Trotz des Titels ist The Homesman ein Film über Frauen. Frauen stehen im Zentrum der Action, trieben sie voran. Sie sind nicht die schönen passiven Begleiterinnen wie in anderen Western, sondern Heldinnen: Charakterstark und mutig, manchmal beides im selben Moment! In dem Western gibt es nur einen Bösewicht und der ist deshalb schlecht, weil er herzlos agiert. Tommy Lee Jones Film ist gleichermassen sensibel und seltsam, fast surreal. Die Figuren, wie Zwerge wirken sie unter dem gleichbleibenden Horizont. Fast werden sie erschlagen von der Monotonie der Landschaft. Wir erleben den Westen von Nebraska bis Iowa als Platz ohne Vergebung. Drei Frauen haben den Verstand verloren in The Homesman - obwohl im Grunde niemand recht bei Trost ist. Am wenigsten der Homesman selbst! Womöglich sind die verrückten Frauen die einzigen Realisten? Im Grunde steht The Homesman ständig auf der Kippe - in seinem eigenen moralisch zweideutigem Gebiet. Das spendet dem Film Chaos, Humor und Gewalt. The Homesman riskiert viel, wiegt sich nie in Sicherheit. Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) ist eine Frau mittleren Alters. Sie kam aus New York, kaufte Land in Nebraska, das sie ohne Mann, allein bewirtschaftet. Wir erleben sie in einer frühen Szene, wie sie sich einem Bauern als Frau anbietet: Als vernünftige wirtschaftliche Entscheidung. Er lehnt ab: "You're too bossy and you're too damn plain." Es schmerzt, The Homesman kann wirklich weh tun. Mary Bee aber hat keine Zeit für Selbstmitleid und arbeitet einfach weiter. Nun sollen drei wahnsinnige Frauen in eine Kirche nach Iowa transportiert werden. Keiner der Farmer meldet sich für die lange und gefährliche Reise; es bleibt an Mary Bee. Auf dem Weg liest sie den Homesmann auf als dringend notwendige Unterstützung. Sie schneidet den Besoffenen buchstäblich vom Galgen ab. Die Einführung der mental kranken Frauen gelingt sehr eindringlich: Gro Svendsen (Sonja Richter) schreit qualvoll, als ihr Mann die stinkende Leiche ihrer Mutter aus dem Haus schafft. Arabella (Grace Gummer) ist fast noch ein Teenager. Ihre drei Kinder starben an Diphtheria, nun blickt sie komatöse aus dem Fenster. Theoline (Miranda Otto) ist gewalttätig und verspricht die Strafe Gottes. Der Wahnsinn wird mitfühlend dargestellt, aber auch ungerührt. Briggs, der Homesman, wird wie eine Comic Figur eingeführt. Er ist geschwätzig und kümmert sich um nichts, verlangt ständig nach Whiskey. Schliesslich entwickelt sich zwischen dem Junggesellen und der strengen Frau eine Kumpanei - eine der schönsten Überraschungen des Films! Beide passen nicht in die Gesellschaft, was eine Tragödie oder einen Triumph bedeuten könnte. Der Film entscheidet sich nicht, es gibt kein entweder/oder. Während der Fahrt werden sie mit Unwettern konfrontiert und manchmal drohen sie, die Kontrolle über die Frauen zu verlieren: Eine versucht, davon zu rennen, die Andere bekommt einen Tritt ins Gesicht. Briggs und Mary Bee aber erweisen sich als gute Partner. Mary Bee steht im Zentrum des Films. Durch eine irrsinnige Wendung aber rückt Briggs im letzten Viertel in den Mittelpunkt - auch hier wirken Trauma und Stärke gleichermassen... Ein hämischer Kommentar zum Konzept der "Zivilisation" gelingt, als Mary Bee und Briggs zu einem Gasthaus mitten in der Einöde gelangen. Hier weist man sie allerdings höflich ab. Niemand kennt in diesem feinen Haus Mitgefühl und in dieser Sequenz lernen wir Briggs Charakter besser kennen als in jeder anderen Einstellung des Films: Die Figur Briggs, sie wohnt draussen in der Wildnis, im Territorium. Es scheint, als erlebten wir die "Zivilisation" durch seine Augen. Bis zum Ende ist alles möglich, nichts verwundert uns mehr. In Bildern, die aus einem klassischen Western stammen könnten, wird das Genre auf den Kopf gestellt. - Despite the title, The Homesman is a film about women. Women are at the centre of the action, driving them forward. They are not the beautiful passive companions as in other Westerners, but heroines: Strong in character and courageous, sometimes both at the same moment! There's only one bad guy in the Western and he's bad because he's heartless. Tommy Lee Jones' film is equally sensitive and strange, almost surreal. The figures, like dwarves, they appear below the constant horizon. The monotony of the landscape almost kills them. We experience the West from Nebraska to Iowa as a place without forgiveness. Three women have lost their minds in The Homesman - although basically nobody is right for consolation. Least of all the homesman himself! Maybe the crazy women are the only realists? Basically, The Homesman is always in the balance - in his own morally ambiguous field. This gives the film chaos, humor and violence. The Homesman risks a lot, never weighs in safety. Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) is a middle-aged woman. She came from New York, bought land in Nebraska, which she cultivated without a man, alone. We experience her in an early scene, as she offers herself to a farmer as a woman: As a sensible economic decision. He refuses: "You're too bossy and you're too damn plain." It hurts, The Homesman can really hurt. Mary Bee, however, has no time for self-pity and simply continues to work. Now three mad women are to be transported to a church in Iowa. None of the farmers sign up for the long and dangerous journey; it remains with Mary Bee. On the way she picks up the homeowner as urgently needed support. She literally cuts the drunk off the gallows. Gro Svendsen (Sonja Richter) screams in agony as her husband takes her mother's stinking corpse out of the house. Arabella (Grace Gummer) is almost a teenager. Her three children died of Diphtheria, now she looks comatose out the window. Theoline (Miranda Otto) is violent and promises the punishment of God. The madness is depicted with compassion, but also unmoved. Briggs, the homesman, is introduced like a cartoon character. He's chatty, he doesn't care, he's always asking for whiskey. Finally, a crony develops between the bachelor and the strict woman - one of the most beautiful surprises of the film! Both do not fit into society, which could mean a tragedy or a triumph. The movie doesn't decide, there is no either/or. During the journey they are confronted with storms and sometimes they threaten to lose control of the women: One tries to run away, the other gets a kick in the face. Briggs and Mary Bee, however, prove to be good partners. Mary Bee is at the center of the film. With an insane twist, however, Briggs takes centre stage in the last quarter - here too, trauma and strength work in equal measure... A sneering commentary on the concept of "civilization" succeeds when Mary Bee and Briggs arrive at an inn in the middle of the desert. Here, however, they are politely rejected. Nobody knows compassion in this fine house and in this sequence we get to know Briggs character better than in any other setting of the film: The character Briggs, she lives outside in the wilderness, in the territory. It seems that we experience "civilization" through his eyes. Everything is possible until the end, nothing surprises us more. In pictures that could come from a classic Western, the genre is turned upside down.
Kommentare
Eure letzten KommentareThe Homesman" ist der dritte
The Homesman" ist der dritte Westernfilm von und mit Tommy Lee Jones, der hier den titelgebenden Homesman spielt, der gemeinsam mit Hilary Swank drei psychisch gestörte Frauen an die Ostküste überliefern soll. Dabei stoßen sie auf Unwetter, Indianerstämme und auch einsame Gegenden in den Weiten des Wilden Westens, eine lange Reise bis zum Ziel. Der Zuschauer begibt sich mit den beiden Hauptdarstellern auf eine Odyssee die zwei Stunden dauert und mit atemberaubenden Landschaften, dramatischen Situationen und auch unfreiwillig komischen Humor aufwartet. Tommy Lee Jones sorgt für die lustigen Momente, neben ihm überzeugt auch Hilary Swank als ernste, fürsorgliche Lehrerin, die sich um die drei Frauen kümmert. Es gibt zudem jede Menge Überraschungen und Wendungen, langweilig wird einem hier nicht. Jedoch ist die Handlung so in die Länge gezogen, dass weniger als zwei Stunden auch gereicht hätten. Nicht der beste Western mit Tommy Lee Jones, aber auch nicht der schlechteste!
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Originelles Western
Originelles Western-Psychodrama im Roadmovie-Style um Mut, Zähigkeit und letzlich ein poetischer Versuch über die Einsamkeit. Tommy Lee Jones definiert sein Leib- und Magengenre auf ein Weiteres neu und gebiert sich als Meister des Unkonventionellen. Dabei ist er ein hervorragender Beobachter, sowohl von Äußerlichkeiten wie der Prärie, als auch dem Innenleben der darin wohnenden (besser: vegetierenden) Protagonisten. Ihm gelingt ein feiner Spagat zwischen sehr schwarzem Humor und mitreißender Rührung. Mit der Swank hätte er keine bessere Besetzung für die Rolle der mannweibischen Cuddy finden können. Oder Spader als unsympathischer Hotelbetreiber im Nirgendwo und Lithgow als schroffer Prediger, einfach ein Traum! Und mit sich selbst als kautziger Hinterwäldler setzt er dem Cast noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Spitze!
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Ein toller Western, vor allem
Ein toller Western, vor allem mit den drei verrückten Frauen. Gott wird dich erschlagen!
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Einer dieser neuen Western,
Einer dieser neuen Western, die das Soziale des Westens beleuchten. Ein Frauen Western
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