Sicario eröffnet mit zwei Indikatoren einer brutalen Welt: Der erste, eine furchtbare Entdeckung, der zweite eine Explosion. Beide begründen den folgenden für uns befriedigenden Thriller (und genaus diese Tatsache bereitet mir Magenschmerzen). Wir befinden uns in einem Universum, in dem das Böse schlicht exisitiert. In dieser Welt kann Gewalt einfach so ausbrechen, Leben nehmen oder niederschmettern. Sicario schafft leider tiefe Befriedigung. Der Film untersucht den Krieg ohne Regeln oder Verpflichtungen mit einem spektakulären Auftritt von Benicio Del Toro und der faszinierenden Cinematographie von Roger Deakins. Böse Zungen behaupteten, Sicario sei zu ausschweifend und prätentiös. Sicario fehle deshalb die Dringlichkeit eines wahrhaft grossartigen Thrillers. Ich muss zugeben, dass mich diese Ansicht wütend macht, so ergriffen war ich von Villenueves Film. Sicario funktioniert, weil er sich die Zeit nimmt, den Schauplatz der Grenze Arizonas zu Mexikos zu beleuchten. Wie könnten wir uns sonst in dieser unvorstellbar grausamen Welt zurecht finden? In der ersten Szene versucht die FBI Agentin Kate Macy (Emily Blunt) das Opfer einer Entführung in Arizona aufzuspüren. Kurz blicken wir in ihr Gesicht: Furcht und Entschlossenheit vor dem Zugriff. Sie bricht mit einem Truck durch die Wand eines Hauses, erschiesst einen Täter, der seine Waffe gegen sie richtet. In ihren Augen blitzt Verzweiflung auf. Macy ist ausgesprochen menschlich und noch nicht abgestumpft. Ein Schuss reisst ein Loch in die Wand des Gebäudes und es kommen Leichen zum Vorschein. Mehr als 20, mehr als 30 tote Körper. Das gesamte Gebäude ist gefüllt mit Leichen - während des schockierenden Anblicks reisst eine Explosion draussen im Schuppen zwei Beamte in den Tod. Macy handelt ohne zu zögern und streng nach Vorschrift, was ihre Vorgesetzten beeindruckt. Sie wird vorgeladen zu einem Treffen einer Task Force, geleitet vom mysteriösen Matt (Josh Brolin). Seine Identität bleibt wie die gesamte Operation verborgen. Man arbeitet zusammen mit dem düster wirkenden Alejandro (Benicio Del Toro) - von dem nicht einmal sicher fest gestellt werden kann, ob er nicht einfach nur als Söldner dient. ihr Einsatz findet in Mexiko statt und endet blutig. Wo ist der Zusammenhang zwischen dem Leichenhaus in Arizona und der rechtslosen Stadt Juarez in Mexiko? Die Drogen Barone sind dort so prominent, dass sie Leichen verkehrt herum an der Hochstrasse aufhängen können. Der Befehl lautet, einen Drogen Schieber zu stellen und in die USA zu überführen. Auf dem Rückweg gerät der Convoy in einen Stau (man hatte sie vorgewarnt, dass explizit der Rückweg gefährlich sei). Während das Unternehmen im Stau feststeckt, blicken wir in verschiedene Autos: Wir erblicken tätowierte Gestalten, bewaffnet. Die Szene gehört zu den besten in der Disziplin des Aufbaus von Spannung überhaupt: Gewalt liegt in der Luft und wird ausbrechen... Das Drehbuch von Sicario entwickelt nicht nur einen Hauptcharakter. Macy nimmt oft nur die Position einer Beobachterin ein, während Matt und Alejandro agieren. Sollte es möglich sein, dass Macy eben nur zu diesem Zweck angeheuert wurde? Im Kern kreiert Sicario eine Welt ohne Anführer, die im Chaos versinkt. Dementsprechend kann sich Macy während des gesamten Films nicht zurecht finden, da keine Grundregeln existieren. Denis Villeneuve kann sich auf die Anziehung Del Toros verlassen, die fast magnetisch wirkt. Ihm gebürt der Showdown, der gnadenlos und radikal abläuft. Wir merken, dass der Kanadier Villeneuve auch in seinem dritten US amerikanischen Film nicht von Hollywood korrumpiert wurde: Emily Blunt als Heroine? Mir scheint sie in gefangen in einer unerhört altmodischen Frauenrolle, die Hollywood so gar nicht mehr vergibt. Sollte sie jemals aktiv an diesem Einsatz mitwirken oder bloss Bericht erstatten? Rechtfertigt sie einfach nur die Unrechtmässigkeit der Operation? Benicio Del Toro dagegen als dunkler Held? Provoziert der Film, dass wir uns mit seinem Feldzug gemein machen? Bestaunen wir einen Mann, der innerlich längst abgestorben ist? Ist ausser mir noch jemandem aufgefallen, dass wir Zeuge einer angedeuteten Zuneigung zwischen Macy und Alejandro werden? Ich muss mir Sicario noch einmal ansehen. In diesem Moment fühle ich mich nur elend und schockiert. - Sicario opens with two indicators of a brutal world: The first, a terrible discovery, the second an explosion. Both justify the following thriller (and exactly this fact causes me stomach pains). We are in a universe where evil simply exists. In this world, violence can just break out, take lives or crush. Sicario, unfortunately, creates deep satisfaction. The film examines the war without rules or obligations with a spectacular performance by Benicio Del Toro and the fascinating cinematography by Roger Deakins. Malicious tongues claimed Sicario was too profligate and pretentious. Sicario therefore lacks the urgency of a truly great thriller. I must admit that this view makes me angry, I was so moved by Villenueves film. Sicario works because he takes the time to illuminate the scene of Arizona's border with Mexico. How else could we find our way in this unimaginably cruel world? In the first scene, FBI agent Kate Macy (Emily Blunt) tries to track down the victim of a kidnapping in Arizona. Briefly we look into her face: fear and determination of access. She breaks through the wall of a house in a truck, shoots a perpetrator who turns his gun on her. Desperation flashes in her eyes. Macy is extremely human and not yet indifferent. A shot tears a hole in the wall of the building and corpses appear. More than 20, more than 30 dead bodies. The whole building is filled with corpses - during the shocking sight, an explosion outside in the shed kills two officers. Macy acts without hesitation and strictly by the book, which impresses her superiors. She is summoned to a meeting of a task force led by mysterious Matt (Josh Brolin). His identity, like the entire operation, remains hidden. They work together with the gloomy Alejandro (Benicio Del Toro) - who can't even be sure that he isn't just a mercenary. Their mission takes place in Mexico and ends bloody. What is the connection between the morgue in Arizona and the rightless city of Juarez in Mexico? The drug barons are so prominent there that they can hang bodies upside down on the high road. The order is to set up a drug trafficker and transfer him to the United States. On the way back the convoy gets into a traffic jam (they had warned her that the way back is explicitly dangerous). While the company is stuck in traffic jams, we look into different cars: We see tattooed figures, armed. The scene is one of the best in the discipline of building tension in general: violence is in the air and will erupt... Sicario's script does not only develop a main character. Macy often only takes the position of an observer, while Matt and Alejandro act. Should it be possible that Macy was hired just for this purpose? At its core, Sicario creates a world without leaders that sinks into chaos. Accordingly, Macy can't find his way around the whole movie because there are no ground rules. Denis Villeneuve can rely on Del Toro's attraction, which is almost magnetic. He is born with a showdown that is merciless and radical. We notice that the Canadian Villeneuve was not corrupted by Hollywood in his third US film either: Emily Blunt as Heroine? I think she's trapped in an outrageously old-fashioned female role that Hollywood doesn't even forgive anymore. Should she ever be actively involved in this operation or should she just report back? Is she just justifying the illegality of the operation? Benicio Del Toro, on the other hand, as a dark hero? Does the film provoke us to make ourselves common with his campaign? Do we marvel at a man who has long since died inside? Has anyone but me noticed that we are witnessing an implied affection between Macy and Alejandro? I have to take another look at Sicario. Right now I'm just feeling miserable and shocked.
Kommentare
Eure letzten KommentareSicario doesn't come alive
Sicario doesn't come alive until its climax, when it's at its most immediate and most creatively memorable, as it lacks momentum and detailed insight into the drug war. It's even small in scope for a film of its magnitude, which would be fine if Blunt's psychological dilemma had been more convincing, as it's underplayed to Brolin and Del Toro's logic, who both oddly seem to win out, until those climatic few scenes.
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Was für eine Endtäuschung
Was für eine Endtäuschung dieser Film ist. Um wirklich kritisch zu sein, viel zu flach und unentschlossen in der Aussage. Und als Action-Film taugt er auch nichts, denn es scheint, als hätte man absichtlich an der Action vorbei gedreht um sich auf den Charakter der Kate Macer (Blunt) zu konzentrieren. Das funktioniert nicht. Letztendlich will uns der Film erzählen, dass im ultrabrutalen Krieg gegen die Drogen jedes Mittel recht ist, auch ausländische Auftagskiller (Del Toro) einzusetzen. Das dumme Weibchen (Blunt als einzige Frau in einem all-male-cast) ist erst entsetzt und sieht die Demokratie in Gefahr. Aber der alte Haudegen (Brolin) erklärt es ihr. Und wenn sie nicht gestorben sind, drehen sie schon am zweiten Teil. Lieber Don Winslows "Das Kartell" lesen.
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Für mich der beste Thriller
Für mich der beste Thriller seit langem. Im Gegensatz zum fußlahmen "The Revenant" wird die Rache hier nach der Erstürmung des Forts knallhart durchgezogen. Und Ciudad Juarez hat gerade auch den päpstlichen Segen erhalten. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung, die es eigentlich geben muss.
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Soweit ganz okay, nur hat
Soweit ganz okay, nur hat mich die Hauptfigur (Emily alias Kate) wirklich arg genervt. Am Anfang wirkte sie ja noch ganz souverän, doch am Ende sah sie für mich mit ihrem Schmollmund nur noch aus, als hätte man ihr den Teddy weggenommen.
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„Sicario“ ist Realität, die
„Sicario“ ist Realität, die ausgeblendet wird, und Alptraum, der nicht wahr sein kann. Dieser Film ist eine entsicherte Waffe, narrativ simpel, moralisch komplex. Denn es geht um Geister, die töten dürfen, ohne dass man überhaupt von ihnen weiß. Und um eine FBI-Agentin, die glaubt, den mexikanischen Kartell-Gefechten gewachsen zu sein. Das ist zunächst kaum dramaturgisch, dafür aber atmosphärisch überwältigend. Später auch in der Art und Weise, wie Charaktere Verzicht und Austauschbarkeit suggerieren, dabei dann empfindlich menschlich wirken: Weil Nebencharaktere sich zur Seele des Films steigern, während die Beantwortung der Frage nach dem klassischen Motiv der Heldenreise für andere pessimistisch beantwortet wird.
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weibliche kämpfer, bisher
weibliche kämpfer, bisher waren sie per etikette "gut". charaktereigenschaft: "gut". sicario ändert diese regel des hollywood mainstreams, denn ausgerechnet die idealistische fbi agentin, übt verrat im moralischen sinne. verrat an sich selbst, an der "guten" sache.
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