Mo, 13/04/2020 - 22:30
Directed by:
Jacques Audiard
Schauspieler:
Tahar Rahim
Niels Arestrup
Adel Bencherif
Reda Kateb
Hichem Yacoubi
Video:
Trailer
Das Zentrum von Un Prophete ist ein Mord - ein ungeschickter und unglaublich brutaler Mord. Wir erleben den Killer wie er zittert - ob aus Trauer, Erleichterung oder Wut wissen wir nicht. Genau das ist der Schlüssel zu Jacques Audiards grösstem Film: Wir sehen etwas und können es doch nicht verstehen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir Zeuge von extremer Gewalt werden, die uns fremd ist. Mörder wie der in Un Prophete leben in einer anderen Welt. Der Film funktioniert als Entwicklungsgeschichte von Malik (Tahar Rahim), einem jungen Franzosen mit arabischen Wurzeln. Er kommt ins Gefängnis als Kleinkrimineller und verlässt es als geprüfter Gangster. Geboren wurde er als schüchterner, passiver Verlierer; zunächst ist ihm das wahrhaft Böse noch fremd. Alles, was er wurde, er lernte es im Gefängnis. Ich kann mich kaum erinnern, in einem Gefängnisfilm einen solchen Charakter je erlebt zu haben! Wir wissen nicht, weshalb er eingeliefert wurde, wir sind nur Zeuge, wie er seine Unschuld verliert. Hinter Gittern schliesst er sich der korsischen Gang an, die alles kontrolliert. Angeführt wird sie von Cesar Luciani (Niels Arestrup), einem Paten mit kalten Augen. Im Gefängnis wird er von Bodyguards begleitet und hat seine Spione überall. Der Neue ist nützlich für ihn, da er Zutritt zur arabischen Gang hat. Einer von ihnen soll ermordet werden. Im Grunde ganz simpel: Cesar bringt Malik bei, wie man eine Rasierklinge im Mund versteckt. Mit der soll dem Opfer die Kehle durchgeschnitten werden. Weigert sich Malik, muss er sterben. Töte oder stirb. Malik hat noch nie getötet und verpfuscht den Job. Es gibt einen Kampf und alles ist mit Blut bedeckt. Cesar aber hilft, die Tat zu vertuschen. Malik ist kein "Mann", aber ein Überlebender, der das Nötige tut. Und er lernt schnell. Über die Jahre verändert er sich, ergreift die Chance im Knast, die ihm draussen in der Gesellschaft nie vergönnt war. Er lernt wie man überwacht, eine Strategie entwickelt und sogar wie man liest. Für die Korsen aber wird er immer der "dreckige" Araber bleiben. Vielleicht ist aber auch genau das der Grund, weshalb er zu Cesars Vertrauten wird. Mallik kann nicht mehr zurück zu den Arabern. Es gibt keinen Platz für ihn, ausser den an Cesars Seite. Diese Partnerschaft mit Cesar verbessert nicht zuletzt Maliks eigene Position im Knast. Fast möchte man diese Stellung als Ende einer Bildungsgeschichte begreifen. Arestrup als Cesar ist das Ereignis von Un Prophete! In allen Filmen von Jacques Audiard gibt es diese denkwürdigen Performances, doch Cesar übertrifft sie alle! Cesar sieht alles, will aber selbst nicht wahrgenommen werden. Deshalb muss er seine Aggression steuern und kontrollieren. So lange er das beherrscht, behält er die Macht über Leben und Tod. Seine grössten Momente, sie sind meist still. Entscheidungen werden getroffen und kalt umgesetzt. Und Malik, der Neue? Ein Enigma. Wir wissen nicht, was er denkt, können es nicht einmal erraten. Vermutlich ist das die Qualität, die Audiard erreichen wollte. Nichts dringt bei ihm nach draussen und Gefühle zu verbergen ist Cesars wichtigste Lektion für Malik. Hier schliesst Audiard an die stilisierten Gangster-Klassiker der 60er an. Das ist im besten Sinne unmodern, denn viel zu viele Filme, wollen uns unbedingt aufdrücken, was die Protagonisten gerade denken und warum. Wieviel faszinierender aber ist es, im Dunkeln zu tappen? Malik? Er ist bereit zu töten. Wir können ihn nur durch seine Taten richten. Das aber macht es furchteinflössend, denn ein Killer ohne Motive ist nur umso schrecklicher. Malik war einmal jemand, für den das Leben eine Bedeutung hatte. All das aber ändert sich während seiner blutigen Tat im Gefängnis. Nun ist er bereit für die Strasse draussen… - The center of Un Prophet is a murder - a clumsy and incredibly brutal murder. We see the killer shaking - whether it is out of grief, relief or anger we do not know. This is exactly the key to Jacques Audiard's greatest film: We see something and yet we cannot understand it. Perhaps this is also because we witness extreme violence that is foreign to us. Murderers like the one in Un Prophet live in another world. The film functions as a developmental story of Malik (Tahar Rahim), a young Frenchman with Arabic roots. He goes to prison as a petty criminal and leaves as a certified gangster. He was born as a shy, passive loser; at first, true evil is still foreign to him. All he became, he learned in prison. I can hardly remember ever having seen such a character in a prison film! We don't know why he was sent to prison, we are only witnesses of how he loses his innocence. Behind bars he joins the Corsican gang that controls everything. It is led by Cesar Luciani (Niels Arestrup), a godfather with cold eyes. In prison he is accompanied by bodyguards and has his spies everywhere. The new guy is useful for him, as he has access to the Arab gang. One of them is to be murdered. Basically quite simple: Cesar teaches Malik how to hide a razor blade in his mouth. It is used to cut the victim's throat. If Malik refuses, he dies. Kill or die. Malik's never killed before, and he'll mess up the job. There's a struggle, and everything's covered in blood. But Cesar helps to cover up the crime. Malik's not a "man," but a survivor who does what's necessary. And he's a quick learner. Over the years he changes, takes the chance in prison that he was never given in the outside world. He learns how to monitor, develop a strategy and even how to read. But for the Corsicans, he will always be the "dirty" Arab. But maybe this is exactly the reason why he becomes Cesar's confidant. Mallik can no longer go back to the Arabs. There's no place for him except at Caesar's side. This partnership with Cesar improves not least Malik's own position in prison. One would almost like to see this position as the end of a history of education. Arestrup as Cesar is the event of Un Prophet! In all of Jacques Audiard's films there are these memorable performances, but Cesar surpasses them all! Cesar sees everything, but does not want to be perceived himself. That's why he has to direct and control his aggression. As long as he controls it, he retains the power over life and death. His greatest moments, they are mostly silent. Decisions are made and implemented coldly. And Malik, the new guy? An enigma. We don't know what he thinks, can't even guess. It's probably the quality Audiard wanted to achieve. Nothing gets out of him and hiding feelings is Cesar's most important lesson for Malik. Here Audiard follows on from the stylized gangster classics of the 60s. This is unfashionable in the best sense of the word, because far too many films want to force on us what the protagonists are thinking and why. But how much more fascinating is it to grope in the dark? Malik? He's ready to kill. We can only judge him by his actions. But that makes it scary, because a killer without motives is only all the more terrifying. Malik was once someone who cared about life. But all that changes during his bloody act in prison. Now he's ready for the streets...
Kommentare
Eure letzten Kommentare
Di, 14/04/2020 - 09:21
Ich meine, wenige Frauen…
Ich meine, wenige Frauen mögen Prison Break. Es spielen ja auch nie Frauen mit. Ein Prophet dagegen habe ich sehr genossen, weil der Hauptcharakter wirklich interessant ist. Wie ihr geschrieben habt, gibt er nur wenig von sich preis und das ist auch der Grund, weshalb man ein Prophet mehrmals ansehen möchte. Ich habe übrigens auch die älteren Filme des Regisseurs auf eure Empfehlung geliehen und die gefielen mir sogar noch besser.
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