Murphy (Karl Glusman) ist ein typischer humorloser junger Mann, wie wir ihn in einem Gaspar Noe Film erwarten. Murphy ist ausserdem ein lüsterner Mann, der während einer Szene erkennt: Er selbst sitzt in seinem Kopf fest. In Rückblenden erleben wir ganz und gar unsentimental (schliesslich befinden wir uns in einem Gaspar Noe Film) seine Affäre mit Electra (Aomi Muyock). Alles durch Murphys Perspektive im Hier und Jetzt. Jetzt, das ist zwei Jahre später und Murphy gibt seiner heutigen Frau Omi (Klara Kristin) die Schuld für ihre lieblose Ehe. Die rückwirkende Beschau einer sexuellen Beziehung durch die gegenwärtige Perspektive einer zerfallenden Ehe. Kurz und gut, wir erleben traurige Gaspar Noe Protagonisten, die wir im echten Leben wohl nur ungern treffen würden. Murphy hat seine Emotionen kaum noch unter Kontrolle, seine Erinnerungen sind fragmentiert. Schliesslich ruft ihn die besorgte Mutter Electras an (womöglich hat sie sich etwas angetan?) und ironischerweise setzt das auch seine Ehe mit Omi wieder in Gang. Möglicherweise war die Beziehung zu Electra einfach nur zerstörerisch, manisch, impulsiv? Sie selbst warf Murphy einmal vor, nichts über die Liebe zu wissen. Nur eine Obsession? Gaspar Noe verlangt nun von uns, Murphy zu folgen, seine Emotionen zu teilen. Es ist aber eine frustrierende Erfahrung, an Liebe zu denken, während man "Love" sieht. Der Film wirkt wie eine übereifrige Abhandlung zum Thema Sinnlichkeit. Noe benutzt dafür die 3D Technik auf seine eigene Art: Fast werden wir von einem Penis aufgespiesst, der sich durch die Leinwand bohrt. Murphy selbst empfindet sich übrigens wie so viele andere Noe Charaktere vor ihm auch - als Person von frustrierender Leere. Murphy ist hohl. Er fragt Electra nach dem Sinn des Lebens und sie antwortet: "Love". Murphy aber ist unfähig zu der romantischen Sex Beziehung, die suggeriert wird, weil er unfähig ist, jemanden anderen als sich selbst wahrzunehmen. Noe arbeitet mit Laiendarstellern, die er echte Sexszenen drehen lässt. Statt eine Verbindung über Sympathie mit den Figuren herzustellen, zieht er ein Band der Entfremdung. Die Sexszenen wirken äusserst kunstvoll, sehr maniriert und haben doch nur die Wirkung eines Ausdauer-Tests auf mich. Wir sehen Körper in Bewegung und sie bleiben einfach nur Körper. - Murphy (Karl Glusman) is a typical humorless young man, as we expect him in a Gaspar Noe movie. Murphy is also a lecherous man who recognizes during a scene: he himself is stuck in his head. In flashbacks we experience his affair with Electra (Aomi Muyock) completely unsentimental (after all we are in a Gaspar Noe movie). Everything through Murphy's perspective in the here and now. Now, two years later, Murphy blames his current wife Omi (Klara Kristin) for her loveless marriage. The retrospective view of a sexual relationship through the current perspective of a decaying marriage. In short, we experience sad Gaspar Noe protagonists, whom we would probably not like to meet in real life. Murphy can hardly control his emotions, his memories are fragmented. Finally, the worried mother calls him Electras (maybe she has done something to herself?) and ironically this also gets his marriage with Grandma going again. Maybe the relationship with Electra was just destructive, manic, impulsive? She herself once accused Murphy of knowing nothing about love. Just an obsession? Gaspar Noe now asks us to follow Murphy, to share his emotions. But it is a frustrating experience to think of love while seeing "Love". The film seems like an overzealous treatise on sensuality. Noe uses 3D technology in his own way: "We are almost impaled by a penis drilling through the canvas. Murphy himself feels like so many other Noe characters before him - as a person of frustrating emptiness. Murphy's hollow. He asks Electra about the meaning of life and she answers: "Love". Murphy, however, is incapable of the romantic sex relationship that is suggested because he is incapable of perceiving anyone other than himself. Noe works with amateur actors, who he lets shoot real sex scenes. Instead of establishing a connection with the characters through sympathy, he draws a ribbon of alienation. The sex scenes seem extremely artistic, very manic and yet have only the effect of an endurance test on me. We see bodies in motion and they just stay bodies.
Kommentare
Eure letzten KommentareI can't understand why this
I can't understand why this film's so overrated. The mannery of the directing I think is a conscious choice in opposition to the reality and the rawness of love. I loved it, and I'm really thankful to Gaspar Noé for this movie. Stop saying it's just porn, always look beyond skin deep.
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Viel Rotlicht und leider noch
Viel Rotlicht und leider noch viel mehr Schatten. LOVE ist eine schamlose Nabelschau von Gaspar Noé, dem man vieles vorwerfen kann, aber beileibe kein mangelndes Selbstvertrauen: Der Film sprüht vor Andeutungen und Verweisen auf Werk und Person – manchmal, überraschenderweise, sogar auf Filme, die nicht Noé gedreht hat. Aber ob seine erklärten Vorbilder wie Kubrick oder Pasolini hier wirklich vor Ehrfurcht auf die Knie fallen würden? Noch verhält es sich anders herum und vieles spricht dafür, dass es auch so bleibt.
Eigentlich nichts an seinem 3D-Porno sprengt moralische, emotionale oder auch "nur" erzählerische Grenzen, müdes Ideen-Recycling (Penetration aus der Innenperspektive und einiges mehr) steht auf der Nachtordnung der französischen Skandalnudel, die ihrem Ruf saft- und kraftlos hinterher hechelt.
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Viel Rotlicht und leider noch
Viel Rotlicht und leider noch viel mehr Schatten. LOVE ist eine schamlose Nabelschau von Gaspar Noé, dem man vieles vorwerfen kann, aber beileibe kein mangelndes Selbstvertrauen: Der Film sprüht vor Andeutungen und Verweisen auf Werk und Person – manchmal, überraschenderweise, sogar auf Filme, die nicht Noé gedreht hat. Aber ob seine erklärten Vorbilder wie Kubrick oder Pasolini hier wirklich vor Ehrfurcht auf die Knie fallen würden? Noch verhält es sich anders herum und vieles spricht dafür, dass es auch so bleibt.
Eigentlich nichts an seinem 3D-Porno sprengt moralische, emotionale oder auch "nur" erzählerische Grenzen, müdes Ideen-Recycling (Penetration aus der Innenperspektive und einiges mehr) steht auf der Nachtordnung der französischen Skandalnudel, die ihrem Ruf saft- und kraftlos hinterher hechelt.
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ich wusste gar nichts davon?
ich wusste gar nichts davon? ein neuer von gaspar noe? und schon im januar aud dvd?
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The soundtrack is perfect…
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