1949 verfasste Patricia Highsmith die Liebesgeschichte einer schüchternen Verkäuferin und einer viel älteren Hausfrau. 1952 veröffentlicht kann man den Roman auch als Zeugnis des konformistischen Amerikas der Zeit lesen. Todd Haynes hat seine ganze Karriere damit verbracht, Konformität und Repression zu erforschen. In Carol richtet er seine Aufmerksamkeit auf die unsichtbare lesbische Subkultur während der 50er. Carol beschäftigt sich dabei mit dem schönen Schein, der Oberfläche des Menschen in Kontrast mit seiner wahren Natur. Die Dualität des menschlichen Seins. Therese (Rooney Mara) ist Verkäuferin in einem New Yorker Warenhaus. Sie hat eine Art festen Freund, doch irgendetwas in ihrem Verhalten hinter der Verkaufs-Theke verrät uns: Therese wartet... Vermutlich weiss sie selbst nicht auf was. Dann tritt Carol, eine elegante Blondine, in Erscheinung. Die erste Begegnung von Carol und Therese mag geschäftlich sein, Kundin und Verkäuferin. In Wahrheit aber werden wir Zeuge eines verbotenen Flirts. Haynes inszeniert die Beziehung beider mit viel Aufmerksamkeit für die Details (die schmutzigen Motel Zimmer, dunkles Bar, Carols Anwesen und Thereses Apartment). Wir erleben die Romantik, aber auch die Tücken der Situation. Manchmal werden Carol und Therese durch verschmutzte Fenster gefilmt, es scheint, als stünden sie ausserhalb. Die Einsamkeit resultiert daraus, dass beide nicht sie selbst sein dürfen. Carol und Therese müssen sich verstecken. Der Roman wird durch Thereses Perspektive erzählt. Dadurch bleibt Carol im Grunde fremd. Besonders deutlich wird das im Film in den Szenen, da Therese abwesend ist - sie verwirren uns, da wir ja gewohnt sind, eben durch Thereses Augen zu sehen. Blanchett ist eine Schauspielerin, die keine Angst davor hat "dramatisch" zu spielen. In einigen Filmen wirkt das unpassend in einem realistischen Kontext. In Carol kommt ihr das aber zugute, denn ihre Figur versteckt sich hinter "Performance": Wie sich Carol eine Zigarette ansteckt, wie sie ihr Haar zurückwirft. Auch Carol ist eine Schauspielerin. Therese erleben wir in ihrer Beziehung mit einem Mann und auch darüber hinaus hat sie einige (männliche) Freunde. Interessant ist der Unterschied dieser Beziehung gegenüber der, die sie mit Carol eingeht: Es ist nicht einfach die Geschichte der schüchternen Verkäuferin, sondern durch Carols Präsenz wird Therese eingeschüchtert. Dazu kommt, dass sie nie öffentlich Carols Hand halten kann und auch nicht davon ausgeht, dass dies jemals geschehen wird. In einer Szene sitzt Terese auf dem Rücksitz eines Taxis und beobachtet ein Pärchen, wie es Händchen haltend die Strasse entlang schlendert. Wie stark mag sie sich in diesem Moment "ausserhalb" gefühlt haben? - In 1949 Patricia Highsmith wrote the love story of a shy saleswoman and a much older housewife. In 1952 the novel was published as a testimony to the conformist America of the time. Todd Haynes has spent his entire career exploring conformity and repression. In Carol, he focuses his attention on the invisible lesbian subculture during the 1950s. Carol is concerned with the beautiful appearance, the surface of man in contrast with his true nature. The duality of human existence. Therese (Rooney Mara) is a salesgirl in a New York department store. She has a kind of boyfriend, but something in her behaviour behind the counter tells us: Therese is waiting... She probably doesn't know what it is. Then Carol, an elegant blonde, appears. The first meeting of Carol and Therese may be business, customer and saleswoman. In reality, however, we are witnessing a forbidden flirt. Haynes stages the relationship between the two with much attention to detail (the dirty motel rooms, dark bar, Carol's estate and Therese's apartment). We are experiencing romance, but also the pitfalls of the situation. Sometimes Carol and Therese are filmed through dirty windows, it seems as if they were outside. The loneliness results from the fact that both must not be themselves. Carol and Therese must be hiding. The novel is told through Therese's perspective. That's basically why Carol remains a stranger. This becomes particularly clear in the film in the scenes, since Therese is absent - they confuse us, since we are used to seeing through Therese's eyes. Blanchett is an actress who is not afraid to play "dramatically". In some films this seems inappropriate in a realistic context. In Carol, however, this benefits her because her character hides behind "Performance": how Carol puts on a cigarette, how she throws her hair back. Carol is also an actress. We experience Therese in her relationship with a man and also beyond that she has some (male) friends. What's interesting is the difference between this relationship and the one she has with Carol: it's not just the story of the shy saleswoman, but Carol's presence intimidates Therese. In addition, she can never publicly hold Carol's hand, nor does she assume that this will ever happen. In one scene Terese sits in the back seat of a taxi and watches a couple strolling along the street holding hands. How strong might she have felt "outside" at that moment?
Kommentare
Eure letzten KommentareFrom the beautiful set design
From the beautiful set design to Billie Holiday soundtrack (I want that vinyl), only Carol is so much more. Soft, beautifully shot, aching, trembling with emotions, and with a double hit performance.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
A sublime crystallization of
A sublime crystallization of desire and the intangibility of falling in love with another human being. Courts classicism without erring on the side of cliché and finds masterful reticence in its distance and curious chilliness. Just the craftsmanship behind its inebriating visuals and the two central performances would be enough to reccomend the film, but it keeps on revealing new complexities on repeat viewing.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Das Schönheit von Todd Haynes
Das Schönheit von Todd Haynes CAROL ist eine ganz beiläufige : Nichts strebt nach Bedeutung, kein Bild will mehr sein, als es ist. Vielmehr gelingt es Haynes die emotionale Tiefe seiner Bilder vollständig auszuloten. Mal wirkt CAROL wie ein perfekt konstruiertes Kunstwerk, bei dem jede Dialogzeile und jeder Kameraschwenk sitzt, aber ganz oft auch wirkt er unperfkt und lässt sich in traumähnliche Sequenzen gleiten. Letzteres ist Haynes größte Stärke, er verfällt nicht in perfektionsgetriebene Genauigkeit sondern das Herz gehört seinen zwei Protagonisten. Und dadurch wirkt CAROL so leidenschaftlich, wie jede neu entflammte Liebe.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Schauspielerinnen gut,
Schauspielerinnen gut, Atmosphäre gut, Kostüm und Ausstattung gut, Modelleisenbahn gut...
Ja doch, alles echt nicht übel. Aber um ehrlich zu sein, wenn nicht einige Leute seit Monaten darauf rumreiten würden, für was für einen ultrabesonderer Film sie Carol halten, hätte ich es von selber nicht gemerkt.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
und Todd Haynes ist auch ein
und Todd Haynes ist auch ein mutiger und guter Regisseur, der nun auch noch einen Anteil an diesem Film trägt.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
cate blanchett, sie ist so
cate blanchett, sie ist so gehemnisvoll und so schön, wie könnte da ein film mit ihr musslingen. carol ist ihr bisher allerbester, ein klassiker bereits jetzt. carol wirkt aber nie altbacken, sondern ganz modern, ich denke, dass kommt daher, weil die charaktere im film nicht so stereotyp sind. irgendwie wirken sie so wie menschen, die man selbst kennen könnte. auch das ist wiederum das verdienst vor allem von cate blanchett.
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
Werde Teil der Community
Schreibe Kommentare, vote für Deine Favoriten oder sende uns Deinen Film-Vorschlag.