girls! Writes the video store owner, who has never accepted a cent of funding and still exists.
Kommentare
Eure letzten KommentareRanisch hat da was
Ranisch hat da was losgetreten, gemeinsam mit den "Lass Bros" und Philipp Eichholtz, dass mal als Berliner Nouvelle Vague gelten wird.
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mehr zum thema! darling
mehr zum thema! darling berlin
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bitte in die neuheiten
bitte in die neuheiten stellen oder ins schaufenster oder als reihe oben!
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ein kleiner klassiker! kommt
ein kleiner klassiker! kommt bestimmt mal ins lexikon.
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ja, der ist ganz wichtig.
ja, der ist ganz wichtig. nicht nur patriotisch gesprochen
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